Fünf, manchmal auch sechs Tage in der Woche fährt Helene Metz in ihrem silbernen E-Klasse-Mercedes zur Arbeit. Nachdem sich die Schranke am Werkstor geöffnet hat, fährt sie an mehreren geduckten Fabrikhallen vorbei. Auf der rechten Seite, hinter einem Zaun, zieht ein Bauer auf einem Feld mit dem Traktor seine Bahnen. Sie stellt den Wagen auf dem Parkplatz mit der Nummer 1 ab, direkt neben dem Eingang zur Verwaltung der Metz-Werke in Zirndorf, einer beschaulichen Stadt mit Industrietradition in der Nähe von Nürnberg. Die Playmobil-Figuren kommen auch von hier. Dann geht sie in ihr Büro im ersten Stock des schmucklosen Gebäudes. All das wäre eigentlich nichts Besonderes. Aber Helene Metz ist 82 Jahre alt.
Diese Frau ist einmalig in der hektischen, harten Welt der Hightech-Branche. Eine lebende Legende aus der Zeit des Wirtschaftswunders. Sie geht selbst ans Telefon, wenn die Sekretärin nicht am Platz ist. Sie verschickt Faxe und ruft Bewerber um einen Job persönlich an, um einen Gesprächstermin auszumachen. Zusammen mit einem gerade mal halb so alten Geschäftsführer leitet sie ein Familienunternehmen mit 730 Mitarbeitern. Und zwar erfolgreich.
Nur im kleinen Fachgeschäft
Metz-Fernseher gibt es nur im kleinen Fachgeschäft in der Nachbarschaft, nicht im Online-Shop und auch nicht beim Discounter. Wer bei Radio-Müller oder Fernseh-Meier seinen Metz mit dem Modell-Namen "Florida", "Palma" oder "Talio" kauft, bekommt ihn nach Hause geliefert. Der Fachhändler packt das Gerät aus, schließt es an und stellt die Sender ein. So sichert sich der neben Loewe letzte deutsche Fernsehgerätehersteller im klassischen Fachhandel einen Marktanteil von rund zehn Prozent. Obwohl im Werk in Zirndorf noch eine eigene Produktionsstraße für Röhrengeräte läuft, sind Metz-Geräte keineswegs Oldtimer für Liebhaber von Holzimitat. Die LCD- und Plasma-Modelle sind leicht bedienbar, fahren gute Testergebnisse ein und lassen sich nachträglich auf zukünftige Technik wie HDTV aufrüsten. Metz entwickelt in Deutschland eigene Geräte mit eigenem Innenleben. Bildröhre und Flachbild-Panel werden zugekauft, aber das macht Loewe genauso.
Helene Metz war 1940 "zur Ferienarbeit" zum ersten Mal in den Metz-Werken. Da war das Unternehmen erst zwei Jahre alt und stellte elektrotechnische Bauteile her. "Ein Jahr später nach Abschluss der Handelsschule wurde ich zur Firma dienstverpflichtet", erinnert sich Helene Metz. Wann sie den Firmengründer Paul Metz heiratete, verrät die gebürtige Fürtherin nicht. Genauso, wie sie über ihre Hobbys und ihr Privatleben keine Auskunft geben mag. Sie lebt für ihre Firma. Als Paul Metz vor 13 Jahren starb, führte sie den Betrieb weiter. Wenn Händler aus dem ganzen Land zur Funkausstellung nach Berlin fahren, begrüßt sie jeden einzeln per Handschlag auf dem Messestand.
Der Ruhestand "eilt doch nicht
Nach ihrem Tod sollen die Firmenanteile von Helene Metz in die Paul und Helene Metz-Stiftung übergehen. So soll die Unabhängigkeit des Unternehmens gesichert werden. Doch das ist weit weg, noch nicht einmal an Ruhestand denkt Helene Metz: "Mir gefällt's doch. Das eilt noch nicht." Und der Mitgeschäftsführer Norbert Kotzbauer sagt: "Helene Metz prägt mit ihrem Wesen das Unternehmen." Man wünscht es dieser bemerkenswerten Unternehmerin, dass sie das noch viele Jahre tun kann.