Unter 50 Euro im Monat hat man in München keine Chance. Selbst wenn man nur kurze Strecken zur Arbeit zurücklegen muss - die Monatskarte ist sicherlich kein Schnäppchen. Auch in Hamburg und Berlin ist man mit ähnlich hohen Beträgen dabei. Nur wer seine Monatskarte als Sparabo ordert, zahlt ein paar Euro weniger. Für Pendler, die von außerhalb anreisen, wird die Fahrt zur Arbeit noch deutlich teurer.
In Frankfurt kostet eine normale Monatskarte für Erwachsene mindestens 90 Euro. Diese Kosten können sich Staatsdiener in Hessen bald sparen. Das Land spendiert seinen rund 90.000 Beamten, den 45.000 Tarifbeschäftigten und 10.000 Azubis ab Januar 2018 den öffentlichen Nahverkehr. Wer beim Staat arbeitet, kann dann sieben Tage in der Woche umsonst in Bahn und Bus einsteigen. Das kostet das Land 51 Millionen Euro.
Mehr Privilegien für Beamte in Hessen?
Der Bund der Steuerzahler ist entsetzt. "Weitere Privilegien für Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst lehnen wir ab", zitiert die "Welt". Sicherlich: Einen Anreiz zu schaffen, dass mehr Beamte auf Bahn und Bus umsteigen, ist löblich. Doch das Gießkannensystem scheint unfair. Dass Azubis mit Gratiskarten versorgt werden, mag da noch nachvollziehbar sein. Doch: "Es wird schwer zu vermitteln sein, dass künftig auch Topbeamten die Fahrt zur Arbeit voll bezahlt wird, anderen Arbeitnehmern aber nicht", sagt Thomas Geyer, Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft Schienenpersonennahverkehr (BAG SPNV), zur "Welt". "Ich glaube außerdem, dass wir mit Tickets dieser Art nicht die nötige Änderung im Mobilitätsverhalten der Menschen erreichen. Was nichts kostet, ist nichts wert, Nahverkehr ist aber kostenintensiv."
Trotz all der Kritik scheinen sich auch andere Bundesländer für die Gratistickets zu interessieren. Baden-Württemberg kündigte zumindest schon einmal an, den Zuschuss für die Fahrkarten zu erhöhen. Der Beamtenbund und die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi begrüßen die Entwicklung.
Gratistickets für alle
Die Begründung für die kostenlose Bahnnutzung: Nur so könne man Nachwuchs werben und qualifizierte Mitarbeiter halten. Und dabei auch noch die Umweltbelastung durch Autoabgase reduzieren. Experten halten das Vorgehen für absurd. Wolle man Menschen für einen Berufszweig begeistern, müssen man mehr Gehalt zahlen. Wenn es um den Umweltschutz gehe, müssten mehr Menschen staatliche Förderung für Bus- und Bahntickets bekommen. "Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum nur Staatsangestellte umsonst Bahn fahren dürfen", so der Verfassungsrechtler Hans Herbert von Arnim zu "Welt". Die Bevorzugung von Beamten sei nicht zu rechtfertigen, sagte er der Zeitung weiter.
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