Berijew A-50U Schmel Offenbar von belarussischen Partisanen beschädigt: Das ist Putins teurer Überwachungsjet

Rusland verfügt nur über eine Hnadvoll der modernisierten Berijew A-50U Schmel.
Rusland verfügt nur über eine Hnadvoll der modernisierten Berijew A-50U Schmel.
© Wikimedia / Commons
Ein Drohnenangriff hat eines der wenigen russischen Überwachungsflugzeuge außer Gefecht gesetzt. Die wegen ihres Radars sehr auffällige A-50U wurde recht sorglos auf einem Stützpunkt in der Nähe von Minsk abgestellt.

Schwerer Schlag für Putin. Auf einem Flughafen in Belarus wurde ein Flugzeug vom Typ Berijew A-50 Schmel stark beschädigt. Angeblich von belarussischen Partisanen der Gruppe Bypol. Sie sollen den Überwachungsjet mit zwei Drohnen angegriffen haben und dabei das vordere und mittlere Rumpfsegment und den Pilzaufbau des Radars schwer beschädigt haben.

Bei Bypol handelt es sich nicht um oppositionelle Polit-Aktivisten, die Organisation wird von ehemaligen Beamten des Sicherheitsapparats getragen. Nicht nur der Verlust des Jets, der Angriff an sich verändert die Bedrohungslage für das russische Militär. Belarus ist bislang ein weitgehend sicheres Aufmarschgebiet. Hier trainieren russische Truppen und die Luftwaffe startet ihre Einsätze. Ungefährdet, denn Kiew kann nicht an Gegenschlägen interessiert sein, die dazu führen könnten, dass Belarus aktiv in den Krieg einsteigt.

Sorgloses Abparken

Anders sieht es bei Aktionen von belarussischen Widerständlern aus. Für einen Drohnenangriff muss das Kommando nur nah genug an den Flughafen herankommen. "Wir stellten fest, dass A-50U aufgrund seiner großen Glasfaserkuppel (mit einem Durchmesser von mehr als 10 Metern), in der sich eine rotierende Antenne des Schmel-Radarsystems befindet, ein ziemlich praktisches Ziel ist“, lautet ein Tweet des belarussischen Hajun-Projekts. Satellitenfotos zeigen die – bekannte – Sorglosigkeit des russischen Militärs auf dem Stützpunkt Machulyshche. Die Jets werden mit kurzen Abständen in einer langen Reihe geparkt. Von diesem Stützpunkt aus operieren auch die MiG-31K, welche die Kinzhal-Hyperschallraketen tragen. Machulishchy liegt nur 12 Kilometer von der Hauptstadt Minsk entfernt. Eine Annäherung war kein Problem, in der Nähe verläuft eine Autobahn. Nach dem Anschlag wurden dort Kontrollen durchgeführt. Belarussische Sicherheitskräfte fanden später eine Tasche mit den Steuermodulen der Drohnen.

Wenige moderne Exemplare

Die Berijew A-50 Schmel ist ein Überwachungsflugzeug – Awacs – so wie die amerikanische Boeing E-3 Sentry, die im Westen meist nur mit dem Gattungsnamen Awacs bezeichnet wird. Der Russenjet baut auf dem Militärtransportflugzeug Iljuschin Il-76MD auf und ist durch das große Suchradar einfach zu erkennen, das sich über dem Rumpf in einem pilzförmigen Aufbau erhebt. Der Erstflug fand 1978 statt, der erste Einsatz 1982. Die ursprüngliche Ausrüstung ist heute veraltet und wurde inzwischen ersetzt. Zu Beginn des Krieges sollen die russischen Streitkräfte nur etwa 15 von diesen Flugzeugen zur Verfügung gehabt haben. Teils handelt es sich um die etwas verbesserte Version A-50M. Sieben Jets sollen umfassend modernisierte worden sein. Bei der A-50U wurde unter anderem das Haupt-Radar und die gesamte Elektronik ersetzt. Das macht das Flugzeug nicht nur leistungsfähiger, sondern hat auch das Gewicht des Flugzeugs stark reduziert.

Überwachung von oben

Wieso sind diese Flugzeuge so wichtig? Ein bodengestütztes Radar kann nur Objekte erfassen, zu denen man vom Radar aus eine gerade Linie (Line of Sight) ziehen kann. Bodenwellen, Hügel oder gar Berge erzeugen einen Schatten, in den das Radar nicht hineinsehen kann. Tieffliegende Drohnen und Cruise-Missiles nutzen diese Gegebenheiten aus, um sich unerkannt ihrem Ziel zu nähern. Hinzu kommt die Erdkrümmung – ein herkömmliches Bodenradar kann nicht hinter den Horizont schauen. Bei einer Blickhöhe von zehn Metern wären das nur etwa zwölf Kilometer.

Anders sieht es aus, wenn das Radar von oben herab schaut. Aus der Vogelperspektive kann es jede Bewegung erspähen, Senken und Schluchten bieten keinen Schutz mehr, auch der Effekt der Erdkrümmung ist praktisch zu vernachlässigen. So können Überwachungsflugzeuge effektiv den Luftraum überwachen und selbst Bewegungen am Boden erkunden.

Spezielle Situation im Krieg 

Bei einem Krieg der militärischen Großmächte wären diese Überwachungsflugzeuge ein primäres Ziel – ob in der Luft und am Boden. Die Situation in der Ukraine ist speziell. Kiew verfügt selbst über keine Flugzeuge dieser Art, doch ist es ein offenes Geheimnis, dass das ukrainische Militär mit den Daten der US-Awacs versorgt wird. Sie patrouillieren unentwegt entweder im angrenzenden Luftraum von Nato-Staaten oder über internationales Gebiet. Unangreifbar für Russland, wenn man nicht einen Konflikt mit den USA provozieren will. Die russischen Flugzeuge halten sich vom Gebiet der freien Ukraine fern, da Kiew nicht über weitreichende Luftabwehrsysteme verfügt, sind sie bislang sicher.

Im Informationskrieg und der Aufklärung befinden sich die russischen Streitkräfte im Hintertreffen, weil Kiew von Erkenntnissen des Westens profitiert. Der Verlust eines der wenigen eigenen Aufklärer dürfte diese Situation verschärfen. Hinzu kommt, dass der Westen beabsichtigt, Kiew Raketen mit größerer Reichweite zur Verfügung zu stellen. Um ihre Startposition zu erfassen und Abwehrmaßnahmen zu ergreifen, benötigt der Kreml die wenigen Berijew A-50U Schmel.

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