Blöd gelaufen, muss man sagen. Da hatte sich Italiens Trainer Antonio Conte den Stürmer Simone Zaza extra fürs Elfmeterschießen aufgehoben - und dann erledigte der Joker den einen Job nicht, für den er auf den Platz gekommen war. In der letzten Minute kam Zaza ins Spiel, trat im Elfmeterschießen an, verschoss. Und hatte zuvor einen Anlauf hingelegt, der ihn zur Internet-Legende machen könnte.
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Deutschland in der Einzelkritik
Während der 120 Minuten selten ernsthaft geprüft, aber stets da. Beim Elfmeter aus dem Spiel heraus machtlos. Gewohnt sicher im Aufbau. Seine große Stunde sollte im Elfmeterschießen schlagen. Gleich zweimal parierte er im entscheidenden Moment und hatte so einen Löwenanteil am Halbfinaleinzug. Note 1+.
Überraschend von Beginn an in der neuen Dreierkette. Konnte sich kaum auszeichnen, fiel aber auch nicht negativ auf. Im späteren Verlauf des Spiel mit einigen guten Szenen in der Defensive. Note 3.
Räumte hinten alles ab. Über links auch mit einigen guten Vorstößen und Pässen in die Spitze. Leitete die deutsche Großchance am Ende der ersten Hälfte stark ein. Trat dann im Elfmeterschießen an, als es ums Ausscheiden ging, und behielt die Nerven. Note 2.
Erneut über weite Stecken sehr stark. Räumte wie in jedem Spiel alles ab und immer wieder mit guten Zuspielen. Brachte Italien eine Viertelstunde vor Schluss aber mit einem sehr unnötigen Handspiel, das mit einem Elfmeter geahndet wurde, ins Spiel zurück. Ansonsten aber bärenstark. Übernahm auch erfolgreich Verantwortung im Elfmeterschießen. Note 2-.
Vom Start weg mit vielen Ballkontakten, kurz vor der Pause gute Flanke auf Gomez. Hinten etwas wackelig: Ließ erst einen Pass durchrutschen, hob dann das Abseits vor Italiens Großchance in der 44. Minute auf. Wirkt insgesamt aber erneut, als spiele er schon ewig für den DFB. Traf im Elfmeterschießen Note 3+.
Zu Beginn vorne in ein paar Szenen gut im Zusammenspiel mit Özil. Insgesamt eine solide Partie von ihm, doch sein großer Moment sollte erst nach den 120 Minuten kommen. Er trat zum entscheidenden Elfmeter an und traf - mit einem Quäntchen Glück - zum 7:6-Endstand. Note 2.
Musste bereits nach 13 Minuten mit Adduktorenproblemen runter. Schweinsteiger ersetzte ihn.
Insgesamt eher unauffällig. Bereite mit missglückten Schuss die Großchance vor der Pause vor. Je länger die Partie dauerte, desto besser war er aber im Spiel, auch wenn nicht alles gelang. Ging im Elfmeterschießen als erster Schütze erfolgreich voran. Note 3-.
Weiter vom Pech verfolgt. Vergab vor der Pause die Riesengelegenheit aus acht Metern. Auch wenn er dabei vom Ball leicht überrascht wurde: Ein Müller in Bestform hätte hier sicher getroffen. Nach der Pause vergab er die nächste gute Gelegenheit. Lief zwar am meisten von der deutschen Elf, nur kam dabei selten Gutes bei rum. Spielte viele Fehlpässe, verlor unnötig Bälle und vergab zu allem Überfluss ganz schwach einen Elfmeter. Das ist wahrlich nicht sein Turnier. Note 6.
Ließ sich immer wieder fallen, um Bälle zu holen und das Spiel zu lenken. Sehr bemüht, viel lief über ihn und er traf auch zum 1:0. Kurz darauf Sensationsvorarbeit auf Gomez. Im Elfmeterschießen scheiterte er aber am Pfosten. Note 3+.
Ackerte vorne viel. Holte sich auch mal die Bälle Wenn es gefährlich wurde, dann immer über ihn. Legte direkt nach der Pause gut für Müller ab. Leitete mit einem genialen Ball von außen das 1:0 ein, kurz danach die Riesenchance zum 2:0 auf dem Fuß. Musste dann verletzt raus. Note 2-.
Musste unerwartet früh für Khedira rein. Wirkte zunächst unsicher und nicht bei 100 Prozent. Mehrere fahrige Fehlpässe, kaum Spritzigkeit. Stets bemüht, Verantwortung abzugeben. Nach der Pause dann verbessert, kämpfte sich ins Spiel. Vergab aber die mögliche Entscheidung im Elfmeterschießen. Note 4.
Kam in der 72. Minute für den angeschlagenen Gomez. War bemüht, vorne für Gefahr zu sorgen, konnte aber kaum Akzente setzen. Vergab einen Konter leichtfertig mit einem unsauberen Zuspiel auf Müller. Traf aber sicher im Elfmeterschießen. Note 3-.
Es war ein spektakuläres Viertelfinale – trotz oder gerade wegen so vieler verschossener Elfmeter. Sieben von 18 Schützen trafen daneben oder scheiterten an Manuel Neuer. Zwei Schüsse hielt der Welttorhüter, bevor der Kölner Verteidiger Jonas Hector den Sieg sicherte.
Auch in Italien geriet Zaza in die Kritik – ebenso wie sein Mitspieler Graziano Pellè. Nicht so sehr wegen des Scheiterns denn wegen der unrühmlichen Begleiterscheinungen ihrer Versuche. Während Zazas "Tanz" eher auf Unverständnis und Spott stieß, sorgte Pellès Verhalten gar für handfeste Empörung. Der Italiener hatte vor dem Antritt Manuel Neuer mit Gesten provoziert und zu irritieren versucht. Er sah dem Torwart in die Augen, zeigte mit dem Finger auf ihn und bedeutete mit einer Handbewegung, den Ball ins Tor lupfen zu wollen. Was bekanntlich nicht gelang: Der Flachschuss ging am linken Pfosten vorbei. Die italienische Sportzeitung "Corriere dello Sport" fand klare Worte für diesen Versuch: "Großmaul", schimpfte sie.
Es war jedoch die einzige unschöne Geste, während die anderen italienischen Spieler sich als faire, wenn auch tieftraurige Verlierer zeigten. Allen voran Gianluigi Buffon: Der Torhüter gratulierte den deutschen Spielern erst und lief mit Tränen in den Augen auf die eigene Kurve zu, um in den folgenden Fernsehinterviews sichtlich um seine Fassung zu kämpfen. Auch Abwehrspieler Barzagli konnte die Tränen vor den Kameras nicht zurückhalten. "Es ist eine Riesenenttäuschung", sagte er im italienischen Fernsehen. "Wir haben alles gegeben, und jetzt bleibt nur die Niederlage."