URLAUB Reiseversicherungen lieber einzeln statt im Paket

Der pauschle »Sicherheitsmix« der Reisebüros ist meist zu teuer und gilt nur wenige Urlaubswochen. Muss ist die Auslandskrankenversicherung, überflüssig die Gepäckpolice.

Wer einen Flug oder eine Pauschalreise bucht, wird gern zum Abschluss einer einmaligen Reiseversicherung in Paketform gedrängt. Im Rundum-Sorglos-Päckchen sind dann nicht nur die wichtige Auslandskrankenpolice und ein Auffangnetz bei Urlaubsabsage verpackt. Es finden sich auch eine Gepäckversicherung darin, eine Spezial-Reisehaftpflicht und eine Unfallversicherung. Doch der Sicherheitsmix gilt lediglich für die paar Ferienwochen. Beim nächsten Auslandstrip steht man wieder ohne Schutz da. »Unsinnig und überteuert«, winken Verbraucherschützer einhellig ab.

Risiken ganzjährig abdecken

Hedwig Telkamp, Versicherungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Bayern in München, rät dazu, die wichtigen Urlaubsrisiken lieber aufs ganze Jahr hinweg gezielt abzusichern. Außerdem sparen Urlauber dabei auch noch Geld. Denn im kostspieligen Paket der Reisebüros sind in der Regel Absicherungen dabei, die ein Großteil der Touristen ohnehin schon hat und leicht aussortieren könnte. Oder gar nicht erst braucht wie die Reisegepäckversicherung.

Reisegepäckversicherung überflüssig

Über die urteilte Stiftung Warentest kurz und knapp: »Kostet viel und nutzt wenig«. Schadenfälle werden meist mit der Begründung abgelehnt, dass die Reisenden fahrlässig mit ihrer Habe umgegangen sind. Springt der Versicherer trotzdem einmal ein, bekommen Geschädigte nur den Zeitwert des Gestohlenen ersetzt. Für Wertsachen wie Kameras oder Schmuck gelten weitere Beschränkungen. Bargeld oder Dokumente werden ohnehin nicht ersetzt.

Private Haftpflicht reicht völlig

Wer schon eine private Haftpflicht hat, braucht keine spezielle Lösung für die Reise mehr. Die Haftpflichtpolice sollte ohnehin für alle Bundesbürger ein »Muss« sein - und zwar ganzjährig. Sie gilt weltweit. Für Touristen, die im Urlaub einen gefährlichen Sport betreiben, kann die Reiseunfallversicherung notwendig werden. Für alle anderen ist sie unsinnig, meinen die Verbraucherzentralen. Die vereinbarten Schadenssummen sind meist zu gering angesetzt. Wer sich gegen Unfälle absichern will, solle auch das ganzjährig tun. Aber dann vernünftig. Sehr sinnvoll für die meisten Pauschaltouristen und vor allem für Frühbucher ist die Reiserücktrittsversicherung. Am wichtigsten ist aber die Auslandskrankenversicherung. Und zwar für alle Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen, das ganze Jahr über. »Wer die nicht hat und im Urlaub krank wird, ist immer sehr viel Geld los«, warnt Hedwig Telkamp. Auch privat Versicherten kann die Police viele Zehntausend Euro ersparen, wenn sie einen Rücktransport aus der Ferne brauchen. Diese Notlage wird ihnen oft nicht ersetzt, je nach Versicherer.

Keine Kostenfrage

»Weil die Krankenversicherung so unglaublich günstig zu haben ist, braucht eigentlich keiner lang zu überlegen«, meint Telkamp. Für eine Person ist eine Dauerpolice schon ab fünf Euro zu haben. Sie verlängert sich automatisch jedes Jahr und gilt für beliebig viele Reisen und Ausflüge ins Ausland. Kurzzeitabschlüsse wären bei solchen Spottpreisen aberwitzig. Die ganze Familie kann sich zwischen 15 und etwa 25 Euro absichern.

Kreditkartenbesitzer profitieren

Abgedeckt sind damit sämtliche Kosten, die im Ausland entstehen für medizinische Behandlungen, Medikamente, Rücktransporte nach Deutschland, Bestattungs- oder Überführungskosten bei Tod. Besitzer von Kreditkarten oder Autoschutzbriefen sollten allerdings nachschauen: Sie sind oftmals schon über ihre Mitgliedschaft abgesichert.

Cash statt Police

Wer sich allein mit dem Auslandskrankenschein seiner Kasse behelfen will, wird schnell an seine Grenzen stoßen. Auch innerhalb der Europäischen Union hilft im Notfall nur »Cash« weiter. In vielen Touristenhochburgen nehmen Ärzte den Schein gar nicht erst an.

Berrit Gräber