Über den zahlungsunfähigen Elektronikhersteller Grundig ist am Dienstag das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Dies teilte das Amtsgericht Nürnberg mit. Damit ist der Weg frei für eine Zerschlagung des Traditionskonzerns.
Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung seien gegeben, stellte das Gericht fest. Zum Insolvenzverwalter wurde der Nürnberger Rechtsanwalt Siegfried Beck bestellt. Er war schon bislang als vorläufiger Insolvenzverwalter tätig.
Keine Interessenten für den Gesamt-Konzern
Grundig hatte Mitte April nach jahrelanger ergebnisloser Suche nach einem finanzstarken Investor Insolvenzantrag gestellt. Damit sollte der Konzern von Altlasten befreit und schließlich als Ganzes verkauft werden. Ein Ziel, von dem das Management mittlerweile mangels Interessenten abgerückt ist - die Zerschlagung des Traditionskonzerns gilt nun als unabwendbar. Über Einzelheiten will Insolvenzverwalter Beck auf einer Pressekonferenz am Nachmittag informieren.
20 Mio. Euro = 1 Jahr Arbeit
Für die verbliebenen rund 1.300 Mitarbeiter des Traditionskonzern ist die Zukunft ungewiss. Zu Presseberichten, wonach sich die Banken sowie Bund und Freistaat bereits auf die Finanzierung einer Auffanggesellschaft für die Beschäftigten geeinigt hätten, sagte ein Grundig-Sprecher am Montag: "Ich kann das nicht bestätigen."
Würde es zu keiner Auffanglösung kommen, stünden die 1.200 Beschäftigten vor der Arbeitslosigkeit, da ab Dienstag auch das Insolvenzausfallgeld ausläuft. Branchenkreisen zufolge werden für die Finanzierung der Beschäftigungsgesellschaft rund 20 Millionen Euro benötigt. Würde sie realisiert, könnte sie für ein Jahr das in der AG beschäftigte Personal aufnehmen.
Problematisch bleibt TV-Sparte
Aufsichtsratsmitglied Thomas Schwarz sagte, die rund 600 Mitarbeiter in den Bereichen Autoradios und Diktiergeräte seien kaum von der Arbeitslosigkeit betroffen. Hier gebe es genug Interessenten. Als problematisch gilt hingegen die TV-Geräte-Sparte: Allgemein wird erwartet, dass am ehesten ein Interessent für den traditionsreichen Markennamen zu finden wäre. Schwarz zufolge dürften bei einer Übernahme bestenfalls 200 Mitarbeiter aus der Beschäftigungsgesellschaft von einem Investor weiter beschäftigt werden. Damit müssten sich 1.000 weitere Beschäftigte nach einem Jahr in der Auffanggesellschaft einen neuen Arbeitsplatz suchen. Grundig hatte vor einem Viertel Jahr konzernweit noch etwa 3.800 Beschäftigte. In der Blütezeit Ende der 70er Jahre waren es einmal 38.000 gewesen.