Das neue Unternehmen wird Activision Blizzard heißen und mehrheitlich Vivendi gehören. Der französische Konzern übernimmt 52 Prozent der Anteile. Vivendi teilte mit, die konzerneigene Spielesparte habe einen Wert von 8,1 Milliarden Dollar, außerdem steuere man für die 52-Prozent-Beteiligung noch 1,7 Milliarden Dollar in bar bei. Im Gegenzug für die Barmittel erhält Vivendi 62,9 Millionen neuer Activision-Aktien zu einem Preis von 27,50 Dollar pro Stück. Das entspricht 31 Prozent Aufschlag auf Activisions durchschnittlichen Schlusskurs der vergangenen 20 Handelstage.
Durch die Fusion dürfte der US-Konkurrent Electronic Arts (EA) erheblich unter Druck geraten. Denn der Zusammenschluss der beiden Konkurrenten trifft EA zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Der bisher weltgrößte Spielehersteller mit Erfolgstiteln wie "Fußball Manager" und "Simcity" steckt derzeit in einer Phase der Neuorientierung. Während Vivendis Spielesparte mit "World of Warcraft" eines der erfolgreichsten Onlinerollenspiele entwickelte, das zig Millionen in die Vivendi-Kassen spült, kämpft EA mit sinkenden Gewinnen und stagnierenden Umsätzen. "World of Warcraft" hat mittlerweile weltweit 9,3 Millionen Abonnenten.
Neue Zielgruppen für EA
Branchenexperten zufolge hat EA den Erfolg von Multiplayer-Onlinerollenspielen, bei denen zeitgleich Zehntausende Nutzer im Internet spielen, und Angeboten für Konsolen wie DS und Wii des japanischen Unternehmens Nintendo unterschätzt. Der Konzern drohe den Anschluss in der Branche zu verlieren, heißt es. Das EA-Management hatte deshalb bereits im August angekündigt, es der Konkurrenz nachzutun und sich verstärkt auf diesen Bereich zu konzentrieren. "Wir müssen lernen, uns mehr an neue Zielgruppen anzupassen, das üben wir gerade", hatte EA-Deutschlandchef Thomas Zeitner betont.
Vivendis und Activisions neu gegründetes Unternehmen Activision Blizzard wird Electronic Arts nun durch seine schiere Größe einiges entgegenhalten können. Addiert kommt das neue Unternehmen im Kalenderjahr 2007 auf voraussichtlich rund 3,8 Milliarden Dollar Umsatz. Konkurrent EA erzielt jährlich Erlöse in Höhe von 3 Milliarden Dollar.
Geschäft strategisch sinnvoll
Für beide Parteien ist das Geschäft strategisch sinnvoll. Activision fehlen ein erfolgreiches Onlinerollenspiel und eine größere Präsenz in Asien. Beides würde man durch "World of Warcraft" erhalten. Ein zusätzlicher Anreiz sind die monatlichen Einnahmen durch die Abonnementsgebühren. Vivendi Games wiederum hat sich als Konzerntochter schwer damit getan, sich gegen reine Computerspielverleger und die Angebote von Konsolenherstellern durchzusetzen. Vivendi-Chef Jean-Bernard Lévy bezeichnete das Geschäft als strategisch wichtigen Schritt: "Wir erschaffen einen Weltmarktführer in einer schnell wachsenden Branche." Die Führung bei Activision Blizzard wird der bisherige Activision-Chef Bobby Kotick übernehmen.
Die Fusion sei ein "Schlüsselereignis im Wandel der Branche für interaktive Unterhaltung", sagte Kotick. Activision Blizzard sei weltweit das einzige Unternehmen, das in allen Kategorien der schnell wachsenden Industrie von interaktiver Unterhaltungssoftware eine führende Position einnehmen könne.
Activision Blizzard wird weiterhin an der New Yorker Börse Nasdaq notiert sein. Das Unternehmen erhält ein elfköpfiges Board of Directors, bei dem Vivendi sechs Mitglieder stellt.
Das Geschäft soll sich bereits im ersten Jahr positiv für die Activision-Aktionäre auswirken und in geringerem Umfang auch für die Anteilseigner bei Vivendi. Die Unternehmen gehen davon aus, dass der Zusammenschluss im ersten Halbjahr 2008 abgeschlossen sein wird. Zuvor müssen noch die Activision-Aktionäre und die Wettbewerbsbehörden in den USA und in Europa zustimmen.