China-Automobile Der gelbe Bomber

Alle wollen einen SUV. Groß, mächtig und mit Volllederaussattung. Bezahlen können nur wenige die Autoträume von Mercedes, BMW und Audi. Jetzt demokratisiert der Ceo aus China den Gelände- und Größenwahn. stern.de fuhr ihn zur Probe.

"Das sieht doch aus, als ob man sich keinen echten X5 leisten kann", so etwas höre ich von jedem über den Ceo, den Riesen-Suv aus dem Reich der Mitte. Genau, Bürschchen, denke ich dann, das stimmt haargenau, aber du siehst nicht aus, als hättest du mal eben 80.000 Euro für einen Bayern-Bulli in Vollausstattung auf dem Giro-Konto. Aber so ist der Deutsche nun mal, schleppt sich mit einer zehn Jahre alten Mühle zur Arbeit, aber sein Herz schlägt treu für die edelsten Modelle der teuersten Hersteller. Dennoch gehört der deutsche Auto-Michel zu einer bedrohten Art, zumindest die Interessenten des China-Suvs haben genau begriffen, dass die "deutsche Wertarbeit" von BMW und Mercedes manchmal nur Arbeitplätze in den USA schafft. Also: Unterprivilegierte und Normalverdiener, die ihr euch auch keine Q7 mit zwölf Zylindern leisten könnt: Importeur Karl Schlössl hat das, wovon ihr träumt: einen Riesenhaufen Auto für verdammt wenig Geld, den Ceo von Shuanghuan/Martin Motors gibt es für 25.000 Euro.

Donner aus dem Osten

Da steht er nun mitten im Industriegebiet, die gelbe Gefahr. Der Bomber aus dem Reich der Mitte. So mächtig, dass man sich fragt, ob Asiaten ohne Sitzkissen überhaupt aus dem Fenster gucken können. Fahren darf ich ihn auch. Ein Vorserien-Modell, das bei Test- und Erprobungsfahrten immerhin schon über 100.000 Kilometer geschrubbt wurde. Trotz unterstellter guter Wartung sind 100.000 Test für 180.000 Kilometer Praxis gut. Mit dieser Vergangenheit auf dem Buckel ist mein Ceo gut in Schuss. Die Ungenauigkeiten bei den Passmaßen sollen bei den Verkaufsmodellen nicht mehr vorkommen. Die 100.000 Kilometer-Tortur macht sich lediglich im Knacken der Inneneinbauten bemerkbar. Der Handschalter arbeitet exakt, aber mit langen Schaltwegen und fühlt sich wenig knackig an.

Die Lenkung hat in der Mittellage zu viel Spiel. Die ebenfalls erhältliche Automatik dürfte dem 2.4-Liter-Triebwerk allerdings jede Leidenschaft austreiben. Doch mit 125 PS geht der Ceo durchaus passabel seinen Weg, startet nicht wie eine Rakete durch. "Ein Rennwagen ist das nicht", nimmt der mitfahrende Mechaniker die Kritik vorweg. Dabei will ich gar nicht meckern. Wer von diesem Chinesen Fahrleistungen erwartet, wie sie AMG in der ML-Klasse anbietet, dem ist nicht mehr zu helfen. Seitenhalt und Haptik der Sitze überraschen sehr positiv. Das Raumangebot innen ist mehr als fürstlich, der Federungskomfort ist gegeben, ohne dass der Wagen schwammig wirkt. Nach dem Rundkurs steht fest, mit dem Wagen könnte ich ohne Frage gemütlich in den Süden abdampfen, Serpentinen-Rennen würde ich gar nicht in Betracht ziehen. Das einzige, was mich wirklich stört, sind Unsauberkeiten in der Verarbeitung und die teilweise kratzbürstigen Kunststoffe. Nun gut, vor einem Kauf würde ich mir das aktuelle End-Modell genau anschauen.

Jammern und Zähneklappern

Die Importeur-Stube macht den Großkonzerne mächtig Angst. Plagiat-Klagen werden angedroht, man beschwört eine "Verwechslungsgefahr" wenn sich die China-Schüsseln in den heiligen Hallen der IAA breitmachen wollen. Steigt man aus dem Modell wieder aus, muss man angesichts der Hysterie nur lachen. Offenbar hat sich niemand die Mühe gemacht den Ceo leibhaftig zu betrachten. Gewiss von schräg hinten lässt sich eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Edel-Bayern nicht verleugnen. Aber Front, Innenraum und zahllose Details sehen entschieden anders aus. Von einer Kopie kann man bestimmt nicht sprechen, eine gewisse Inspiration mag es geben. Aber wo gibt es die nicht? Technisch steckt jede Menge Mitsubishi im CEO, BMW jedenfalls nicht. Und beim Design zählt der Schutz eines Geschmacksmusters, wie etwa bei einer Jeans. Die Eigenschaften "Blau, Doppelnaht und aufgesetzte Gesäßtaschen" reichen im Moderregal jedenfalls nicht für den Kopiervorwurf

Die fetten Jahre sind vorbei

Die Preiskalkulation des Importeurs trifft die heimischen Hersteller in den fetten Unterbauch, bei den Extras mit denen noch Geld wie Heu verdient werden kann. Beispiel: DVD-Bildschirm und Rückfahrkamera? Was kostet so etwas beim Hersteller ihres Vertrauens? Dann kann Schlössl nur lachen. "Haben wir auch, kost' ja nichts, das bauen die Chinesen für 70 Dollar on Top ein."

Fazit: Beim Ceo und Ufo muss man auf Vollausstattung abfahren, dann bieten die Exoten, alles was man will. Und auf dicke Hose, die gibt es beim Wuchtgeschoss Ceo serienmäßig. Wer, wie ich, nicht von Leder und Grobstollen-Gummis träumt, kann woanders glücklich werden. Etwa bei einem kleineren SUV, wie dem Grand Vitara von Suzuki. Oder er hält sich von dem ganzen Gelände-Unfug fern, dann gibt es einen Ford S-Max für' gleiche Geld. Zwar ohne Leder und viele Extras, aber ohne Fehl und Tadel. Aber, wer behält schon einen klaren Kopf beim Autokauf?