Von Phishing-Versuchen bis zu verseuchten Websites - das Internet kann ein gefährlicher Ort sein. Virenschutz und Firewall gehören zur Pflichtausstattung eines jeden PC. Neben kommerziellen Lösungen gibt es auch viele kostenlose Antivirenprogramme, die Sicherheit versprechen. Wir haben die bekanntesten Gratisversionen getestet.
Dabei wurden nicht nur die Treffsicherheit bei der Virenjagd bewertet, sondern auch die Bedienbarkeit der Software. Wichtig war außerdem, wie sehr ein Virenscanner den ganzen PC verlangsamt.
Ad-Aware Free Antivirus 4.6
Die Installation gestaltet sich schnell und mühelos. Der Startbildschirm bietet drei große Schaltflächen für Updates, den Scan und den Echtzeitschutz. Rechts oben befindet sich eine Leiste, auf der die gleichen Symbole inklusive weiterer Funktionen zu finden sind. Die Benutzeroberfläche ist trotz der einfachen Ausstattung nicht sehr übersichtlich gestaltet.
Im Vergleich zu Konkurrenzprodukten ist Ad-Aware Free recht eingeschränkt. Es bietet weder einen Browserschutz (obwohl Downloads gescannt werden) noch einen E-Mail-Scanner. Bei der ersten Installation erhält der Nutzer eine Testversion von Ad-Aware Pro mit vier Echtzeit-Sicherheitsmodulen für Prozesse, Dateien, Registrierungsdatenbank und Netzwerk. Sobald die Testphase vorbei ist, bleibt dem User nur das erste Modul für Prozesse, und auch die Rootkit-Entfernung entfällt. Immerhin können User mithilfe der Funktion TrackSweep ihre Spuren im IE, Firefox, Opera und Chrome verwischen.
Auf die Boot-Zeit des Computers wirkt sich Ad-Aware Free nicht aus, allerdings benötigen Firefox und Outlook nach der Installation des Antivirenprogramms wesentlich mehr Zeit zum Starten. Beim Scan erweist sich die Software als schnell, und auch die Treffsicherheit liegt mit 97 Prozent im Spitzenbereich der getesteten Sicherheitsprogramme.
Ad-Adware Free Antivirus & Antispyware hält das Computersystem sicher. Allerdings bieten andere Antivirenprogramme mehr Leistung und Funktionen.
Zum Download beim Hersteller: Ad-Aware Free
Avast! Free Antivirus 6
Avast! Free Antivirus ist ein Programmpaket, das sich gegenüber der Konkurrenz in vielerlei - leider nicht nur guter - Hinsicht abhebt.
Die Software bietet einen der schnellsten Installationsprozesse. Innerhalb von lediglich 153 Sekunden ist das Programm installiert und hat auch schon einen kurzen System-Scan durchgeführt.
Die übersichtliche Benutzeroberfläche bietet einen einfachen Zugang zu den zahlreichen Scanmethoden sowie Funktionen wie Echtzeitschutz für E-Mail und beim Surfen sowie Verhaltensschutz. Ein Browser-Plugin zeigt zudem die Reputation der jeweiligen besuchten Seite an. Das Programm bietet außerdem einen nützlichen akustischen Alarm. Eine Stimme macht den Nutzer beispielsweise darauf aufmerksam, sobald etwas heruntergeladen wird.
Leider sind die Scanzeiten mit mehr als 50 Minuten sehr lang, und auch nach mehreren Scans verringert sich diese Zeit nicht merklich.
Der Test-PC benötigt nach der Installation des Programms 18 Sekunden länger zum Starten, allerdings wirkt sich Avast! Free Antivirus nur unwesentlich auf andere Anwendungen aus. Die Erkennungsrate von 94 Prozent liegt unter dem Durchschnitt der von uns getesteten Antivirenprogramme.
Avast! bietet mit seinem Programm ein leistungsstarkes Paket mit zahlreichen konfigurierbaren Features. Angesichts der langen Scans und der geringen Erkennungsrate würden wir allerdings ein Konkurrenzprodukt vorziehen.
Zum Download beim Hersteller: Avast! Free Antivirus
AVG Anti-Virus Free 2012
Die Installation von AVG Anti-Virus Free kann einige Zeit in Anspruch nehmen, weil 137,4 MB heruntergeladen werden müssen und ein Neustart nach der Installation notwendig ist. Auf dem Test-PC dauert die Installation mit sechs Minuten wesentlich länger als bei den anderen Antivirenprogrammen. Angesichts der vielen Funktionen, die das Programm bietet, relativiert sich dieser Umstand allerdings.
Neben einem Virenschutz in Echtzeit können sich die Nutzer beispielsweise auf einen guten Scanner verlassen. Mittels LinkScanner werden die URLs von besuchten Seiten analysiert. Der E-Mail-Schutz prüft ankommende Nachrichten auf Spam sowie gefährliche Anhänge. Das Programm bietet außerdem einen Rootkit- sowie Identitätsschutz. Weiterhin können Nutzer optional eine Browserleiste zur Websicherheit installieren, die vor Gefahren beim Surfen schützen soll.
Um all diese Funktionen zu gewährleisten, laufen zumeist sieben bis acht AVG-Prozesse im Hintergrund ab. Das wirkt sich bei neuen Geräten nicht auf die Geschwindigkeit des Computers aus, kann aber älteren Rechnern zu Verzögerungen führen. Mit den beanspruchten 20 MB RAM verlangt das AVG-Programm dem Arbeitsspeicher weniger ab als andere Antivirenprogramme. Während sich die Boot-Zeit des Computers um circa zehn Sekunden verlängert, hat Anti-Virus Free ansonsten nur geringe Auswirkungen auf das System.
Die Scanleistung ist ebenfalls als sehr gut zu bewerten. Während der erste Scan noch mehr als 33 Minuten benötigt, wird der zweite Scan innerhalb von 2 Minuten und 40 Sekunden durchgeführt. Die Treffsicherheit liegt bei 98 Prozent, und die AVG-Software erkennt ein schädliches Programm, das durch die Konkurrenzprodukte nicht entdeckt wird.
Das AVG-Programm bietet die beste Leistung beim Scan. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass AVG auf einen separaten Scan für Rootkits setzt, der zusätzlich mehr als drei Minuten benötigt. Anti-Virus Free hat sich im Test als schnelles und effektives Antivirenwerkzeug erwiesen.
Zum Download beim Hersteller: AVG Antivirus Free 2012
Avira Free Antivirus
Ungewöhnlich an Aviras Free Antivirus ist, dass es nur dann eine grundlegende Websicherheit bietet, wenn der Nutzer die Ask-Symbolleiste ebenfalls installiert.
Abgesehen davon gestaltet sich die Installation mit lediglich 93 Sekunden auf unserem Test-Computer zügig. Auch der erste Scan ist mit 11 Minuten und 21 Sekunden durchaus schnell. Allerdings scheint das Programm kein ausgeklügeltes "Whitelisting"-System zu besitzen, das bereits geprüfte vertrauenswürdige Inhalte speichert. Auch weitere Scans benötigen mehr als zehn Minuten.
Allerdings ist Geschwindigkeit nicht alles. Avira Free Antivirus kann mit einer exzellenten Erkennungsrate von 99 Prozent auf jeden Fall punkten. Nachteilig ist jedoch, dass das kostenlose Programm viele Funktionen der Vollversion nicht bietet. Nutzer bekommen weder Phishing- noch Verhaltens- oder E-Mail-Schutz geboten. Obwohl der Scanner von Avira gute Ergebnisse liefert, ist der User mit diesem Programm nicht vor allen Netzgefahren geschützt.
Nutzer, die nach einem einzigen kostenlosen Antivirenprogramm suchen, sind mit Avira Free Antivirus höchstwahrscheinlich nicht gut beraten. Für fortgeschrittene User, die Avira als Basis neben weiteren Schutz-Tools nutzen, kann es jedoch die geeignete Wahl darstellen.
Zum Download beim Hersteller: Avira Free Antivirus
Comodo Antivirus 2012 5.9.2
Comodo Antivirus bietet mit Defense+ ein Feature, mit dem das Verhalten von Anwendungen beobachtet und lediglich das Ausführen vertrauenswürdiger Software zugelassen wird. Es handelt sich dabei um ein leistungsstarkes Werkzeug, das die Computernutzung wesentlich sicherer macht. Allerdings ist das Programm sehr komplex, und die zahlreichen Warnhinweise können PC-Einsteiger einschüchtern.
Defense+ scheint sich auch beim Öffnen von anderen Anwendungen auszuwirken. Beim ersten Öffnen benötigt Outlook zehn Sekunden länger als üblich. Auch auf die Boot-Zeit wirkt sich Comodo aus, und der Arbeitsspeicher wird darüber hinaus überdurchschnittlich stark belastet.
Bei der Scanleistung kann das Programm nicht richtig überzeugen. Während der erste Scan mit 16 Minuten und elf Sekunden durchaus schnell vonstatten geht, zeigt sich bei weiteren Scans keine wirkliche Steigerung der Geschwindigkeit.
Die langen Scanzeiten garantieren leider keine gute Erkennungsrate. Mit 93 Prozent erweist sich das Antivirenprogramm von Comodo als unterdurchschnittlich.
Trotz dieser Nachteile sollte Comodo Antivirus nicht komplett abgeschrieben werden. Es ist zwar bei der Erkennung von schädlicher Software nicht so gut wie zahlreiche Konkurrenzprodukte, aber bei brandneuen Viren, die von anderen Programmen noch nicht erkannt werden, kann Comodo Antivirus dennoch punkten. Während Anfänger die Software eher meiden sollten, kann Defense+ fortgeschrittenen Nutzern durchaus einige Vorteile bringen.
Zum Download beim Hersteller: Comodo Antivirus
Emsisoft Anti-Malware 6.0
Viele kostenlose Antivirenprogramme verfügen über Lücken beim Funktionsumfang. Die Entwickler hoffen, den Nutzer dadurch zum Umstieg auf die kostenpflichtige Version zu bewegen. Das trifft besonders auf die Emsisoft Anti-Malware 6.0 zu. Das Programm bietet keinerlei Virenschutz in Echtzeit. Das heißt allerdings nicht, dass man dieses Programm außen vor lassen sollte, denn die Software hat andere Pluspunkte.
Die Installation beispielsweise läuft sehr schnell und unkompliziert ab. Eine übersichtliche und ansprechende Benutzeroberfläche erleichtert es den Nutzern, die benötigten Funktionen zu finden. Auch die Scanzeit erweist sich beim ersten Versuch mit etwas mehr als acht Minuten als exzellent und übertrumpft die Konkurrenzprodukte. Nach weiteren Scans benötigt das Programm dafür nur noch sechs Minuten und 13 Sekunden. Die Erkennungsrate liegt mit 98 Prozent sehr hoch.
Durch den fehlenden Echtzeitschutz wirkt sich das Programm kaum auf die Boot-Zeit oder andere Anwendungen aus. Doch Emsisoft Anti-Malware 6.0 hinterlässt eine klare Lücke bei der PC-Sicherheit. Aufgrund seines geringen Hardwarehungers könnte man allerdings ein weiteres Programm installieren, das den Echtzeitschutz übernimmt.
Zum Download beim Hersteller: Emsisoft Anti-Malware 6.0
Microsoft Security Essentials
Wie der Name bereits verrät, handelt es sich beim Microsoft-Programm um eine Antivirensoftware, die lediglich einen Basisschutz bietet. Nutzer erhalten weder eine Firewall noch ein Angrifferkennungssystem und auch kein "Whitelisting" mit vertrauenswürdigen Programmen.
Dafür bietet das Programm allerdings einen guten Echtzeitschutz (bei Downloads, Datei-Scans, Verhaltensschutz und Netzwerkkontrolle) sowie Scanoptionen, das alles unter einer einfachen Benutzeroberfläche.
Die Einfachheit des Programms erweist sich auch bei den Auswirkungen auf das System als positiv. Mit lediglich zehn MB benötigt es im Hintergrund weniger Arbeitsspeicher als die Konkurrenzprodukte. Auch die Boot-Zeit des Computers wird nicht merklich verlängert, und die Auswirkungen auf andere Anwendungen sind ebenfalls geringer als bei den meisten Testprogrammen.
Als Nachteil erweist sich allerdings die Scan-Zeit. Beim ersten Scan benötigt die Software circa 20 Minuten. Da keine "Whitelist" integriert ist, wird diese Zeit auch bei weiteren Scans kaum unterschritten. Lediglich Avast! Free Antivirus ist noch langsamer. Auch bei der Erkennungsrate kann das Programm mit lediglich 92 Prozent nicht punkten.
Ein Vorteil des Microsoft-Antivirenprogramms ist, dass es keine Kernbereiche auslässt oder lästige Eigenwerbung anzeigt, um den Nutzer zum Upgrade auf eine kostenpflichtige Version zu bewegen. Nutzern, die ein Antivirenprogramm haben möchten, das ihnen nur selten in die Quere kommt und die Systemressourcen kaum anzapft, kann Security Essentials empfohlen werden. Wenn man allerdings das beste kostenlose Antivirenprogramm und hohe Erkennungsraten haben möchte, lohnt es sich, nach anderen Programmen Ausschau zu halten.
Zum Download beim Hersteller: Microsoft Security Essentials
Outpost Security Suite Free 7.1
Bei diesem Programm erhalten die Nutzer die meisten Funktionen. Neben Antivirenschutz bietet die Software eine Firewall, einen Spamfilter sowie Webschutz.
In der Theorie klingt das gut, in der Praxis sieht das aber anders aus. Nachdem die Software installiert wurde, startet das Upgrade der Antiviren-Datenbank nicht automatisch. In der Benachrichtigung, dass sich das System nicht auf dem aktuellsten Stand befände, wird ein "Fix it now"-Feld angezeigt. Nach Anklicken der Schaltfläche wird allerdings lediglich vorgeschlagen, auf die kostenpflichtige Version umzusteigen. Beim Versuch, das Update manuell durchzuführen, erscheint eine Warnung, dass einige Komponenten nicht heruntergeladen werden können, gefolgt von einer Fehlermeldung, dass das Update der Malware-Datenbank fehlgeschlagen sei.
Durch die zahlreichen zusätzlichen Funktionen benötigt das Programm viel Arbeitsspeicher (30 - 40 MB im Hintergrund und manchmal mehr als 100 MB beim Scannen). Die Startzeit von Firefox verlängert sich durch die Installation von Outpost Security Suite Free 7.1 von unter 2 Sekunden auf 8 -10 Sekunden. Outlook schien von dem Programm allerdings nicht beeinflusst zu werden.
Beim ersten Scan erweist sich das Programm mit fast einer Stunde als langsamstes in unserem Test. Nach mehreren Scans sinkt dieser Wert allerdings auf zehn Minuten. Wenn der Nutzer es schafft, die neueste Datenbank herunterzuladen, bietet das Programm 95 Prozent Treffsicherheit.
Zum Download beim Hersteller: Outpost Free Security Suite
PC Tools Antivirus Free 2012
Bei diesem Programm handelt es sich um eine abgespeckte Version der Software Spyware Doctor mit Antivirus. Im Gegensatz zu dieser kostenpflichtigen Software bietet das kostenlose Programm weder einen Verhaltensschutz, noch Web-Support oder ähnliche Dienste. Allerdings bekommen Nutzer reguläre und manuelle Scans, Warnhinweise bei Phishing-Seiten sowie Echtzeitschutz bei eintreffenden E-Mails und beim Öffnen von Dateien.
Obwohl das Programm lediglich grundlegende Funktionen bietet, benötigt das Setup eine Weile, und verbraucht mit 400 MB im Vergleich zu den anderen Testprodukten viel Festplattenplatz. Im Hintergrund beansprucht das Programm 20 MB, und die Auswirkungen auf die Boot-Zeit und Firefox sind dem Durchschnitt entsprechend. Outlook benötigt nach der Installation allerdings wesentlich länger beim Öffnen.
PC Tools Antivirus Free hat leider einige Mängel bei der Benutzerfreundlichkeit. Mittels eines Rechtsklicks auf den Explorer kann man den Scan auswählen. Allerdings öffnet sich dann kein Pop-up-Fenster, mit dem man den Fortschritt des Scans beobachten kann. Dazu muss man erst umständlich das Programm manuell öffnen und auf das entsprechende Scansymbol klicken.
Der Scan selbst funktioniert allerdings gut. Während der erste Scan noch fast eine halbe Stunde benötigt, wird der dritte Scan bereits in weniger als fünf Minuten durchgeführt. Die Erkennungsrate von 94 Prozent ist ebenfalls akzeptabel.
Unterm Strich ist PC Tools Antivirus Free 2012 ein gutes Sicherheitswerkzeug für grundlegende Funktionen. Es bietet allerdings keine hervorstechenden Features.
Download beim Hersteller: PC Tools Antivirus Free
Fazit
Bei kostenlosen Antivirenprogrammen sind große Unterschiede festzustellen. Nutzer müssen bei den Freeware-Programmen Kompromisse eingehen. Während die eine Software zwar kaum Auswirkungen auf die PC-Leistung hat, dafür aber weniger exakt ist, bietet ein anderes Programm wiederum eine hohe Erkennungsrate, bremst aber stark den Computer aus. Unterm Strich würden wir AVG Anti-Virus Free 2012 empfehlen.