Nationalsozialismus Nürnberg und die Nazis

Die Reste der pompösen Bauten auf dem "Reichsparteitagsgelände" zeugen bis heute vom Größenwahn der Nazis. In Nürnberg urteilten auch die Siegermächte über die Täter des "Dritten Reiches". Zwei neue Bücher beleuchten nun die Nazi-Vergangenheit der fränkischen Stadt.

Auf unselige Weise ist die Nürnberger Stadtgeschichte mit dem Nationalsozialismus verbunden. Die Reste der pompösen Bauten auf dem "Reichsparteitagsgelände" zeugen bis heute vom Größenwahn der Nazis. In Nürnberg verkündete Hitler 1935 die schrecklichen Rassegesetze, die als "Nürnberger Gesetze" weltweit bekannt wurden. Bei den Nürnberger Prozessen urteilten schließlich die siegreichen alliierten Mächte nach dem Zweiten Weltkrieg über die Täter des "Dritten Reiches". Zwei neu erschienene Bücher beleuchten die Nazi-Vergangenheit der fränkischen Stadt.

"Hitlers Weg nach Nürnberg" beschreibt der Journalist Egon Fein. "Mit nur wenigen Landstrichen fühlte Hitler sich so eng verbunden wie mit Franken", schreibt Fein. Nürnberg, die Stadt der mittelalterlichen Reichstage, sei für ihn "der Inbegriff des unverfälschten Deutschtums" gewesen. Am 1. August 1920 habe Hitler seine erste Rede in Nürnberg gehalten: Beim "Bund deutscher Kriegsteilnehmer" schimpfte er über den "Schandfrieden" von Versailles.

Akribisch zeichnet Fein die Stationen der Erstarkung und Machtübernahme der Nazis in Nürnberg nach: Der erste "Reichsparteitag" 1927 mit bis zu 15 000 Teilnehmern, die Installierung des Parteigenossen Willy Liebel als Oberbürgermeister 1933, der Beginn der monströsen Bauten auf dem Reichsparteitagsgelände 1934. Ausführlich beschäftigt sich der Autor mit der Rolle des Nazi-"Frankenführers" Julius Streicher, Herausgeber des gefürchteten antijüdischen Hetzblattes "Stürmer". Schon am 20. Oktober 1922 hatte Streicher die NSDAP-Ortsgruppe Nürnberg gegründet.

Der Titel des Buches weckt Assoziationen zu den in den vergangenen Jahren erschienenen Werken von Brigitte Hamann ("Hitlers Wien" und "Hitlers Bayreuth") sowie von David Clay Large ("Hitlers München"). Egon Fein merkt man jedoch an, dass er kein Historiker ist. Die Sprache ist journalistisch salopp mit Ausflügen in die erzählerische Fiktion. Auf einen Anmerkungsapparat verzichtet der Autor ganz. Dank der ausgebreiteten Fülle von Details dürfte das Buch dennoch insbesondere lokalgeschichtliches Interesse wecken.

(Egon Fein: Hitlers Weg nach Nürnberg, Verlag Nürnberger Presse, 450 Seiten, 26,50 Euro)

Höheren wissenschaftlichen Ansprüchen genügt das wieder aufgelegte Buch "Die Reichsparteitage der NSDAP in Nürnberg" des Journalisten und städtischen Pressesprechers Siegfried Zelnhefer. Mit der Arbeit hatte Zelnhefer 1990 promoviert. 1991 erstmals veröffentlicht, war das Werk jedoch seit langem vergriffen. Für das im Jahr 2001 eröffnete "Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände" diente es als Grundlage.

Zelnhefer beschreibt die Inszenierungen der Nazis auf den Reichsparteitagen von 1927 bis 1939, die Rituale und pseudoreligiösen Zeremonien der Massenaufmärsche, die Aufgabe von Presse und Rundfunk im Dienst der Propaganda. Mehr als 150 Fotos, darunter auch bisher unveröffentlichte Aufnahmen von Amateuren, machen das Buch zu einem Standardwerk über die unrühmlichste Epoche der Nürnberger Geschichte.

(Siegfried Zelnhefer: Die Reichsparteitage der NSDAP in Nürnberg, Verlag Nürnberger Presse, 330 Seiten, 17,80 Euro

DPA
Stephan Maurer

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