Eröffnungsrede in Davos Merkel fordert kreative Lösungen

Bundeskanzlerin Merkel kündigte in ihrer Eröffnungsrede auf dem Weltwirtschaftsforum an, mit Maß und Kreativität das Wachstum in Deutschland kräftig anzukurbeln.

Mit Maß und Kreativität will Bundeskanzlerin Angela Merkel Deutschland innerhalb eines Jahrzehnts unter die drei Länder mit dem größten Wirtschaftswachstum in Europa bringen. Im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit in der Bundesrepublik und ein zu geringes Wachstum seien maßvolle und kreative Schritte gefragt, so Merkel in ihrer Rede zur Eröffnung des 36. Weltwirtschaftsforums (WEF) am Mittwoch in Davos.

Dazu brauche die Wirtschaft stabile Rahmenbedingungen, erklärte die Kanzlerin. Die CDU-Vorsitzende sprach sich aber auch für mehr Freiraum und mehr Freiheit aus. "Arbeit braucht Wachstum und Wachstum braucht Freiheit", sagte sie unter dem Applaus der Zuhörer. Um schneller zu Entscheidungen zu kommen, müsse in Deutschland auch die föderale Struktur reformiert werden, forderte sie. Auch die Verbesserung der Balance zwischen Berufs- und Familienleben sei eine wesentliche Aufgabe.

Im Mittelpunkt des Interesses stehen China und Indien

Im Wettbewerb in der Computerbranche habe Deutschland Aufholbedarf, räumte Merkel ein. "Wir müssen uns der Konkurrenz stellen", sagte sie mit Blick auf Länder wie Indien und China. Am Rande der Konferenz traf Merkel am Abend auch mit Mohamed El Baradei zusammen, dem Leiter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). Dabei sollte es vor allem um den Streit über das iranische Atomprogramm gehen, in dem Deutschland gemeinsam mit Großbritannien und Frankreich zu vermitteln versucht.

Der Schweizer Bundespräsident Moritz Leuenberger rief die Staaten auf, auch dem Markt Rahmenbedingungen zu setzen. Manche glaubten, im Wettstreit der Ideen bilde sich die beste Lösung von selbst mit der "unsichtbaren Hand der Marktwirtschaft" heraus. Ohne soziale Netze, Meinungsfreiheit, Rechtssicherheit und Bildung seien kreative neue Lösungen aber nicht zu haben, sagte Leuenberger mit Bezug auf das Motto der Konferenz: "Der kreative Imperativ".

Bis zum Sonntag werden mehr als 2300 Wirtschaftsführer, Politiker, Wissenschaftler sowie Sportler und Showstars wie der Sänger Bono in gut 200 Arbeitsgruppen und anderen Veranstaltungen über globale Wirtschaftsprobleme beraten. Im Mittelpunkt des Interesses stehen die aufstrebenden Staaten China und Indien, aber auch der Konflikt über das iranische Atomprogramm. Forumsgründer Klaus Schwab kündigte an, ab 2007 eine parallele Veranstaltung in China zu etablieren.

Wirtschaftsprognose sorgt für Stimmungsdämpfer

Mit einer düsteren Prognose über die globale Wirtschaft sorgte Stephen Roach vom Finanzdienstleister Morgan Stanley am Mittwochmorgen für einen ersten Stimmungsdämpfer. Die "Selbstgefälligkeit der Märkte und Unternehmer" könnte das Ungleichgewicht vergrößern, warnte der Chefökonom. Mit Blick auf die angekündigte Streichung von 30.000 Stellen beim Autobauer Ford erklärte US-Arbeitsministerin Elaine Chao, das sei kein Zeichen für eine Schwäche auf dem US-Arbeitsmarkt. Sie verwies in Davos darauf, dass 2005 rund 2,5 Millionen neue Arbeitsplätze entstanden seien.

Das Konferenzzentrum in Davos ist hermetisch abgesichert und wird von Polizeikräften aus der gesamten Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein sowie von privaten Sicherheitsleuten und rund 5500 Soldaten bewacht. Das Gewaltpotenzial militanter Globalisierungsgegner wird in diesem Jahr aber als nicht sehr groß eingestuft. Am Mittwochmorgen wurde vor einem Regierungsgebäude in Bern ein Feuerwerkskörper zur Detonation gebracht. Verletzt wurde niemand, doch es entstand Sachschaden.

DPA/AP