Pipeline-Blockade Russisches Öl fließt wieder nach Europa

Nach dreitägiger Unterbrechung hat Russland seine Öllieferungen über Weißrussland wiederaufgenommen. Minsk verzichtet auf die Transitgebühren, nun wird der Rohstoff wieder nach Polen, Deutschland und andere Exportländer gepumpt.

Nach einem tagelangen Lieferstopp fließt russisches Öl über Weißrussland wieder nach Westeuropa. Die Lieferungen unter anderem nach Deutschland seien wieder aufgenommen worden, teilte der weißrussische Betreiber der Öl-Pipeline "Druschba" mit. Zuvor hatte Russland erklärt, der Streit mit dem Nachbarn Weißrussland sei beigelegt. Weißrussland verzichtet nach eigenen Angaben auf die umstrittenen Öltransitzölle und ebnete damit den Weg für die Einigung.

In Deutschland war die Sorge gewachsen, dass wegen des Lieferstopps die Versorgung mit Öl eingeschränkt werden könnte. Durch die Leitung fließt rund ein Fünftel des in Deutschland benötigten Erdöls.

Kompromiss lässt Öl seit der Nacht wieder fließen

Nach weißrussischen Angaben fließt seit der Nacht zum Donnerstag auch wieder Öl in Richtung Polen, Tschechien, Ungarn, Ukraine und Slowakei. Details des erzielten Kompromisses sollen in den kommenden zwei Tagen geklärt werden. Weißrussland hatte vergangene Woche Transitgebühren für russische Ölexporte verlangt. Es rechtfertigte dies mit Russlands Ankündigung, ab diesem Jahr Zölle auf Rohölexporte nach Weißrussland zu erheben. Russland äußerte sich zunächst nicht zu Einzelheiten einer Übereinkunft.

Das Büro des weißrussischen Präsidenten Alexander Lukaschenko hatte am Mittwoch mitgeteilt, Lukaschenko habe in einem Telefonat mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin einen Kompromiss erzielt. Der russische Vertreter bei der EU, Wladimir Tschischow, sagte nach einem Treffen mit EU-Energiekommissar Andris Piebalgs in Brüssel, Weißrussland habe auch das umstrittene Öl wieder zurückgegeben. Dabei geht es offenbar um 80.000 Tonnen Öl, die Weißrussland illegal aus der Pipeline entnommen haben soll.

Ölstopp beschäftigte EU-Komission

EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso hatte die überraschende Unterbrechung von Öllieferungen aus Russland zuvor erneut als nicht akzeptabel kritisiert. Die Kommission werde sicherstellen, dass sich so etwas nicht wiederhole. Der Chef der internationalen Energieagentur IEA, Claude Mandil, sagte, der Öllieferstopp habe das Vertrauen in den weltweit zweitgrößten Erdölexporteur als verlässlicher Energie-Lieferant erschüttert.

Am Montag hatte Russland die Ölleitung "Druschba" durch Weißrussland geschlossen und damit auch die Versorgung mehrerer europäischer Länder, darunter Deutschland, beeinträchtigt. Der russische Leitungsbetreiber Transneft begründete den Lieferstopp damit, dass Weißrussland illegal Öl abgezapft habe. Die Regierung in Minsk hatte dies bestritten.

AP · DPA · Reuters
Reuters/DPA/AP