Leben in einem großen Bauwagen – das finden nicht nur Links-Autonome spannend. Ein mobiles Heim, das die Bewohner durch seine Größe zwingt, sich auf das Wesentliche zu beschränken, interessiert immer mehr ganz normale Menschen. In den USA gibt es sogar eine TV-Sendung zum Tiny-Living.
In Europa ist es wegen der Verkehrsregeln etwas komplizierter, ein kleines Haus hinter dem Auto herzuziehen. Doch die Sehnsucht nach einem ungebunden Leben ist auch bei uns zu Hause groß. Das haben Theresa Steininger und Christian Frantal erkannt. Die beiden Österreicher bauen den Wohnwagon (Hier geht es zum Hersteller Wohnwagon.at) – aus dem Status eines Crowfunding-Projekts sind sie lange heraus. Sie verkaufen ihre in Handarbeit gefertigten Wohnwagons recht erfolgreich.
Bau mit natürlichen Rohstoffen
Ganz wichtig dabei: Ein Wohnwagon baut auf natürlichen Materialen auf. Er unterscheidet sich damit fundamental von all den Wohnwagen und Wohnmobilen, die auf Folien und Plastik setzen, um den Wagen dicht zu bekommen. Der Wohnwagon besteht aus Holz und wird mit Schafwollegedämmt.
"Der Wagen macht spürbar und fühlbar, wie befreiend es ist, sich zu reduzieren. Der Wagen ist für mich auch ein Statement zu all dem Irrsinn der in der Welt oft abgeht. Und auch ein Beitrag zur Umweltpolitik", sagt Christian Frantal zu Utopia.de. "Es ist unsere Art des Protestes gegen eine ziemlich verrückte Welt. Es ist unser Weg, unsere Wut, Empathie und Liebe konstruktiv zu manifestieren. Wir wollen greifbar machen: Es geht auch anders!"
Ziel ist Autonomie
So ein Wagon kann an Strom- und Wasserleitungen angeschlossen werden, soll aber auch autonom für sich bestehen können. Regenwasser wird gesammelt, Solarmodule sorgen für Strom und heizen das Warmwasser auf. Reicht die Sonne im Winter nicht aus, kann man mit einem Holzofen kuschelig eingeheizt werden. Der Wohnwagon besitzt eine Bio-Toilette und ein Wasserkreislaufsystem mit einem Pflanzenfilter.
Die maximale Größe des Wohnwagons beträgt 2,5 mal zehn Meter, das entspricht den Dimensionen eines Zirkuswagens. Ein Auszug kann den Wagen in der Mitte weiter verbreitern. So ein Wagen ist nachhaltig, aber nicht billig. Ein Grundfahrzeug ohne Ausbau kostet schon über 40.000 Euro, ein fertiger Wagon kann auch 90.000 Euro kosten. Gut gepflegt halten derartige Fahrzeuge aber auch hundert Jahre.
Die Wagen werden für jeden Kunden individuell gefertigt, dabei kann er auch den Grad der Autarkie bestimmen.
Nichts für Reisende
Nur für abenteuerliche Weltreisende ist der gewaltige Wohnwagon leider nichts. An einem PKW oder SUV kann man einen so großen Wagen aus Holz wegen seines Gewichtes nicht hängen. Auf kurzen Distanzen kann er von einer Zugmaschine oder einem Trecker bewegt werden. Auf längeren Strecken sollte man den Wohnwagon wohl besser per Sattelschlepper transportieren lassen. Idealer Einsatzort ist die freie Natur, dort wo man kein festes Gebäude errichten darf.