Tesla-Modelle gehören nach wie vor zu den Spitzenreitern in Sachen Reichweite. Allerdings sind Hersteller weltweit ambitioniert, die Reichweite von Elektroautos spürbar zu steigern. Auch Tesla versucht stets, seine Batterien zu verbessern. Dem jungen Startup "Our Next Energy (ONE)" aus Michigan ist genau das nun gelungen: Es hat nach eigenen Angaben 752 Meilen – umgerechnet rund 1210 Kilometer – mit einem Tesla Model S zurückgelegt. Dafür baute ONE eine eigens entwickelte Batterie mit einer Kapazität von gut 200 kWh in das Fahrzeug ein, was etwa das Doppelte der eigentlichen Batterie-Kapazität des Model S entspricht. In der Folge soll sich die Reichweite des Fahrzeugs verdoppelt haben. Zum Vergleich: Tesla gibt eine geschätzte Maximalreichweite von 652 Kilometer an.
ONE fuhr bei einer Testfahrt im Dezember durch den US-Bundesstaat Michigan mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 55 Meilen pro Stunde (etwa 90 km/h). Auf einem Fahrzeugprüfstand, den Dritte durchführten, soll das aufgepeppte Tesla-Modell sogar 882 Meilen (fast 1420 Kilometer) bei einer Geschwindigkeit von 55 Meilen pro Stunde erreicht haben.
"Ein Elektrofahrzeug kann nun genügend Energie speichern, um die Reichweitenanforderungen aller Verbraucher zu erfüllen", teilt ONE mit. Mujeeb Ijaz, Gründer und CEO des Unternehmens sagt: "Wir wollen die Verbreitung von Elektrofahrzeugen beschleunigen, indem wir die Reichweitenangst beseitigen, die die meisten Verbraucher heute noch zurückhält."
Schließlich kündigte Ijaz an die Entwicklung einer neuen Batterie mit dem Namen "GeminiTM" an, welche mithilfe einer verdoppelten Energiemenge bei gleicher Batteriegröße Langstreckenfahrten mit einer einzigen Ladung ermögliche und zugleich nachhaltige Materialien verwende. Demnach will das Startup auf Nickel und Kobalt verzichten – aber eben nicht auf die Energiedichte. "Wir wollen sowohl die Batteriechemie als auch die Zellarchitektur neu erfinden", so Ijaz.
Nicht nur bei Tesla: Reichweite von Elektroautos nimmt deutlich zu
Das Model S ist jenes Tesla-Fahrzeug mit der größten Reichweite im Fuhrpark des US-amerikanischen Autobauers unter CEO Elon Musk. Der BMW i4 erreicht im Vergleich eine maximale Reichweite von 590 Kilometer laut WLTP, der Ford Mustang Mach-E kommt laut WLTP auf maximal 610 Kilometer und der Mercedes EQS schafft laut WLTP eine maximale Reichweite von 784 Kilometer. Das Air-Modell des Elektroauto-Herstellers Lucid, welches in den USA bereits auf dem Markt ist, schafft laut der US-Umweltschutzbehörde EPA eine maximale Reichweite von rund 835 Kilometer.
Unbekanntes Terrain

Die Reichweite von Elektroautos soll künftig weiter zunehmen: Der chinesische Autobauer Nio hat bereits den ET7 mit einer geschätzten Maximalreichweite von 1000 Kilometer in der Topversion angekündigt. Die Limousine soll Ende 2022 in Deutschland auf den Markt kommen. Der SUV LX von Aion, eine Untermarke des chinesischen Autobauers GAC, hat die 1000-Kilomter-Marke bereits geknackt – zumindest auf dem Papier. Der Crossover Aion LX plus kommt gemäß der chinesischen NEDC-Norm, die dem NEFZ-Zyklus entspricht, mit einer Batterieladung 1.008 Kilometer weit. Auch der Anfang Januar vorgestellte Mercedes-Prototyp "Vision EQXX" soll nach WLTP eine Reichweite von über 1000 Kilometer im Straßenverkehr schaffen, wovon Mercedes anhand von internen digitalen Simulationen ausgeht. Dass das Auto in Serie geht, ist aber unwahrscheinlich.
Damit findet längst ein Ringen um reichweitenstarke Elektroautos statt. ONE will bis Ende 2022 mit der Produktion einer Batterie beginnen, die in etwa die doppelte Reichweite wie die der meisten derzeit bestehenden Elektrofahrzeuge haben soll. Ein Prototyp der Batterie will das Startup in 2023 vorstellen.