Die Entscheidung zum Einbau der Manipulations-Software in Diesel-Fahrzeugen ist bereits in den Jahren 2005 und 2006 gefällt worden - und zwar in der Motorenentwicklung in der VW-Zentrale in Wolfsburg. Dies geht aus einem Zwischenbericht hervor, der bei einem weiteren Krisentreffen des Aufsichtsrats-Präsidiums zum Abgas-Skandal vorgelegt werden soll, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Konzernkreisen erfahren haben will.
Das Treffen des innersten VW-Machtzirkels findet den DPA-Informationen zufolge am Mittwoch statt. Zu diesem Kreis zählen Aufsichtsratschef Berthold Huber, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), Betriebsratschef Bernd Osterloh und Aufsichtsrat Wolfgang Porsche. Ob mit weiteren Konsequenzen zu rechnen ist, ist nicht bekannt.
Auf dem US-Markt punkten
Wie es heißt, fiel die Entscheidung, weil VW angesichts von Problemen auf dem US-Markt mit Dieselfahrzeugen punkten wollte. Die Vorgabe sei gewesen, die Autos trotz der schärferen Abgaswerte kostendeckend anzubieten, hieß es in den Konzernkreisen. Die Einhaltung der Grenzwerte, zumindest auf dem Prüfstand, sei aber nur mit Hilfe der Manipulations-Software möglich gewesen.
Schon an diesem Dienstag wird VW-Markenchef Herbert Diess in Brüssel erwartet. Dort will er Gespräche mit EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska über den Abgas-Skandal führen. Uhrzeit und weitere Details wurden zunächst nicht genannt. Die EU-Kommission hatte die vollständige Aufklärung des Skandals von den nationalen Behörden verlangt.
Der Autokonzern hatte mit einer Software Abgaswerte von Diesel-Fahrzeugen in den USA manipuliert. Das gesamte Ausmaß des Skandals ist weiter unklar. Weltweit sind elf Millionen Autos betroffen, davon 2,8 Millionen in Deutschland.
Müller: Software nicht immer aktiviert
Müller sagte, die Software sei nur in einem Teil der elf Millionen Fahrzeuge aktiviert. "Wir rechnen deshalb damit, dass die Zahl der tatsächlich betroffenen Fahrzeuge letztlich geringer sein wird." VW werde in den nächsten Tagen die betroffenen Kunden informieren, dass das Abgasverhalten ihres Fahrzeugs in Kürze nachgebessert werden müsse.
Volkswagen steht vor einer schwierigen und langen Aufarbeitung des Abgas-Skandals. Der neue Konzernchef Matthias Müller versprach eine "schonungslose und konsequente Aufklärung". Dabei werde es nur Stück für Stück voran gehen, und es werde Rückschläge geben, sagte Müller laut Mitteilung von Volkswagen vor Führungskräften des Konzerns. VW stehe vor der "größten Bewährungsprobe" der Unternehmensgeschichte.
Müller ist Nachfolger von Martin Winterkorn, der im Zuge des Skandals seinen Posten räumen musste. Nach mehreren Strafanzeigen leitete die Braunschweiger Staatsanwaltschaft am Montag ein Ermittlungsverfahren gegen Winterkorn ein. Der Fokus liege auf dem Vorwurf des Betrugs durch den Verkauf von Autos mit manipulierten Abgaswerten.