Opel-Übernahme Betriebsrat fürchtet um 10.000 Jobs

Im Ringen um eine Opel-Rettung hat Betriebsratschef Klaus Franz das Übernahmekonzept von Fiat scharf kritisiert: Der Konzern wolle europaweit bis zu 10.000 Stellen streichen, monierte Franz, der dagegen positive Worte für den Interessenten Magna fand. Magna selbst erklärte allerdings, man wolle definitiv keine Mehrheit an Opel.

Opel-Betriebsratschef Klaus Franz befürchtet bei einer Übernahme des Rüsselsheimer Autobauers durch Fiat massive Einschnitte für die Belegschaft. Nach den Plänen von Fiat sollten bei einer Fusion in beiden Unternehmen in Europa 9000 bis 10.000 Stellen abgebaut werden, sagte Franz am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Gefährdet durch Werkschließungen und Kapazitätskürzungen seien neben dem Motorenwerk in Kaiserslautern auch Standorte in Italien und England.

Franz hatte sich am Montag von Fiat-Chef Sergio Marchionne dessen Pläne für die GM-Tochter erläutern lassen. Der Konzernchef habe ihn jedoch nicht überzeugen können. "Das ist kein geschlossenes Konzept, insbesondere was die Frage von Überkapazitäten, Werken und Beschäftigung betrifft", monierte er. Er habe auch schon mehrmals mit den Lenkern des kanadisch-österreichischen Autozulieferers Magna, Frank Stronach und Siegfried Wolf, über Opel gesprochen. "Magna geht an dieses Thema sehr professionell und seriös heran", sagte Franz. Er wolle sich aber auch mit anderen Investoren treffen.

Magna bestätigte am Dienstag sein Interesse an einer Partnerschaft mit Opel. Es gehe um potenzielle Alternativen für die Zukunft des deutschen Autobauers. Konzernchef Stronach machte jedoch klar, dass sich sein Unternehmen definitiv mit weniger als 20 Prozent beteiligen wolle. Magna wolle an dem deutschen Hersteller keinen Kontrollanteil, sagte er der kanadischen Zeitung "Globe and Mail". Zu möglichen Partnern für das Magna-Angebot etwa aus Russland äußerte sich Stronach nicht. Spekuliert wird, dass dadurch eine deutlich höhere Beteiligung neuer Investoren an Opel zustande kommen könnte.

Mit Blick auf seine Gespräche mit Vertretern der Bundesregierung in der vergangenen Woche sagte Konzernchef Stronach: "Sie haben Interesse, sie wissen, dass wir einer der großen Zulieferer sind und Autos bauen, und sie hätten gern die beste Lösung für Deutschland." Bei einem Opel-Einstieg würde Magna die bisher stets betonte Strategie aufgeben, als Zulieferer der Branche kein Wettbewerber zu anderen Autobauern sein zu wollen. "Ich habe immer gesagt, unsere Präferenz wäre, nicht zu konkurrieren", räumte Stronach ein. "Aber angenommen, einige unserer Kunden brechen zusammen? Dann bliebe uns womöglich keine andere Wahl."

Opel-Betriebsratschef Franz kritisierte auch die Pläne von Fiat für die Marke Opel. Diese solle nach den Vorstellungen von Marchionne auf das niedrigere Preisniveau von Fiat gebracht werden, sagte er. "Darin sehe ich eine Unterbewertung der Marke Opel und eine totale Verwässerung." Zudem sei das Finanzierungskonzept, mit dem Marchionne einen Weltkonzern aus Fiat, dem insolventen US-Hersteller Chrysler und Opel bauen will, nicht überzeugend. "Er will die Nummer zwei als globaler Konzern werden auf dem Fundament von amerikanischen und deutschen Steuergeldern."

Erst in der vergangenen Woche hatte Fiat eine Allianz mit Chrysler besiegelt, bei der die Italiener zunächst einen Anteil von 20 Prozent und eine Option auf eine Aufstockung erhalten. Franz zufolge ist Marchionne auch am Lateinamerikageschäft von GM interessiert. "Für Marchionne macht der Deal mit GM nur Sinn, wenn er das Lateinamerika-Geschäft dazubekommt." Der Manager wolle, dass GM dieses Geschäft in das neue Unternehmen einbringe. Damit könne Fiat sein starkes Geschäft in Brasilien ausbauen. Zudem benötigten die Italiener das Technologie-Know-How der langjährigen GM-Tochter Opel für den Bau amerikanischer Autos, um auch auf dem dortigen Markt erfolgreich zu sein.

Auch das Konzept der geplanten Dreierfusion aus Fiat, Chrysler und Teilen von GM sieht Franz kritisch. Die eigene Mutter GM und DaimlerChrysler seien Beispiele dafür, "dass die Philosophie 'je größer, umso erfolgreicher' gescheitert ist", sagte Franz. Er forderte die Politik auf, das Konzept von Fiat kritisch zu prüfen. "Wie die Konzepte vorgetragen werden, mag zwar begeisternd sein, aber nicht nachhaltig", warnte er. Dennoch sei er dem italienischen Autobauer gegenüber nicht feindlich eingestellt. "Man muss nur kritisch nachfragen."

DPA · Reuters
mad/Reuters/DPA