Die Übernahme von Porsche entpuppt sich für Volkswagen immer mehr als Glücksgriff: Der Sportwagenbauer verfünffachte nahezu seinen Betriebsgewinn in den ersten neun Monaten des Jahres auf 1,9 Milliarden Euro. Damit trug Porsche beträchtlich dazu bei, dass die Wolfsburger Zwölf-Marken-Gruppe die Auto-Absatzkrise in Europa locker wegstecken konnte. Allein im Sommerquartal sprang der Konzerngewinn vor Steuern und Zinsen um ein Fünftel auf knapp 2,8 Milliarde Euro und erreichte damit die Markterwartungen fast punktgenau.
An seinen vorsichtigen Geschäftszielen für das Gesamtjahr hielt Konzernchef Martin Winterkorn dennoch fest: "Es bleibt dabei: In dem überaus harten wirtschaftlichen Umfeld sind die Ziele, die wir uns für das laufende Jahr gesetzt haben, sehr ambitioniert. Aber wir stehen unverändert zu diesen Zielen." Demnach will Volkswagen im laufenden Jahr mehr Fahrzeuge verkaufen als im Vorjahr und den Umsatz steigern. Der Betriebsgewinn soll die im Vorjahr erzielten 11,5 Milliarden Euro wieder erreichen.
Stärkste Gewinnstützen waren bis Ende September die Oberklassetochter Audi, deren operativer Gewinn wegen der Rabattschlacht allerdings von 4,2 Milliarden Euro im Vorjahr auf 3,7 schrumpfte, und eben Porsche. Das China-Geschäft, das VW als Beteiligung im Finanzergebnis verbucht, lieferte 3,5 Milliarden Euro Betriebsgewinn. Vor einem Jahr standen hier noch 2,8 Milliarden Euro zu Buche.
Durchwachsenes Vorjahr lässt 2013 glänzen
Das operative Gewinnplus fiel im dritten Quartal auch deshalb hoch aus, weil der Vergleichswert des Vorjahres besonders niedrig war. Vor einem Jahr hatten hohe Investitionen in das neue Baukastensystem und in Modelle wie den neuen Golf das Ergebnis belastet. Der Umsatz sank im dritten Quartal um vier Prozent auf knapp 47 Milliarden Euro.
Unter dem Strich blieb in dem Drei-Monats-Zeitraum ein Überschuss, der aufgrund von Sondereffekten mit 1,9 Milliarden Euro 80 Prozent niedriger war als im Vorjahr. Vor Jahresfrist hatten Neubewertungen im Zusammenhang mit der Übernahme des Porsche-Sportwagengeschäfts den Nettogewinn aufgebläht.
Bis Ende September lieferte der VW-Konzern weltweit 7,2 Millionen Fahrzeuge aus, 4,8 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Insgesamt will Volkswagen in diesem Jahr 9,5 Millionen Pkw und leichte Nutzfahrzeuge losschlagen. Im vergangenen Jahr waren es 9,3 Millionen Stück.
Volkswagen führt seit dem vergangenen Jahr in der Autoproduktion ein neues Baukastensystem ein, das zunächst viel Geld kostet, die Stückkosten mittelfristig aber um ein Fünftel senken soll. Nach dem Audi A3 und der siebten Generation des VW Golf rollen inzwischen mit dem Skoda Octavia und dem Seat Leon weitere Kompaktmodelle mit der neuen Architektur auf den Straßen. Im Herbst nächsten Jahres soll der neue Passat folgen. Über alle Marken hinweg sollen in einigen Jahren bis zu vier Millionen Fahrzeuge jährlich auf diesem Baukasten basieren.
General Motors und Toyota im Blick
Analysten bezweifeln allerdings, dass die neue Gleichteilestrategie die versprochenen Einsparungen liefert, um die Kosten der rasanten Expansion des Konzerns abzufedern. Einige Experten befürchten, dass Volkswagen die Vorteile des als Beginn einer neuen Ära gepriesenen Modularen Querbaukastens (MQB) überschätze und womöglich Probleme bekomme, seine mittelfristigen Ziele zu erreichen. Dem hielt Winterkorn entgegen, er erwarte zunehmend positive Effekte auf die Kostenstruktur des Konzerns.
Der Konzern will in den nächsten Jahren nicht nur an Toyota und der Opel-Mutter General Motors vorbeiziehen und den begehrten Thron in der Autobranche erobern, sondern auch deutlich profitabler werden. Die operative Rendite soll bis 2018 von zuletzt unter sechs auf acht Prozent gehievt werden.