Krise bei Warenhauskette Karstadt schließt sechs Häuser, Fanderl neuer Chef

In Hamburg, Stuttgart, Köln, Göttingen, Paderborn und Frankfurt/Oder stehen Karstadt-Häuser vor dem Aus. Stephan Fanderl ist vom Aufsichtsrat zum neuen Chef des Konzerns gewählt worden.

Bei der Aufsichtsratssitzung der angeschlagenen Warenhauskette Karstadt hat das Management die Schließung von sechs Standorten beschlossen. Neben zwei klassischen Kaufhäusern in Hamburg-Billstedt und Stuttgart sind auch die auf junge Mode spezialisierten Karstadt-Ableger "K-Town" in Göttingen und Köln sowie Schnäppchenmärkte des Konzerns in Paderborn und Frankfurt/Oder betroffen. Das teilte das Unternehmen am späten Donnerstagabend mit.

Der nach der Übernahme durch den Immobilieninvestor Rene Benko in großen Teilen neu formierte Aufsichtsrat war am Donnerstagnachmittag zusammengetreten.

Fanderl wird neuer Karstadt-Chef

Der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Stephan Fanderl wird neuer Chef der Warenhauskette. Der Aufsichtsrat habe den 51-jährigen Manager auf seiner Sitzung in Essen zum Nachfolger von Eva-Lotta Sjöstedt berufen, die im Sommer überraschend ausgeschieden war. Zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden wurde Wolfram Keil gewählt, der als Vertrauter des Karstadt-Eigentümers René Benko gilt und auch Geschäftsführer der für das Handelsgeschäft zuständigen Benko-Firma Signa Retail GmbH ist.

Fanderl hatte bereits deutlich gemacht, dass Einschnitte bei Karstadt unausweichlich seien, um den mit hohen Verlusten kämpfenden Filialisten in ruhigeres Fahrwasser zu lenken.

Zukunft von 21 Filialen ungewiss

Der Karstadt-Gesamtbetriebsratchef Hellmut Patzelt sprach von einem "dunklen Tag für die Beschäftigten". An den sechs betroffenen Standorten hätten damit heute bis zu 240 Mitarbeiter die Mitteilung bekommen, dass sie ihre Jobs verlieren. Zusätzlich sei der Abbau von rund 2000 Stellen in den übrigen Warenhäusern und der Zentrale geplant. Karstadt hat derzeit noch insgesamt 17.000 Beschäftigte und 83 Warenhäuser in Deutschland.

Der für Verdi im Karstadt-Aufsichtsrat sitzende Arno Peukes sagte, nach wie vor sei die Zukunft von 21 Warenhäusern, die rote Zahlen schreiben, ungewiss. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft würden alles daran setzen, diese Häuser zu erhalten. Die nächste Aufsichtsratssitzung sei für Anfang nächsten Jahres geplant.

DPA · Reuters
nck/jen/DPA/Reuters