Daimler Chrysler plant einen massiven Stellenabbau bei der Kleinwagenmarke Smart. Der Grund: Der Straßenflitzer ist ein Ladenhüter. Seitdem der Autokonzern Daimler Chrysler den Smart 1998 auf den Markt brachte, hat er noch nie Gewinne eingefahren.
Für Autofahrer, die auf der Suche nach einem Parkplatz regelmäßig neidische Blicke auf kreuz und quer parkende Smarts werfen, gehört der kleine Flitzer längst zum Straßenbild. Doch der Eindruck täuscht. Seit Produktionsaufnahme im Juli 1998 wurden bis heute nur 730.000 Smarts gebaut. Das ist viel weniger als ursprünglich geplant. 2004 sollte dann eigentlich einen Durchbruch für Smart bringen. Doch statt der ursprünglich geplanten 175.000 wurden knapp 140.000 Fahrzeuge verkauft. Der operative Verlust lag Unternehmenskreisen zufolge im Vorjahr damit bei mehr als 400 Millionen Euro. "Das Produkt ist gut, wir haben aber ein Kostenproblem", kommentiert Konzernchef Jürgen Schrempp die Entwicklung.
Milliardenschweres Sparkonzept
Um die Marke zu retten, will Daimler Chrysler die verlustreiche Kleinwagenmarke jetzt mit einem milliardenschweren Sparkonzept bis 2007 in die Gewinnzone führen. Ein Konzept, das vor allem zu Lasten der Angestellten geht. Bei Smart in Böblingen sei ein Abbau von 600 Stellen geplant, sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats bei Daimler Chrysler, Erich Klemm. Der Standort Hambach sei in einem deutlich geringeren Umfang betroffen. Insgesamt sollen 700 der zusammen 2150 Stellen gestrichen werden. Es werde aber einen "sozialverträglichen Stellenabbau" geben, teilte DaimlerChrysler mit.
Zudem will Mercedes-Chef Eckhard Cordes die Modellpalette beschneiden: Der lange geplante Geländewagen "formore" wird nicht gebaut, der erfolglose Roadster zum Jahresende eingestellt. Smart-Chef Ulrich Walker glaubt, das Konzept sei "ein Neuanfang für die Marke". Die Fixkosten sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre um rund 30 Prozent gesenkt und die Produktivität erheblich erhöht werden. Die Kooperation mit Mitsubishi Motors beim Smart- Viersitzer "forfour" wird dagegen fortgesetzt.
Als größtes Manko von Smart gilt der Vertrieb. Zur Steigerung von Absatz und Umsatz wird die Zahl der smart-Vertriebsstützpunkte in der Mercedes-Benz Vertriebsorganisation um rund ein Viertel erhöht. Dies bedeutet, dass weitere Mercedes-Händler künftig auch die Kleinwagen verkaufen werden.
Ziel ist ein solide Basis
Zuvor hatte Daimler Chrysler sogar eine Einstellung der Produktion geprüft. Eine Auflösung der Marke hätte aber mehr gekostet als die Sanierung, sagte Cordes. Stattdessen fiel die Entscheidung zugunsten des neuen Geschäftsmodells auf. "Mit dem neuen Geschäftsmodell wird die Kleinwagenmarke auf eine betriebswirtschaftlich solide Basis gestellt werden. Ziel ist, im Jahr 2007 den Break Even zu erreichen", teilte der Konzern mit. Klemm erwartet vom Daimler-Chrysler-Vorstand, dass die harten Einschnitte zu einer "nachhaltig erfolgreichen Lösung" bei Smart führen.
Die Gewinnprognose für das laufende Jahr musste der Autokonzern wegen der erwarteten Kosten für die Restrukturierung zunächst reduziert. Die Kosten könnten sich auf bis zu 1,2 Milliarden Euro belaufen. Bislang wollte der Konzern den operativen Gewinn des Vorjahres von 5,8 Milliarden Euro leicht übertreffen. Nun hieß es, dieses Ziel sei nur noch erreichbar, wenn man die Sonderkosten für Smart herausrechne. Die beschlossenen Maßnahmen sollen nun dazu führen, dass die Sparte der Mercedes Car Group - zu ihr gehören Mercedes-Benz, Smart und Maybach - mit einem Ergebnisanstieg von rund 600 Millionen Euro im Jahr 2007 in die schwarzen Zahlen kommt.