MEDIEN Das Konsortium steht bereit

Die Verlage Springer und Bauer haben den Spiegel Verlag und die HypoVereinsbank als starke Partner für die geplante Übernahme der insolventen KirchMedia ins Boot geholt.

Die vier Unternehmen wollen nun in einem Konsortium gemeinsam für die KirchMedia bieten, ließ der Springer Verlag freitags wissen. Eine entsprechende Vereinbarung wurde bereits unterzeichnet. Damit dürften die Chancen für die Bietergruppe und damit für eine »deutsche Lösung« bei der Übernahme der KirchMedia nach Einschätzung von Branchenkennern deutlich gestiegen sein.

Preis bei zwei bis drei Milliarden

Nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über die KirchMedia Mitte Juni werden derzeit die Angebote möglicher Käufer geprüft. Als Preis für das einstige Herzstück der KirchGruppe sind zwei bis drei Milliarden Euro im Gespräch. Eine Vorentscheidung könnte bereits bis zur Gläubigerversammlung am 1. August fallen.

Erneute Bücherprüfung

Voraussetzung für den Einstieg des Bieter-Quartetts ist aber ein attraktiver Kaufpreis, hieß es beim Axel Springer Verlag. Zudem müssen die Bücher der KirchMedia genau geprüft werden. Der Springer Verlag und Bauer wollen zu gleichen Teilen 51 Prozent an der KirchMedia übernehmen. Die Aufteilung der übrigen 49 Prozent auf den Spiegel-Verlag und das Geldinstitut soll noch geklärt werden, sagte die Sprecherin des Axel Springer Verlags (ASV), Edda Fels, am Freitag in Hamburg. Falls es noch andere interessante Angebote gibt, ist auch die Aufnahme weiterer Partner nicht ausgeschlossen.

Finanzierung gesichert

Mit der HypoVereinsbank haben die Hamburger Medienverlage einen finanzstarken Partner für die milliardenschwere Übernahme gewonnen. »Damit ist die Finanzierung gesichert«, sagte Fels. Die HypoVereinsbank ist nach Einschätzung von Finanzexperten als einer der größten Gläubiger der KirchGruppe daran interessiert, den finanziellen Schaden durch die Insolvenz möglichst gering zu halten. Für die Bank ist der geplante Einstieg bei der KirchMedia aber nur ein vorübergehendes Engagement. Die HypoVereinsbank hatte in den vergangenen Wochen mehrfach betont, sich nicht langfristig in einem Medienunternehmen engagieren zu wollen, da sie von dem Geschäft nicht viel versteht. »Banker sind keine Medienmanager«, hieß es immer wieder.

Bank im Boot erhöht Chancen

Durch die Rückendeckung der HypoVereinsbank haben die Medienverlage nach Einschätzung von Experten nun aber gute Chancen, sich in dem Bieterwettbewerb für die KirchMedia gegen die Konkurrenz durchzusetzen. In den vergangenen Monaten hatten mehr als 50 Medienkonzerne und Finanzinvestoren aus aller Welt grundsätzliches Interesse an der KirchMedia mit ihrem TV-Konzern ProSiebenSAT.1 oder an Teilen davon bekundet. Neben deutschen Interessenten, zu der auch die Commerzbank gehört, wurden in Medienberichten unter anderem der französische Fernsehsender TF1 und der US-Filmproduzent und Milliardär Haim Saban genannt.

Commerzbank verliert Interesse an Einstieg

Nach der Formation des neuen Bündnisses aus den Verlagen Springer, Bauer, Spiegel und der HypoVereinsbank für die Übernahme der KirchMedia hat die Commerzbank einem Zeitungsbericht zufolge ihr Interesse an einem Gegenangebot verloren. »Wir grämen uns nicht, wenn ein anderes Konsortium zum Zuge kommt, das kompetent und zahlungskräftig ist«, zitiert der »Tagesspiegel« in der morgigen Samstagsausgabe einen Banksprecher.

Das Insolvenzverfahren über das Vermögen der KirchMedia war Mitte Juni offiziell eröffnet worden. Geschäftsführung und Insolvenzverwaltung wollen ProSiebenSAT.1 und den Rechtehandel möglichst beisammen lassen. Dagegen wird der Produktionsbereich möglicherweise abgetrennt.

Mehr zum Thema