Übernahme Das Rennen um Opel bleibt offen

Büßt Magna seine Favoritenrolle bei der Übernahme von Opel ein? Erstmals bestätigte der Finanzinvestor RHJ, dass er in fortgeschrittenen Verhandlungen mit der Opel-Mutter GM stehe. Der Interessent hat sein Angebot offenbar aufgestockt und garantiert nun den Bestand aller deutschen Opel-Werke. Der Vorstoß stößt jedoch nicht überall auf Gegenliebe.

Das Bieterrennen um den angeschlagenen Autobauer Opel ist wieder offen. Der Finanzinvestor RHJ bestätigte am Montag erstmals Verhandlungen mit der Opel-Mutter GM. "Sie befinden sich in einem fortgeschrittenen Stadium", sagte RHJ-Sprecher Arnaud Denis in Brüssel. "Wir glauben, dass es jetzt an der Zeit ist, die Gespräche zu bestätigen." Die vier Bundesländer mit Opel-Standorten sowie der Betriebsrat äußerten allerdings Vorbehalte gegen RHJ und favorisieren den kanadischen Zulieferer Magna.

"Wir haben aus guten Gründen in einem Bieterverfahren Magna die Stellung eines privilegierten Bieters in den Gesprächen mit der US-Regierung und General Motors eingeräumt. Daran hat sich bis jetzt nichts geändert", sagte der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) in Wiesbaden. Auch Thüringens Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) nannte einen strategischen Investor aus der Autobranche die bessere Lösung. "Magna ist nach wie vor die erstbeste Lösung, die zweitbeste wäre Fiat", sagte Reinholz. Ob sich Opel unter einem Finanzinvestor am hart umkämpften Automarkt behaupten könne, bezweifle er.

Auch der Opel-Betriebsrat äußerte sich ablehnend zu den Verhandlungen zwischen RHJ und GM. "Mit einer Entscheidung für RHJ könnte GM das Ziel realisieren, alles beim Alten zu lassen", hieß es in einem Schreiben von Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz, aus dem das "Handelsblatt" zitierte. Auch Opel-Betriebsratschef Rainer Einenkel sieht den kanadischen Magna-Konzern vorn. "Magna ist immer noch der Favorit", sagte Einenkel im WDR.

GM hält sich offenbar alle Optionen offen. "GM wird in den nächsten Tagen parallel mit Magna, RHJ und auch mit dem chinesischen Autohersteller BAIC verhandeln", erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von mit den Gesprächen vertrauten Personen. Innerhalb von GM gebe es mehrere Fraktionen mit unterschiedlichen Favoriten. Als vierter Interessent hatte sich zuletzt wieder der italienische Fiat-Konzern wieder ins Spiel gebracht.

Der Ripplewood-Ableger RHJ will seine Konkurrenten mit einem verbesserten Angebot aus dem Feld schlagen. Alle Opel-Standorte sollen nun erhalten werden, hieß es aus dem Umfeld des Investors. Ursprünglich waren die Schließung des Bochumer Werkes und ein Verkauf der Eisenacher Fabrik vorgesehen. Europaweit sollen weniger als 10.000 Arbeitsplätze wegfallen. Der Plan sieht zudem Garantien der europäischen Länder mit GM-Standorten von 3,8 Milliarden Euro vor - das wäre fast eine Milliarde Euro weniger als bei Magna. Das Geld soll bis 2014 zurückgezahlt werden. RHJ wolle 51 bis 55 Prozent an der der neuen Opel-Gesellschaft übernehmen, berichtete die "Welt" unter Berufung auf Verhandlungskreise.

Magna gerät unter Druck

Damit gerät das Konsortium um den Autozulieferer Magna immer stärker unter Druck. Dieser sah im Bieterrennen lange wie der sichere Sieger aus. Inzwischen mischt neben RHJ aber auch noch BAIC mit. Das Wirtschaftsministerium dementierte einen Bericht der "Bild"-Zeitung, wonach in einem regierungsinternen Gutachten vor einer Übernahme durch die Chinesen wegen der Gefahr des Technologie-Diebstahls gewarnt werde. "Ein derartiges Gutachten gibt es nicht", sagte eine Sprecherin.

Ursprünglich wollte Magna schon an diesem Dienstag im Aufsichtsrat die Opel-Übernahme festzurren. Magna habe die Sitzung aber verschoben, hieß es in Kreisen. Damit wäre auch der 15. Juli als Stichtag hinfällig, den Magna-Co-Chef Siegfried Wolf für die Vorlage eines Vorvertrags mit Opel geplant hatte.

Thüringens Wirtschaftsminister Reinholz rechnet dennoch für Ende Juli mit einer Grundsatzeinigung zwischen GM und Magna zu Opel. "Im August und September könnte dann der Feinschliff folgen", sagte der Minister. "Danach muss es dann zum Schwur kommen." Die Regierung und die vier Bundesländer mit Opel-Standorten - außer Thüringen sind das noch Hessen, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz - haben indirekt Einfluss auf den Ausgang des Bieterwettstreits, weil alle Opel-Interessenten Staatsgarantien haben wollen.

Reuters
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