Milliardengeschäft Großaktionär Lagardère versilbert EADS-Anteile

Die französische Firma Lagardère hat wie erwartet seine gesamte Beteiligung an EADS losgeschlagen. Mit dem Verkauf machten die Franzosen insgesamt 2,3 Milliarden Euro Gewinn.

Der französische Lagardère-Konzern ist wie angekündigt vollständig beim europäischen Luft- und Raumfahrtriesen EADS ausgestiegen. Der Mischkonzern, der bislang eine Beteiligung von 7,4 Prozent hielt, verkaufte seine 61 Millionen EADS-Aktien für 2,28 Milliarden Euro, wie Lagardère am Dienstag in Paris mitteilte. Damit besitzt der Konzern, der sich künftig ganz auf das Mediengeschäft konzentrieren will, keine EADS-Aktie mehr.

Der Luftfahrtkonzern selbst kaufte für 500 Millionen Euro von Lagardère eigene Aktien auf, das entspricht 1,61 Prozent der EADS-Anteile. EADS hatte sich im Dezember mit den Regierungen Deutschlands, Frankreichs und Spaniens auf eine neue Aktionärsstruktur geeinigt, mit welcher der Einfluss der Regierungen auf den Konzern zurückgefahren wird. Deutschland, Frankreich und Spanien werden künftig gemeinsam nur noch 28 Prozent des EADS-Kapitals halten, zuvor waren es - direkt oder indirekt - mehr als 50 Prozent. Deutschland und Frankreich halten künftig je zwölf Prozent der Anteile, Spanien vier Prozent.

Durch den Umbau will EADS unabhängiger werden

Analysten zeigten sich verwundert, dass er nicht gleich im größeren Stil zugeschlagen hat. "Es ist möglich, dass EADS der Vergrößerung des Streubesitzes zunächst den Vorrang vor der Wertsteigerung durch Rückkäufe gibt", mutmaßten die Experten von JP Morgan Cazenove. "Oder dass sie ihr Pulver zur Kurspflege in den nächsten 18 Monaten trocken halten wollen." Die Platzierung tat dem Börsenpreis der EADS-Anteile zunächst nicht gut: In Paris gaben die Papiere gut zwei Prozent nach.

Nach dem Vollzug von Lagardère folgt im weiteren Jahresverlauf noch der Ausstieg von Daimler. Die Schwaben wollen ihre Anteile ab Juli abtreten. Die Staaten Deutschland und Frankreich halten künftig Pakete über je zwölf Prozent. Spanien reduzierte jüngst seinen Anteil um 1,15 Punkte auf vier Prozent. Durch den Umbau soll EADS künftig unabhängiger von der Politik werden. Der vor 13 Jahren aus verschiedenen Vorläufern in Frankreich, Deutschland und Spanien zusammengeschmiedete Konzern war häufig Anlass für Gezänk zwischen den Nationen beiderseits des Rheins. Lagardère will mit dem Milliardenerlös einen Teil seiner Schulden tilgen sowie seinen Eigentümern etwas Gutes tun etwa in Form einer Sonderdividende. Bei Daimler soll der Erlös den operativen Jahresgewinn um 2,7 Milliarden Euro aufbessern.

Die neue Aktionärsstruktur, die Ende März auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der EADS-Aktionäre in Amsterdam abgesegnet worden war, erlaubt den beiden bisherigen Großaktionären Lagardère und dem deutschen Daimler-Konzern den Verkauf ihrer Anteile. Daimler bekräftigte im Zuge der EADS-Hauptversammlung, sich auf sein "Kerngeschäft" konzentrieren und wie bereits angekündigt seine noch verbleibenden EADS-Anteile verkaufen zu wollen. Daimler hatte sich bereits im Dezember von der Hälfte seiner Anteile getrennt und hielt zuletzt noch 7,5 Prozent.

DPA · Reuters
ds/DPA/Reuters/AFP