24 Stunden-Rennen Ein Tag Gummi und Donner

Formel 1 ist für Langweiler und Schlaffis, wirklich harte Rennen dauern 24 Stunden. Neben den bestausgerüsteten Werkteams starten auch Außenseiter. Das Team Mühlner-Motorsport will beweisen, dass ein Volvo nicht nur als Familientransporter taugt.

Ein Volvo als Rennmaschine? Ja, mutiert der Elch zum Rennpferd? Und das Ganze auch noch am Start beim schwersten und härtesten 24-Stunden-Rennen der Welt auf dem Nürburgring, so zumindest die Einschätzung der Rennsportlegende Hans-Joachim Stuck. Unwillkürlich schluckt man.

Ein echter "Außenseiter" ist das Team um Bernhard Mühlner allerdings nicht. Bereits im Vorjahr erkämpften sie sich auf Volvo den 2,5 Liter-Klassensieg und träumen jetzt vom Doppelschlag beim Marathon auf dem Nürburgring. Damals eine Riesenüberraschung, denn vom Volvo S60 hatten vorher nur Rennsportspezies etwas gehört. Volvo startet nicht mit einem Werksteam. Die "geringfügigen" Verbesserungen hatte das Mühlner-Team komplett in Eigenregie und auf eigenes Risiko durchgezogen. Leistungsniveau des 5-Zylinder-Saugmotor: 300 PS. Im letzten Jahr erkämpfte sich der S60 damit den Sieg gegen den BMW M3. Nach 23 Stunden streifte der Bayer die Leitplanke und musste danach an die Box.

Ein Traum wird wahr

Ergebnis Klasse A4, Spezialtourenwagen bis 2,5 Liter: 1. Andree / Bermes / Middendorf / Seidel: Mühlner-Volvo S60 2.5 MM, 127 Runden

2. Wehner / Karl / Mayer: AVP-BMW M3, -4 Runden

3. Förster / Pingel / Schneck / Wehner: AVP-BMW M3, -9 Runden

Die 24 Stunden vom Nürburgring

Über 200.000 Zuschauer werden in der "grünen Hölle" am Nürburgring bei Deutschlands größten Motorsportevent erwartet. Die Werksabordnungen der Giganten Audi, BMW und Opel treffen auf professionelle Privatteams. Honda NSX, Turbo-Porsche, Viper: alles, was dem Motorsport-Freunde lieb und teuer ist, wird über den Asphalt jagen. Formel 1 Langeweile kann nicht aufkommen. 210 Autos, die an den Start gehen, sorgen für Duelle, Attacken und Überholmanöver ohne Ende.

Faszination "Grüne Hölle"

"Dieses Rennen der Rennen ist ein Phänomen – seit Beginn der Saison im April fiebere ich schon den 24 Stunden am Ring entgegen. Es ist unmöglich wiederzugeben, was da in uns Fahrern vorgeht, wenn man an fast 200.000 Menschen entlang der traditionellen Nordschleife vorbeijagt, Über die Nordschleife selber braucht man schon keine Worte mehr zu verlieren – es gibt halt nichts besseres. Aber wenn Du siehst, mit welcher Hingabe die Fans, die Streckenposten und die Organisatoren dieses Event zelebrieren, gierst Du förmlich nach jeder einzelnen Runde und willst wieder in dieses Fahnenmeer eintauchen. Das hat schon was von einer Sucht…" Volvo-Pilot Juppy Bermes

Giganten versus Privatteams

Von den Profis geht Audi am ambitioniertesten an die Ziellinie. Audi startet am Nürburgring und parallel bei der zweiten gigantischen Rennherausforderung des Wochenendes: den berühmten 24 Stunden von LeMans. In Le Mans gelten vier Audi R8 als Topfavoriten. Mit dem erfolgreichen Sportwagen will der dänische Werksfahrer Tom Kristensen den Marathon an der Sarthe zum sechsten Mal gewinnen und damit den Rekord des Belgiers Jacky Ickx egalisieren. "Le Mans ist für mich das Größte", sagt Kristensen. Opel schickt am Nürburgring zwei 510 PS starke Werks-Astra OPC mit den DTM-Assen ins Rennen, ein wenig Selbstvertrauen angesichts der DTM Saison tanken.

Der Rücktritt vom Rücktritt

Die Marketinghoffnungen der großen Teams können natürlich auch durch die Armada von Privatteams mit schnellen Porsches zunichte gemacht werden. Aber: "Wer übermotiviert hinter dem Lenkrad sitzt, wird die Zielflagge nicht sehen", mahnt Klaus Ludwig. Der 55 Jahre alte "König vom Nürburgring" macht für den Langstrecken-Klassiker einen Rücktritt vom Rücktritt und verstärkt das Porsche-Team der Brüder Jürgen und Uwe Alzen. "Wir in den schnellen Fahrzeugen sind ständig am Überholen. Wir müssen sehr, sehr vorsichtig zu Werke gehen", warnt Deutschlands erfolgreichster Tourenwagenfahrer der 80er und 90er Jahre.

Kra/DPA