Zur Erzeugung ihres Magnetfeldes braucht die Erde nur die Leistung von umgerechnet 200 bis 500 großen Kraftwerken. "Der Geodynamo ist sehr viel sparsamer als bisher angenommen", sagte Prof. Ulrich Christensen vom Max- Planck-Institut für Aeronomie im südniedersächsischen Katlenburg- Lindau am Mittwoch. Erforderlich seien etwa 200 000 bis 500 000 Megawatt. Christensen stellt die Modellrechnung gemeinsam mit dem Geophysiker Prof. Andreas Tilgner von der Universität Göttingen im britischen Fachjournal "Nature" (Bd. 429, S. 169) vor.
Flüssiges Eisen im äußeren Kern erzeugt das Erdmagnetfeld
Die Energie für das Magnetfeld stamme aus Wärme, die im flüssigen äußeren Eisenkern der Erde in rund 3000 Kilometern Tiefe gespeichert sei, erläuterte Christensen. Durch den Wärmefluss vom Erdkern in den Gesteinsmantel setze sich das flüssige Eisen in Bewegung. Diese Bewegungen des elektrisch leitenden Eisens führen zum so genannten Dynamo-Effekt, der das Erdmagnetfeld erzeugt.
Seit Beginn der Messungen vor etwa 150 Jahren werde das Magnetfeld, das unter anderem den tödlichen Teilchenhagel der kosmischen Strahlung von der Erde fern hält, allerdings immer schwächer, sagte Christensen. Es gebe Spekulationen, dass es in etwa 1500 Jahren zu einer Umpolung kommen könnte, wenn die Stärke des Magnetfeldes weiter abnehme. Der Nordpol wäre dann im Süden, der Südpol im Norden. Derartige Umpolungen hat es in der Erdgeschichte mehrfach gegeben.
Sonnenwind könnte Erde schützen
Die Feldstärke des Erdmagnetfeldes sinkt derzeit um fünf Prozent pro Jahrhundert, berichtet das britische Wissenschaftsmagazin "New Scientist" (Nr. 2447, S. 14). "Das ist die schnellste Verringerung seit der letzten Polumkehr vor 730 000 Jahren", zitiert das Magazin den Forscher Harald Lesch von der Ludwig-Maximilians-Universität- München.
Dennoch hat Hollywood ein Katastrophenszenario weniger: Denn bevor das schwindende Magnetfeld die Erde dem kosmischen Teilchenbeschuss preisgibt, soll nach Modellrechnungen von Lesch und Kollegen der so genannte Sonnenwind den lebenswichtigen Schutzschild ersetzen. Der Sonnenwind ist ein konstanter Strom elektrisch geladener Atomkerne von der Sonne. Er soll die Erde einhüllen und dabei ein Ersatzmagnetfeld in der Ionosphäre erzeugen, das ebenso stark ist wie das Original.
DPA