E-Fahrzeuge Kleiner Kraftzwerg: Koenigseggs Raxial-Flux-Antrieb erfindet den E-Motor neu

Dieses kleine Aggregat liefert 340 PS und 600 Newtonmeter.
Dieses kleine Aggregat liefert 340 PS und 600 Newtonmeter.
© Koenigsegg / PR
Koenigsegg, der schwedische Hersteller von Supersportwagen hat einen neuen E-Motor gezeigt. Er nutzt eine andere Geometrie des Magnetfeldes und bietet ein extrem hohes Drehmoment bei minimalen Dimensionen. Der ganze Motor ist kaum höher als eine Getränkedose.

Koenigsegg ist bekannt für seine Supersportwagen. Nun wird der viersitzige Gemera entwickelt, der erste "Mega-GT" – ein Familienwagen mit den Leistungsdaten eines Supersportwagens. Und das scheint zu gelingen: Der Gemera soll in nur in 1,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen und dann auf 400 km/h durchziehen.

Den nötigen "Wumms" bei geringen Geschwindigkeiten liefert der Quark-E-Motor, der laut Koenigsegg keineswegs nur für die eigenen Sportwagen geeignet ist. Die Maschine presst ein Drehmoment von 600 Newtonmetern aus einem nur 28 Kilogramm schweren Aggregat bei einer Leistung von 250 kW bzw. 340 PS.

Beschleuniger im Duo mit Verbrenner

"Der Quark wurde entwickelt, um den niedrigen Drehzahlbereich des Gemera zu unterstützen, wo man ihn braucht, um brutal zu beschleunigen", erklärt Dragos-Mihai Postariu, Leiter der Elektromotorenentwicklung. Der ebenfalls eingebaute Zwei-Liter-Verbrennungsmotor kann im Drehzahlkeller nicht genug Power aufbauen. "Der Verbrennungsmotor konzentriert sich dann auf den Hochgeschwindigkeitsbereich. Für die Leistung des Gemera bedeutet dies einen großen Leistungsschub, gefolgt von einem kontinuierlichen Schub auf 400 km/h (249 Mph) ohne Drehmoment- oder Leistungsverluste."

Zu dem geringen Gewicht des Quarks kommen noch seine kompakten Abmessungen von nur 303 x 334 x 112 mm. Der leistungsstarke Motor ist kaum höher als eine Getränkedose. Seine Welle besteht aus dem in der Luft- und Raumfahrt verwandten 300M-Stahl, der Rotor aus Kohlefasern. Der Motor ist ein Sprinter, die hohen Leistungswerte stehen nur 20 Sekunden lang zur Verfügung. Danach sinken sie auf rund 100 kW und 250 Newtonmetern. Der Motor verbindet Radial- als auch Axialflusskonstruktionen und erreichte so ein perfektes Verhältnis von hoher Leistung und hohem Drehmoment. Heute werden meist Radialfluss-Motoren verbaut, bei ihnen fließt das Magnetfeld radial zur Drehachse, sie glänzen mit einem hohen Drehmoment. Bei Axialfluss-Topologie fließt das Magnetfeld parallel zur Drehachse, so erzielt man eine höhere Leistungsdichte.

Breite Anwendungen 

Nach Angaben von Koenigsegg könnte der Quark nicht nur im Auto, sondern auch in Schiffen, Flugzeugen oder senkrechtstartenden Flugtaxis ohne Untersetzungsgetriebe eingebaut werden. Der Motor benötigt keine externe Kühlung. "Der Quark ist einzigartig mit seiner hohen Effizienz in Kombination mit seiner klassenbesten Matrix von Drehmoment, Leistung, Drehzahl und Gewicht", so Firmenchef, Gründer und Namensgeber Christian von Koenigsegg. "Das bedeutet, dass beim Einsatz des Quarks in Anwendungen wie Schiffen, Flugzeugen oder VTOL kein Untersetzungsgetriebe erforderlich ist; stattdessen kann ein Direktantrieb erreicht werden, da die Drehzahl des Motors von Anfang an stimmt."

Neben diesen Anwendungen können zwei Motoren im Elektroantrieb "Terrier" vereint werden. Gemeinsam mit einem speziellen Wechselrichter wiegt die ganze Einheit nur 85 kg und liefert 670 PS. Ein vergleichbarer Verbrennungsmotor mit Hilfsaggregaten wäre ungleich schwerer. Noch mehr Gewicht aber auch Kosten werden gespart, weil der Terrier keine separate Aufhängung benötigt. Er kann direkt mit dem Chassis verschraubt werden.

Der Motor wird unsichtbar

Auch andere Hersteller arbeiten an vergleichbaren Motoren. Sie zeigen, wie viel Luft noch in dem Konzept "E-Motor" steckt, dass eigentlich als weitgehend ausentwickelt galt. Auch außerhalb der Welt der Hypercars werden "normale" E-Fahrzeuge von diesen Motoren profitieren. Im Fahrzeugdesign werden die Motoren wegen der geringen Ausmaße praktisch unsichtbar. Denkbar ist es auch, dass die leichten Antriebe den Einsatzbereich von Nabenmotoren deutlich verbreitern. Motor und der Super-GT Gemera sollen bei Koenigsegg bereits im Jahr 2023 in die Produktion gehen.