Was ist der Grund für die hohe Inflation, die wir derzeit erleben? Darüber diskutierte der Unternehmer Frank Thelen am Donnerstagabend bei "Markus Lanz" mit der Journalistin Ulrike Herrmann. Thelen sah die expansive Gelddruck-Politik der EZB als den Hauptursache für die steigenden Preise. Die "taz"-Redakteurin Herrmann hielt dagegen und bezeichnete die aufgrund des Ukraine-Krieges explodierenden Energiekosten sowie gestörte Lieferketten aus China als Haupttreiber für die Inflation.
Im Laufe des verbalen Schlagabtauschs schenkten sich beide Seiten nichts, und Ulrike Hermann wurde sogar persönlich: "Wenn Sie Unternehmer sind und investieren auf Basis einer falschen Geldtheorie, dann sehe ich da ein Problem. Es wundert mich nicht, dass Sie schon mehrfach pleite waren", warf die Journalistin ihrem Kontrahenten an den Kopf.
Frank Thelen verteidigt seine Thesen
Der hat sich auf Twitter noch einmal zu Wort gemeldet und seine These bekräftig. "Es hat mich schockiert, wie vielen der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation nicht bekannt ist", schrieb Thelen am Freitag. "Natürlich treiben auch weniger Gas und Lockdowns in China die Preise, aber weiteres Geld macht es noch schlimmer."
Im Kern geht es in dem Disput um die Frage, ob die Geldtheorie des amerikanischen Wissenschaftlers Milton Friedman (1912-2006) noch aktuell ist oder nicht. Ulrike Hermann behauptete in der Sendung, Friedman sei "widerlegt", Thelen argumentiert hingegen auf Basis von Friedman.
In einem ausführlichen Thread auf Twitter hat der Ökonom Florian Kern zu der Frage Stellung bezogen. "Die These, dass mehr Zentralbankgeld zu Inflation führt, entstammt der Quantitätstheorie des Geldes. Milton Friedman, der diese zwar nicht erfunden hat (das war I. Fisher), aber am stärksten mit ihr verbunden wird, hat sich spät von ihr distanziert", schreibt er.
"Thelens Fehlschluss"
Kern postet einige Hinweise und Links über den wissenschaftlichen Stand der Debatte und fasst dann zusammen: "Thelens Fehlschluss liegt im Kern darin, zu glauben, dass Preise wie Luftballons funktionieren, und steigen, wenn man sie mit Geld aufbläst."
Insbesondere Thelens Forderung, die Zentralbanken sollten angesichts steigender Inflation die Geldmenge senken, aber die Zinsen nicht erhöhen, verwundert Kern. "Steigende Zinsen führen zu weniger Nachfrage und weniger Inflation", erläutert der Ökonom. "Geldmenge senken und Zinsen beibehalten, wie Thelen vorschlägt, ist im Modell also nicht möglich."
Sein Fazit: "Preise entstehen auf freien Märkten im Zusammenspiel aus Angebot und Nachfrage. Zentralbanken beeinflussen die Nachfrage durch Zinsen, Parlamente durch Fiskalpolitik und Tarifparteien durch Lohnabschlüsse. Die Geldmenge spielt keine Rolle."
Letztlich stellt sich Florian Kern damit inhaltlich auf die Seite von Ulrike Herrmann. Allerdings mit einer kleinen Einschränkung. Was den Stil der Debatte angeht, hat er der Journalistin jedoch auch ein paar Takte zu sagen: "Pleite gehen ist nicht unbedingt Zeichen persönlichen Versagens und etwas mehr Gründerkultur fände ich persönlich begrüßenswert."
Verwendete Quellen: twitter.com/frank_thelen, twitter.com/FlorianMKern