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Berliner Morgenpost", "Bild der Frau" und "Hörzu" Springer verkauft Traditionstitel an Funke-Gruppe

Der Deal ist fast eine Milliarde Euro schwer: Axel Springer verkauft seine Regionalzeitungen, Frauen- und Programmzeitschriften an die Funke-Gruppe - laut Verlag ein Schritt in die digitale Zukunft.

Die Axel Springer AG verkauft ihre Regionalzeitungen sowie ihre Programm- und Frauenzeitschriften an die Funke Mediengruppe. Der Kaufpreis betrage insgesamt 920 Millionen Euro, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Berlin mit. Zu den betroffenen Titeln gehören die "Berliner Morgenpost" und das "Hamburger Abendblatt", die Anzeigenblätter in Berlin und Hamburg sowie die Zeitschriften "Hörzu", "TV Digital", "Funk Uhr", "Bildwoche", "TV neu", "Bild der Frau" und "Frau von heute" einschließlich der dazugehörigen Digitalmarken.

Es sei ein entsprechender rechtsverbindlicher Vorvertrag geschlossen worden, hieß es. Die Transaktion bedürfe der fusions- und kartellrechtlichen Freigabe durch die zuständigen Behörden, mit der nicht vor Ende des Jahres 2013 zu rechnen sei. Die Regionalzeitungen und Zeitschriften sollen mit wirtschaftlicher Wirkung zum 1. Januar 2014 verkauft werden. Sie trugen im Geschäftsjahr 2012 laut Springer fast 95 Millionen Euro zum Gewinn und gut 512 Millionen Euro zum Umsatz des Konzerns bei.

Stichwort: Funke Mediengruppe

Die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" ("WAZ") ist der prominenteste Titel der Funke Mediengruppe, die außerdem "Gong" und "Frau im Spiegel" publiziert. Hinzu kommen "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung" , "Westfalenpost" und "Westfälische Rundschau", die "Thüringer Allgemeine", die "Ostthüringer Zeitung", die "Thüringische Landeszeitung" und die "Braunschweiger Zeitung". In Österreich ist die Gruppe an "Kronen Zeitung" und "Kurier" beteiligt. Insgesamt erscheinen bei Funke 30 Tages- und Wochenzeitungen, 170 Illustrierte und Fachzeitschriften sowie Anzeigenblätter und Kundenzeitschriften. Die deutschen Tageszeitungen haben eine Auflage von knapp 1,1 Millionen. Der Funke-Umsatz lag 2011 bei 1,1 Milliarden Euro. In Deutschland hat die Gruppe 6000 Mitarbeiter.

"Wir müssen unsere Kräfte bündeln"

"Die Entscheidung, uns von einigen der traditionsreichsten Marken des Hauses zu trennen, ist uns nicht leicht gefallen", teilte Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner mit. Man sei sich aber sicher, dass der Verkauf für eine langfristige Perspektive der Marken und deren Mitarbeiter das Beste ist. Funke-Geschäftsführer Thomas Ziegler erklärte: "Wir müssen unsere Kräfte bündeln, denn der Medienmarkt stellt uns vor anspruchsvolle Aufgaben."

Springer und die Funke Mediengruppe - dabei handelt es sich um die ehemalige WAZ-Mediengruppe, die unter anderem die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" herausgibt - hätten zudem vereinbart, Gemeinschaftsunternehmen für Vertrieb und Vermarktung von gedruckten und digitalen Medienangeboten zu gründen, erklärte der Verlag.

Springer will Kernmarken voranbringen

Beide Medienhäuser wollen eigenen Angaben zufolge den Fokus mehr auf ihre jeweiligen strategischen Ausrichtungen richten. Springer sieht in dem Verkauf einen bedeutenden Schritt bei dem Vorhaben, das führende digitale Medienunternehmen zu werden. Der Verlag will sich verstärkt auf seine multimedialen Kernmarken "Welt" und "Bild" mit den dazugehörigen Zeitschriftenmarken konzentrieren.

Die Funke Mediengruppe wolle durch die Übernahme schneller zu einem führenden nationalen Medienhaus werden und künftig stärker auf den Ausbau seiner Regionalmedien und Zeitschriften mit der Verbindung von Print und Digital setzen, hieß es. Durch den Kauf erschließe sich für die Mediengruppe ein großes Potenzial, um neue Wege etwa bei der Verzahnung der Print- und Onlinewelt zu gehen, sagte Ziegler.

Journalistenverband nennt Verkauf "ziemlich katastrophal"

Der Deutsche Journalistenverband (DJV) befürchtet, dass bei der Übernahme Stellen abgebaut werden. Angesichts der Rationalisierungsmaßnahmen der Funke-Gruppe bei der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" sei die Sorge um die Sicherheit der Arbeitsplätze bei den Medienobjekten berechtigt", sagte DJV-Geschäftsführer Stefan Endter in Hamburg. Die Verkaufsankündigung bezeichnete er als "ziemlich katastrophal". Springer gebe seinen Standort Hamburg weitgehend auf.

Bei den betroffenen Mitarbeitern in der Hansestadt herrscht große Verunsicherung. Zwar gebe es für das "Hamburger Abendblatt" eine Standortgarantie, nicht aber für die Programm- und Frauenzeitschriften. Zudem habe der künftige Eigentümer nicht den besten Ruf. "Das ist ein tolles Geburtstagsgeschenk", hieß es ironisch aus der Redaktion.

Das Abendblatt feiert in diesem Jahr sein 65-jähriges Bestehen. In der Hansestadt war Verleger Axel Springer 1948 mit der Traditionszeitung gestartet. Zwei Jahre zuvor hatte er schon die Programmzeitschrift "Hörzu" auf den Markt gebracht. "Springer entwickelt sich zu einem Mischkonzern und verabschiedet sich weitgehend von seinem Verlagsgeschäft", so DJV-Chef Endter.

Springer-Aktien legen deutlich zu

An der Börse löste der 920-Millionen-Deal ein Kursfeuerwerk für Springer aus. Die Aktien des Medienkonzerns schossen zeitweise um 10,99 Prozent nach oben. Mit 38,335 Euro notierten sie auf dem höchsten Stand seit April 2012 und waren auch der mit Abstand größte Gewinner im MDax. Analyst Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe sprach von einer "sehr guten Nachricht" für das Unternehmen. "Ich habe nicht erwartet, dass Springer sich so schnell von solchen Traditionsmarken trennen würde."

mad/DPA/AFP DPA

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