VW-Personalvorstand Peter Hartz soll den Autokonzern ohne eine Abfindung vorzeitig verlassen. Die Nachfolge des 63-Jährigen ist nach Angaben führender Aufsichtsratsmitglieder noch offen. Das Präsidium des Volkswagen-Aufsichtsrats empfahl dem gesamten Gremium am Mittwoch, Hartz’ Rücktritt anzunehmen, den dieser im Zuge der VW-Korruptionsaffäre am Freitag angeboten hatte.
"Ich habe keinen Zweifel daran, dass der Aufsichtsrat dem zustimmen wird, nachdem das Präsidium das einstimmig empfohlen hat", sagte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), der das Land im Präsidium vertritt. Über einen Kandidaten für Hartz’ Nachfolge sei in der Sitzung nicht gesprochen worden, sagte IG-Metall-Chef Jürgen Peters in Wolfsburg.
Hartz werde nach seinem Rücktritt keine Abfindung erhalten, so Präsidiumsmitglied Peters. Er werde nach der Zustimmung des Aufsichtsrates in den Ruhestand gehen. "Herr Hartz hat einen Arbeitsvertrag, der wohl auch Regeln für ein Ausscheiden aus dem Vorstand beinhaltet." Nun werde das geregelt, wie es im Vertrag stehe, fügte Peters hinzu. Hartz hatte mit seinem Rücktritt nach eigenen Angaben die politische Verantwortung übernommen für angeblich unkontrollierte Spesenbudgets für den Betriebsrat und zweifelhafte Abrechnungen. Er wolle Schaden von VW abwenden.
Die Suche nach einem Nachfolger für den Personalchef steht unterdessen erst am Anfang. "Wir wollten jetzt in der großen Runde nicht über einzelne Personen debattieren und haben die Frage ausgespart", sagte Ministerpräsident Wulff. Es werde in den nächsten Tagen Vier-Augen-Gespräche geben. Peters sagte, er sehe derzeit keinen Personalvorschlag. Man sei sich aber einig, dass man sich so rasch wie möglich in dieser Frage verständigen wolle. Hartz’ Aufgaben soll in der Zwischenzeit Vorstandschef Bernd Pischetsrieder übernehmen. Peters sagte, Hartz werde seine Aufgaben Schritt für Schritt an Pischetsrieder übergeben.
Der IG-Metall-Chef beschrieb das Profil des gesuchten Managers so: Ein Kandidat müsse Erfahrung in der Personalarbeit und mit einem Konzern haben und kommunikationsfähig gegenüber der Belegschaft sein. "Solche Menschen sind nicht groß gesät, aber gehen Sie davon aus, dass wir einige kennen", sagte Peters vor Journalisten.
Das Gremium habe sich auch mit der VW-Affäre und die damit verbundenen Vorgänge in Indien, Angola und Tschechien selbst befasst, sagte der niedersächsische Ministerpräsident. "Aber es ist übereinstimmende Meinung, dass man die Ergebnisse des Prüfungsausschusses abwartet und vorher keine Bewertung vornimmt", fügte Wulff hinzu. Erste Ergebnisse der von VW mit der Untersuchung beauftragten Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und der internen Revision sind nach den Worten von Peters nicht vor dem 22. Juli zu erwarten. Ob es eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung geben werde, sei noch offen, sagte Wulff. "Das wird man erst dann entscheiden können, wenn der Prüfungsausschuss Ende Juli zweimal getagt hat."
VW-Mitarbeiter haben Medienberichten zufolge ein Geflecht international tätiger Firmen entwickelt. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt in diesem Zusammenhang gegen den früheren Personalchef der VW-Tochter Skoda, Helmuth Schuster, und einen entlassenen Mitarbeiter des Personalwesens wegen des Verdachts auf Untreue und Betrug. Der Ermittlungsbehörde zufolge sind möglicherweise Gelder auf Konten dieser Firmen und Privatkonten gelangt, die Volkswagen zugestanden hätten.