Bei dem von der Schließung bedrohten Briefzusteller Pin Group haben die ersten Tochtergesellschaften Insolvenz beantragt. Sieben Pin-Gesellschaften mit rund 800 Mitarbeitern hätten Zahlungsunfähigkeit angemeldet, sagte ein Sprecher des neuen Pin-Chefs Horst Piepenburg am Freitag.
Die Anträge seien zwingend gewesen, weil die Unternehmen die am Freitag fälligen Sozialversicherungsbeiträge für ihre Mitarbeiter nicht mehr zahlen könnten, hieß es. Betroffen seien etwa 850 der insgesamt 9000 Pin- Beschäftigten. Das Amtsgericht habe den Kölner Rechtsanwalt Andreas Ringstmeier zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Die Gewerkschaft der Neuen Brief- und Zustelldienste (GNBZ), die nach eigenen Angaben einen erheblichen Teil ihrer Mitglieder bei der Pin-Gruppe hat, kündigte an, um die gefährdeten Arbeitsplätze und für die Wirksamkeit der abgeschlossenen Vereinbarungen zu kämpfen. Die Bundesregierung habe nach dem Eindruck der GNBZ anscheinend beschlossen, den von der GNBZ abgeschlossenen Tarifvertrag zu ignorieren. Die Gewerkschaft kündigte eine "rechtliche Klärung" an.
Springer gibt kein Geld mehr
Der Pin-Mehrheitseigner, das Verlagshaus Axel Springer, hatte Pin den Geldhahn zugedreht. Springer hatte unmittelbar nach der Entscheidung des Bundestages für einen Mindestlohn im Briefbereich beschlossen, der Tochterfirma keine weiteren Finanzierungsmittel mehr bereitzustellen. Als Grund hatte der Zeitungskonzern angeführt, die Zusatzkosten durch den Mindestlohn ließen Pin keine Chance, dem Branchenprimus Deutsche Post auf Dauer erfolgreich Konkurrenz machen zu können.
Der Verlagsriese hatte nach eigenen Angaben in den vergangenen beiden Jahren rund 620 Millionen Euro in den Post-Dienstleister investiert. Damit hatte Europas größter Zeitungskonzern zusammen mit den anderen Gesellschaftern aus der Medienwirtschaft Pin zu einem Unternehmen mit mehr als 9000 Mitarbeitern ausgebaut.