Die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Energiekrise kommt Verbraucher ab dem Herbst noch teurer zu stehen. Die Bundesregierung hat am Donnerstagabend die angekündigte neue Gasumlage beschlossen. Mit dieser sollen Importeure, denen Russland den Hahn zugedreht hat, vor der Pleite bewahrt werden, und weiteres Chaos auf dem deutschen Gasmarkt verhindert werden.
Alle Gasverbraucher müssen demnach ab 1. Oktober 2022 die neue Gasumlage zahlen. Die Umlage soll bis 1. April 2024 erhoben werden. " Sie ist kein leichter Schritt, aber sie ist nötig, um die Wärme- und Energieversorgung in den privaten Haushalten und in der Wirtschaft zu sichern", sagt Wirtschaftsminister Robert Habeck. Die enormen Kosten, die durch den Kauf von Ersatz für das ausfallende russische Gas entstehen, sollen so "gleichmäßig auf viele Schultern verteilt" werden.
Wie hoch die Umlage genau ausfällt, ist aber noch gar nicht bekannt. Dies wird derzeit berechnet und soll Mitte August bekannt gegeben werden. Die Bundesregierung geht davon aus, dass Gaskunden zwischen 1,5 Cent und 5 Cent je Kilowattstunde zusätzlich bezahlen müssen. Die Umlage werde monatlich berechnet und könne alle drei Monate angepasst werden.
Offen ist auch noch, ob auf die Umlage noch Mehrwertsteuer anfällt. Die Regierung will dies eigentlich vermeiden. Unklar ist jedoch, ob eine Streichung der Mehrwertsteuer laut EU-Recht zulässig ist.
Gasumlage kostet Hunderte Euro im Jahr
Je nachdem, wie hoch die Umlage letztlich ausfällt und wie hoch der Gasverbrauch des Einzelnen ist, kommen auf Verbraucher sehr unterschiedlich starke Belastungen zu, wie Berechnungen der Vergleichsportale Verivox und Check24 zeigen. Würde die ganz normale Mehrwertsteuer anfallen, sieht die Rechnung so aus:
- Ein Single-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden Gas müsste zwischen 89 Euro (bei 1,5 Cent Umlage) und 298 Euro (bei 5 Cent Umlage) pro Jahr extra bezahlen.
- Ein Paar-Haushalt mit 12.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch käme auf Mehrkosten von 214 bis 714 Euro.
- Eine vierköpfige Familie mit 20.000 Kilowattstunden Gasverbrauch müsste sich auf eine jährliche Umlage zwischen 357 Euro und 1190 Euro einstellen.
Sollte die Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent wegfallen, würden sich die Summen entsprechend reduzieren. Ein Single-Haushalt würde laut Verivox zwischen 14 Euro und 48 Euro entlastet, der Paar-Haushalt um 34 Euro bis 114 Euro und die Familie zwischen 57 Euro und 190 Euro. Das macht unterm Strich aber immer noch Zusatzkosten von bis zu 1000 Euro.
Weitere Preiserhöhungen stehen an
Erschwerend kommt hinzu, dass die Gasversorger abgesehen von der Umlage ihre Preise auch ganz regulär erhöhen können, sofern Preisbindungen auslaufen. Hunderte Versorger haben das in diesem Jahr bereits getan. Für August, September und Oktober haben mehr als 60 weitere Grundversorger Preiserhöhungen von im Schnitt rund 50 Prozent angekündigt. Eine Musterfamilie zahlt dadurch nochmal 946 Euro mehr im Jahr.
Preissteigerungen plus Gasumlage könnten die jährlichen Gaskosten für den vierköpfigen Musterhaushalt auf bis zu 4758 Euro treiben, rechnet Verivox vor. "Damit hätten sich die Preise im Vergleich zum August 2021 sogar fast vervierfacht."
Quellen: Bundesregierung / Verivox / Check24