Cadillac XLR -V Dopamin aus USA

  • von Michael Specht
Cadillac-Fahrer gehören in Deutschland ohnehin einer separaten Minderheit an. Zukünftig geht es noch exklusiver. Am Heck muss nur ein "V-Series" kleben. Und schon weiß der Kenner: Hier kommt der coolste Caddy der Welt.

Starke Buchstaben gibt es in der Autoindustrie eine ganze Menge. BMW schwört sehr erfolgreich aufs "M", Mercedes hat sein "AMG" und Audi das "S". Hinter jedem Letter steckt mehr Leistung, mehr Luxus und die Philosophie: abheben von der Masse, zeigen, dass man´s geschafft hat. Autos also für testosterongesteuerten Alpha-Männchen. Auch bei Cadillac hat man sich nun in dieser Richtung etwas ausgedacht: die "V-Serie". Was weder für Viagra, noch für Victory steht. Das V soll der uramerikanischen Marke zu mehr Profil zu verhelfen. Welcher Art das auch immer sein mag. Denn schon zu lange wird Cadillac mit Rentner-Luxusschlitten assoziiert. Kein Autohersteller hat mehr alte Männer als Kunden. Nicht einmal Mercedes.

Power ist da ein probates Potenz- wie Verjüngungsmittel. Den ohnehin nichtgerade brustschwachen V8-Motoren pustet ein Kompressor (die Amis nennen das Ding Supercharger) massig Energie in die Brennräume. Transplantiert werden die von Hand gefertigten 4,4-Liter-Aggregate in zwei Modelle: den Roadster XLR (statt 325 jetzt 450 PS und in die Limousine STS (statt 326 jetzt 476 PS). Damit gehen die Amischlitten ab wie besagte Schmidts Katze. Der XLR schafft für den Sprint auf 100 km/h sogar die vier vor dem Komma.

Krawall ist out, Geschmeidigkeit in

Wichtig für Stammstischgespräche, nicht für den automobilen Alltag. Überraschend auch, wie geschmeidig und leise der kantig profilierte Zweisitzer läuft. Keine Spur von Krawall und prolligem V8-Geblubber. Die weiche Sechsgangautomatik und das komfortable Fahrwerk (variable Stoßdämpfer) unterstützen diesen Charakter. Auch optisch macht der Caddy nicht auf dicke Hose. Man muss schon zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass es sich um die V-Serie handelt. Am auffälligsten dürften dabei der polierte Wabengitter-Grill und die fetten Zehnspeichen-19-Zoll-Alufelgen sein.

Wer 86.150 Euro für solch einen Wagen hinblättert, erwartet im Mindesten Vollausstattung und Qualität. Mit letzterem haperte es recht oft in der Vergangenheit. Jetzt scheint man kapiert zu haben, auf was es ankommt. So finden sich im Innenraum poliertes Ebenholz und Aluminium ebenso wieder wie Wildledereinsätze für Sitze und Türen. Die Verarbeitung zeugt von aufmerksamen Leuten am Band. Zudem ist an Bord alles, was in den Bereich Komfort und Luxus gehört. Eine Aufpreisliste existiert praktisch nicht. Lediglich den Lack darf der Kunde noch bestimmen.

STS-V: stärkster Caddy der Welt

Mit einem nicht ganz so dezenten Auftritt unter den V-Waffen von Cadillac wartet der STS auf. Grund: Die Limousine steht derzeit für den stärksten Caddy der Welt. 476 PS und unglaubliche 595 Newtonmeter an Drehmoment haben selbst mit einem1,7-Tonnen-Wagen keine Probleme. Zumal 90 Prozent der Kraft zwischen 2200 und 6000/min anstehen, also eigentlich immer. Wie den XLR schaltet auch den STS eine geschmeidige Sechsgangautomatik.

Und wie der Roadster so trägt auch die Limousine das Wabengeflecht aus Edelstahldraht im Grill. Dazu kommen ein modifizierter Stoßfänger mit mehr Schlitzen und Löchern sowie eine spezielle Kunststoffhaube mit Wölbung, damit der Kompressor-V8 noch drunter passt. Ebenso sportlich geht´s innen weiter. Die Instrumententafel wurde mit Leder bezogen, dunkles Eschenholz versprüht einen Hauch von Clubzimmer, poliertes Alu ein bisschen Rennatmosphäre. Um dem Ami ja jedes Wanken und Schaukeln auszutreiben, scheuchten die Entwickler den Caddy ungezählte Runden um den Nürburgring, übersetzten die Lenkung direkter und trimmten das Fahrwerk bis in den hintersten Lenker. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der STS fährt sich angenehm sportlich, ohne dabei den Komfort aus den Augen zu verlieren. Mit dem Ami von einst hat das nichts mehr zu tun.

Auch beim Tanken cool bleiben

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Wer das 1,9-Tonnen-Schiff nicht ständig sanft rollen lässt, darf sich über einen Verbrauch von 18 Liter pro 100 Kilometer nicht wundern. In der Stadt sind es über 20. Leistung fordert halt ihren Preis. Und Cadillac für den STS-V genau 74 850 Euro, allerdings inklusive aller Extras. Geliefert werden die US-Boliden ab September.

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