Schon im Juli dieses Jahres will US-Elektroautobauer Tesla sein neues Werk in Grünheide bei Berlin in Betrieb nehmen. Dafür stellt Elon Musk derzeit massiv Personal ein, der Bau der Fabrik ist in vollem Gange. Noch immer steht allerdings eine abschließende umweltrechtliche Genehmigung aus. Tesla rodet und baut in dem Waldstück bislang auf Grundlage von vorläufigen Genehmigungen der Behörden, während Umweltschützer sich für Natur- und Artenschutz stark machen.
Ein Streitpunkt dabei ist das Thema Trinkwasser. In einem aktuellen Beitrag des ZDF-Magazins "Frontal 21" äußert der regionale Wasserversorger große Bedenken, was den Wasserverbrauch der neuen Fabrik angeht. "Wenn die Trinkwasserversorgung geopfert wird auf dem Gabentisch der Wirtschaftspolitik, ist das ein deutliches Signal", kritisiert André Bähler, Chef des Wasserverbands Strausberg-Erkner (WSE), in dem Beitrag.
Tesla im Trinkwasserschutzgebiet
Die Tesla-Fabrik werde in einem Wasserschutzgebiet errichtet, für dessen Ausweisung man lange gekämpft habe, sagt Bähler. "Jetzt wird ein Werk auf dieses Trinkwasserschutzgebiet gebaut, von dem wir nicht genau wissen, ob man wirklich verantwortungsvoll mit dem Thema umgeht."
Für den Betrieb der Gigafactory, in der ab Sommer jährlich eine halbe Million Autos vom Band laufen sollen, werden laut "Frontal 21" zum Start mindestens 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr benötigt. In den weiteren Ausbaustufen könnten es sogar bis zu 3,6 Millionen Kubikmeter sein. Das entspreche rund 30 Prozent des jetzigen Wasservolumens in der Region.
"Wir gehen davon aus, dass ab Anfang 2023 die Mengen, die dort gebraucht werden für die Produktion, das was wir zur Verfügung stellen können, übersteigen werden", sagte Bähler dem ZDF. Das bedeute, dass das Wasser an anderer Stelle fehlen wird. "Die Konsequenz ist, dass es irgendwo Einschränkungen geben muss für die Verbraucher."
Nichtsdestotrotz hat der Wasserverband Strausberg-Erkner den Erschließungsvertrag mit Tesla im September mehrheitlich genehmigt. In einer Pressemitteilung des Verbands heißt es: "Mit der nun getroffenen Entscheidung ist die Ver- und Entsorgung der Tesla-Fabrik in der ersten Ausbaustufe mit den beantragten Mengen aus dem Genehmigungsverfahren und den derzeitig verfügbaren Ressourcen des WSE sicher gestellt. Dies ist möglich, da Tesla den Bedarf im aktuellen Genehmigungsantrag gesenkt hat und durch die Behörden zusätzliche Entnahmemengen genehmigt wurden."
Wo ist die "Kapazitätsgrenze"?
Also doch alles halb so schlimm? Die ZDF-Reporter zitieren jedenfalls auch aus internen Unterlagen des Brandenburger Umweltministeriums, laut denen das Bundesland schon jetzt bei der Ressource Wasser an "Kapazitätsgrenzen" gelange. Durch die "Ansiedlung von Industrie und Gewerbe (z.B. Tesla)" verschärfe sich die Situation im östlichen Berliner Umland zusätzlich.
Brandenburgs grüner Umweltminister Axel Vogel hält dagegen, dass genug Wasser da sei. "Kapazitätsgrenze heißt nicht, dass aktuell schon die Kapazitätsgrenze überschritten ist", sagt er im Interview mit den ZDF-Reportern. Der Wasserverband Strausberg-Erkner habe noch Luft. Sollte es in der Zukunft zu Knappheiten kommen, auch in Folge von Dürren und Klimawandel, könne dann weitere Entwicklung eben eventuell nicht stattfinden. Das wisse auch Tesla.
Elon Musk: "Sind nicht in der Wüste"
Für Elon Musk ist die Wasser-Kritik tatsächlich nicht neu. Der ehrgeizige Unternehmer sah sich schon im Januar 2020 veranlasst, beim Thema Trinkwasser die Wogen zu glätten. "Ich glaube, wir müssen ein paar Sachen klarstellen: Tesla wird nicht jeden Tag so viel Wasser brauchen", twitterte Musk.
Und bei einem Ortstermin in Grünheide versuchte er, Reporter-Fragen zur Wasserproblematik charmant herunterzuspielen. Man sei doch hier grundsätzlich nicht in einer sehr trockenen Region und die Bäume würden nicht wachsen, wenn es kein Wasser gäbe, sagte Musk mit einem Lachen. "Wir sind ja hier nicht in der Wüste."
Quelle: Frontal 21 / Wasserverband Strausberg-Erkner