Videospiel "Skylanders Giants" Nachschub für die niedliche Monsterwelt

  • von Nina Ernst
Der Traum vieler Kinder und Schrecken vieler Eltern heißt "Skylanders". Die Kombination aus Videospiel und Sammelfiguren verkauft sich millionenfach. Die Fortsetzung "Giants" lockt mit neuem Stoff.

Wenn es um erfolgreiche Games aus dem Hause der weltgrößten Videospielfirma Activision Blizzard geht, ist gerne die Rede von Blockbustern wie "Call of Duty" und "Diablo 3". Aufwendige, komplexe Spiele mit eindrucksvoller Grafik. Aber den größten wirtschaftlichen Erfolg fahren nicht mehr die Grafikgranaten für gestandene Gamer ein, sondern ein Kinderspiel. "Skylanders" - ein Videogame mit Plastikfiguren zum Sammeln.

Die Skylanders sind schräge Gesellen, ihr Aussehen ist Fantasy pur. So gibt es lila Drachen, einäugige Pilze, laufende Haie und Monster mit Schraubenschlüsseln. Das Besondere: Werden die Actionfiguren auf ein Podest gestellt, das mit einer Videospielkonsole oder dem PC verbunden ist, erscheint das kleine Plastikmonster als virtuelle Figur im dazugehörigen Videospiel. Die Spieler muss mit seiner Figur Abenteuer bestehen und Kämpfe ausfechten. Jeder Skylander hat unterschiedliche Fähigkeiten, die im Spiel mal mehr, mal weniger nützlich ist.

Insgesamt existieren 32 verschiedene Wesen, die zum Stückpreis von neun Euro verkauft werden. Und viele Eltern kaufen sie alle, damit die Quengelei im Kinderzimmer endlich ein Ende hat. Doch die erkaufte Ruhe hat mit mehr als 280 Euro einen stolzen Preis.

Am Freitag erscheint mit "Skylanders Giants" die bei Kids langerwartete Fortsetzung, selbstverständlich mit einem Satz von 20 neuen Figuren. Das kann teuer werden.

Gesprächsthema auf dem Schulhof

"Beim Start von 'Skylanders' im vergangenen Oktober war der Ansturm gewaltig", sagt Torsten Klein vom Media Markt Siegen. "Prinzipiell konnte man einen Mitarbeiter vor das Regal stellen, der die Ware stetig nachräumte." Doch richtig wild wurde es dann ab Dezember, als die Mundpropaganda unter den Kids in vollem Gange war und Weihnachten näher rückte.

Fast alle Eltern von Grundschulkindern haben mittlerweile Bekanntschaft mit "Skylanders" gemacht. Während einige an zufrieden spielende Kinder denken, sind andere genervt, weil es kaum ein anderes Gesprächsthema gibt. Wer welche Figuren besitzt, was die alles können und welche das Kind selber unbedingt noch braucht. Vor allem Jungs werden von den farbenfrohen Actionfiguren mit Technikanbindung angesprochen. Sie lassen ihre Figuren allein oder gemeinsam mit anderen durch die bunte Welt rennen, Rätsel lösen und Gegenstände finden.

Auch die Söhne von Sandra Peternel sind Fans. Die Mutter findet es erstaunlich, wie sehr "Skylanders" den Ehrgeiz ihrer Jungs weckt. Vor allem der Sechsjährige lässt sich immer wieder dazu anspornen, den zwei Jahre älteren Bruder zu übertrumpfen. Als sie das Spiel zum Start für ihren Blog getestet und rezensiert hat, dachte sie, es würde wie all die anderen Games nach kurzer Zeit wieder im Schrank verschwinden. "Aber es hat immer noch seinen Reiz und wird regelmäßig gespielt. Obwohl die Jungs es bereits durchgespielt haben", sagt sie.

Spaß zum Anfassen

Den besonderen Reiz erklärt sich Sandra Peternel damit, dass das Spiel nicht nur virtuell stattfindet, sondern die Kinder auch etwas zum Anfassen haben. Kommt sie mit einer neuen Figur nach Hause, ist die Freude groß. Das sei immer noch billiger, als ständig neue Spiele zu kaufen. Ein geschickter Schachzug der Entwickler, um nach dem Verkauf der Software die Kasse weiter klingeln zu lassen.

Denn nur die wenigsten Kinder geben sich mit einer Handvoll Figuren zufrieden, wenn der beste Freund doppelt so viele besitzt. Vor allem, wenn er eine neue, besonders coole Errungenschaft mitbringt. Denn die bisher erlangten Erfolge werden in der Figur gespeichert und können zum Zocken außer Haus einfach mitgenommen werden.

"Spyro" sollte für Aufmerksamkeit sorgen

Als "Skylanders: Spyro's Adventure" im Oktober 2011 erschien, trug es noch den Namen des bei langjährigen Zockern bekannten Drachen Spyro im Titel. Ein Zugpferd, um die Bekanntheit zu steigern. Schließlich wusste niemand, ob das Projekt so viel Aufmerksamkeit erregen würde wie erhofft.

Mittlerweile ist es die erfolgreichste Einführung einer neuen Kindermarke in Nordamerika. Ihr Wert wird mit knapp 100 Millionen Euro gehandelt. "Wenn ich ehrlich bin, ist es immer noch schwer zu glauben, wie erfolgreich das Spiel ist", meint Paul Reiche. Er ist Leiter des Spieleherstellers Toys for Bob, der mit Skylanders vor einer völlig neuen Herausforderung stand. In Sachen Kinderspiele hatte der Entwickler zwar Erfahrung, mit Spielzeugfiguren aber nicht. Also holten sie sich einen Experten dazu, der etliche Entwürfe zeichnete. Kindgerecht sollten die Figuren sein, um die Kernzielgruppe von sechs bis zehn Jahren anzusprechen. Und cool sollten sie aussehen, um die Begehrlichkeiten der Kids zu wecken und den Geldbeutel der Eltern zu öffnen. So wirken nun selbst die Figuren mit einer Waffe in der Hand irgendwie fröhlich und niedlich.

300 Euro für eine Spielfigur

Wo Sammelleidenschaft ausgebrochen ist, steigen schnell die Preise. Neben den normalen Figuren gibt es auch noch limitierte Sammlereditionen, die je nach Ausgabe zu Höchstpreisen von 80 bis 300 Euro in Online-Auktionshäusern gehandelt werden. Laut Torsten Klein vom Media Markt kommt es "schon mal zu Versorgungsengpässen bei besonders nachgefragten Figuren". Frust pur für Eltern, deren Kinder zu Hause ungeduldig auf Nachschub warten. Grund genug für Vorratskäufe. "Anfänglich ging kein Kind mit unter fünf Figuren aus dem Markt", so Klein.

2,15 Millionen Spiele wurden bislang weltweit verkauft, rund 30 Millionen Figuren gingen bisher über den Ladentisch. So ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Marke in andere Kanäle schwappt und beispielsweise eine gleichnamige TV-Serie folgt. Mit dem Nachfolger "Skylanders Giants" erscheint pünktlich zur Vorweihnachtssaison ein neues Spiel mit 20 neuen Figuren für beide Teile.

Die neuen Plastikriesen werden wohl bald samt Software auf vielen Wunschzetteln zu finden sein. So wie bei den Söhnen von Sandra Peternel. Auch wenn die nicht zum Kreis der passionierten Sammler gehören, wollen sie das neue Spiel haben, seitdem sie die Werbung von "Giants" gesehen haben. Im Media Markt Siegen stellen sich die Mitarbeiter bereits seit einiger Zeit auf einen erneuten Ansturm ein - samt Quengeleien.

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