Den guten Ruf hat die Nestlé-Wassermarke Vittel hierzulande schon vor Jahren verspielt. Seitdem bekannt wurde, dass die industrielle Abfüllung des Vittel-Wassers in dem gleichnamigen französischen Kurort für Probleme mit einem sinkenden Grundwasserspiegel sorgt, steht Nestlé öffentlich in der Kritik.
Nun verschwindet Vittel, ebenso wie die Nestlé-Marke Contrex, aus den deutschen Regalen. Noch vor dem Sommer werde Nestlé das lokale Geschäft mit Vittel und Contrex in Deutschland und Österreich beenden, sagte ein Konzernsprecher dem stern. Zuerst hatte die Lebensmittelzeitung darüber berichtet.
Der Konzern betont, die Entscheidung stehe nicht im Zusammenhang mit der Diskussion um die Vittel-Quelle. Es gehe vielmehr um eine generelle Neuausrichtung des deutschen Wassergeschäfts rund um die Marken San Pellegrino und Acqua Panna. "Wir folgen hier der internationalen Ausrichtung von Nestlé, uns auf das Premium-Segment und Wasser mit einem Zusatznutzen zu fokussieren", so der Sprecher. In Frankreich und anderen europäischen Ländern wie der Schweiz werde das Vittel-Wasser weiter verkauft.
Immer wieder Ärger um Vittel
Das Aus für Vittel in Deutschland hatte sich angedeutet. Bereits im vergangenen Herbst ließ Nestlé einen Liefervertrag mit Großabnehmer Lidl auslaufen. Das Mainstream-Mineralwassergeschäft gilt im Konzern als zu margenschwach, weshalb in den vergangenen Jahren auch in den USA und China zahlreiche Quellen und Marken verkauft wurden.
Dass Vittel in Deutschland nun ganz verschwindet, dürfte aber durchaus auch mit den negativen Schlagzeilen zusammenhängen, die die Marke seit Jahren produziert. Immer wieder poppte die Kontroverse um die Wasserknappheit im französischen Traditionsort Vittel hoch. Das 5000-Einwohner-Örtchen ist ein bekanntes Heilbad im Nordosten Frankreichs. Seit vielen Jahren werfen Einwohner und Naturschützer Nestlé vor, die Quellen zu übernutzen. Auch Nestlés Pläne, die Bewohner über eine Pipeline zu versorgen, während der Konzern selbst das Quellwasser aus dem Boden saugt, sorgten nicht für eine Befriedung der Diskussion und wurden wieder aufgegeben.
In der Kritik stand Vittel hierzulande auch wegen des Einweg-Plastikmülls, den die Flaschen verursachen. So verlieh die Deutsche Umwelthilfe Nestlé 2019 den "Goldenen Geier" für die unsinnigste Plastikverpackung des Jahres. Mehr als 20.000 Verbraucher hatten bei der Wahl zu dem Negativpreis abgestimmt.
Das Deutschland-Aus von Vittel ist für die Umweltschützer dennoch kein Grund zum Jubeln. Als Vittel im November aus den Lidl-Regalen verschwand, kritisierte die Organisation, dass der Discounter nun stattdessen auf Volvic von Hersteller Danone setze.Dieses werde ebenfalls in Einweg-Plastikflaschen verkauft und von noch weiter weg herangekarrt, sodass Lidl dem Klimaschutz einen Bärendienst erweise.