Ein grotesker Zahlendreher beschäftigt die australische Justiz: Dort versucht die Kryptobörse crypto.com von einer Kundin 10,5 Millionen Australische Dollar (rund 7,2 Millionen Euro) zurückzubekommen, die sie ihr versehentlich überwiesen hat. Eigentlich sollte die Frau nämlich nur 100 Dollar ausgezahlt bekommen. Was das Ganze noch absurder macht: Die Kryptobörse hat ihren millionenschweren Fehler erst sieben Monate später bemerkt – und nun Probleme das Geld wieder einzutreiben.
Die spektakuläre Überweisungspanne passierte Medienberichten zufolge bereits Mitte 2021. Ein Mitarbeiter der Firma trug damals im Überweisungsformular im Feld für die zu erstattende Summe nicht die fälligen 100 Dollar ein, sondern eine Kontonummer. So wurde fälschlicherweise ein Betrag von 10.474.143 Dollar überwiesen. Der Fehler fiel dem Unternehmen erst Ende des Jahres bei einer Überprüfung auf.
Immobilienkauf und Familiengeschenke
Die in Melbourne wohnhafte Frau dachte offenbar gar nicht daran, das Missverständnis von sich aus aufzuklären. Sie kaufte für 1,35 Millionen Dollar ein Haus im Norden Melbournes. Damit man es ihr nicht so einfach wieder wegnehmen kann, überschrieb sie das Eigentum ihrer Schwester, die in Malaysia wohnt, wie verschiedene Medien aus Gerichtsunterlagen zitieren. Auch den Rest des Geldes habe sie größtenteils auf andere Konten geschafft, allein ihrer Tochter soll sie 430.000 Dollar überwiesen haben.
Die Anwälte der Kryptobörse konnten vor Gericht erreichen, dass verschiedene Bankkonten ihrer ehemaligen Kundin eingefroren werden. Das oberste Gericht des australischen Bundesstaates Victoria ordnete auch an, dass die Schwester die Immobilie wieder verkaufen und das Geld an Crypto.com zurückzahlen müsse. Ob das Unternehmen seine Millionen aber tatsächlich vollumfänglich wiedersieht, ist noch unklar. Im Oktober will sich das Gericht erneut mit dem Fall beschäftigen. Weder das Kryptounternehmen noch die beiden Schwestern äußerten sich bislang gegenüber Medien.
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Auf Crypto.com können Kryptowährungen und andere Finanzprodukte gehandelt werden. Das Unternehmen, dessen Muttergesellschaft in Singapur sitzt, ist alles andere als eine kleine Klitsche. Die Börse hatte im vergangenen Jahr rund zehn Millionen Nutzer und 3000 Mitarbeiter. Die Plattform macht Werbung mit Hollywood-Schauspieler Matt Damon und ist offizieller Sponsor der Fußball-WM in Katar. Im vergangenen Jahr sicherte sich Crypto.com für 20 Jahre die Namensrechte an der großen Sportarena in Los Angeles, in der die Basketballteams der Lakers und der Clippers sowie das Eishockeyteam der Los Angeles Kings spielen.
Quellen: 7 News / Guardian / Bloomberg / Supreme Court of Victoria