"Hauptsache, du hast überhaupt einen Job" - diese Haltung bestimmt angesichts der hohen Arbeitslosigkeit zur Zeit das Denken und Handeln vieler Arbeitnehmer. Da können die Bedingungen, die am Arbeitsplatz vorherrschen, schon mal zur Nebensache werden. Doch weit gefehlt, zeigt jetzt eine neue Studie der Respect Research Group an der Universität Hamburg.
Wie wichtig ist Respekt?
Was macht heute einen "guten" Arbeitsplatz aus? Welche Werte, welche Konditionen sind den Arbeitnehmern wichtig, wo machen sie Abstriche? Und kann die Realität ihren Erwartungen und Wünschen gerecht werden? Das untersuchten die Forscher der Respect Research Group in zwei großen Studien.
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Die Studie der Respect Research Group an der Universität Hamburg können Sie hier nachlesen - allerdings in englischer Sprache.
In der ersten Studie mit fast 590 Mitarbeitern verschiedener Unternehmen wurde gefragt, wie wichtig Mitarbeitern Respekt im Umgang mit ihren Kollegen und Vorgesetzten ist und welche Bedeutung sie anderen Faktoren wie etwa Arbeitsplatzsicherheit, Bezahlung, Karrieremöglichkeit und interessanten Aufgaben zumessen.
Realität bleibt hinter dem Wunsch zurück
Ganz oben auf der Prioritätenliste: Ein Chef, der einen respektvoll behandelt (Platz zwei). Die Sehnsucht nach respektvoller Zusammenarbeit wurde nur noch vom Wunsch geschlagen, eine möglichst interessante Arbeit zu haben. Auf Platz drei folgte dann der Wunsch unabhängig zu arbeiten. Dabei ist es nicht nur die Annerkennung als Person, die sich Mitarbeiter hierzulande wünschen, sondern auch die Annerkennung und Würdigung der geleisteten Arbeit (Platz vier). Die zweite Erhebungswelle mit 318 Mitarbeitern zeigte jedoch, dass die alltägliche Realität deutlich hinter den Erwartungen zurück bleibt.
So scheinen respektvolle Chefs Mangelware zu sein. Denn in der zweiten Studie mussten die Befragten dann ihre reale Arbeitsplatz-Situation bewerten. Hier wurden Chefs häufig weder als sehr respektvoll im Umgang mit ihren Untergebenen noch wertschätzend in Hinblick auf deren Arbeit erlebt. Da verschwinden schon mal mühsam angefertigte Projektdokumentationen kaum beachtet in der nächsten Ablage oder der Druck von oben wird über cholerische Anfälle direkt an die Untergebenen weitergegeben.
Wie man in den Wald reinruft...
Das könnte möglicherweise der Grund sein, dass es im Gegenzug mit dem Respekt für Deutschlands Vorgesetzte auch nicht besonders gut aussieht. Mitarbeiter, die sich nicht respektiert fühlen, fällt es augenscheinlich auch schwer, ihre Vorgesetzten zu respektieren.
Abseits des Respekts sieht das Bild der Arbeitswerte unterschiedlich aus. Hohes Einkommen oder möglichst viel Zeit für Hobbies neben dem Job scheinen passé. Sie rangieren auf den unteren Wichtigkeitsrängen. Bedeutend ist für Mitarbeiter dagegen, einen interessanten Job zu haben, bei dem sie am Besten auch noch selbstständig arbeiten können. Positiv hervorzuheben ist, dass zumindest in diesen Aspekten Wunsch und Realität nah beieinander liegen.
Auf Kollegen ist Verlass
Ein besseres Bild zeichnet sich beim Prespekt auch von und gegenüber gleichgestellten Kollegen ab. Zwar tragen Mitarbeiter an ihre Kollegen nicht besonders hohe Ansprüche in Sachen Respekt heran, diese niedrigen Ansprüche werden aber im tatsächlichen Miteinander eher noch übertroffen - unter Kollegen scheint es also an Respekt meist nicht zu mangeln.
Der Mangel an Respekt, ein Phänomen, das sich also hauptsächlich zwischen Mitarbeitern und ihren Chefs abspielt? Es scheint fast so - und gibt zu denken, da andere Studien der Forschungsgruppe zeigen, dass über mangelnden Respekt viel Engagement verspielt wird. Wer also führen will, ohne zu drohen oder Druck auszuüben, sollte lernen zu respektieren.