Ford Kuga Hot für die Family

Trendy und clever. Der neue Kuga spricht von Energie und Gelände. Dabei überfordert seine Coolness nicht das Budget. Das Ford seinen SUV reichlich spät anbietet, kann dem Kunden von heute eigentlich egal sein.

Böse betrachtet bestand Ford vor einigen Jahren aus einem Haufen Altlasten und Chefdesigner Martin Smith. So dynamisch wie seine Vision von Ford kommt der Erretter Smith nicht daher, aber doch sehr lässig im Designer-Anzug und im offenen Hemd von Namensvetter Paul. Eine selbstverständliche Souveränität umgibt ihn, denn im Moment ist dieser Mann Ford Europe. Der wichtigste Grund einen neuen Ford Kuga zu kaufen? "Das Design", sagt die Firma Ford ohne weiter nachzudenken. Und sagte das gleiche schon beim neuen Focus, beim Mondeo, beim S-Max und wird dieses Credo zum Start des nächsten Fiesta wiederholen.

Der lange Schlaf

Mit dem Kuga fährt Ford nun endlich einen schicken Crossover-SUV vor. Zeit wird es. In den letzten zehn Jahren galt in der Automobilbranche ein Gesetz: Wer keinen Geländewagen im Angebot hatte, der verlor Marktanteile. Wer keinen großen SUV im Angebot hatte, der verlor noch mehr Marktanteile. Wer jetzt keinen kleinen SUV oder sogenannten Crossover hat, wird noch mehr Marktanteile verlieren. Bislang gehörte Ford in der Geländefraktion also zu den Verlierern, da konnten auch einige 4x4-US-Importe nichts ändern. Der neue Kuga soll das Blatt nun wenden. Mit ihm kommt beileibe kein harter Geländefresser sondern ein SUV-Light – immerhin mit optionalen Allradantrieb und markanten Äußeren.

Technische Daten

Ford Kuga, Allradversion
2,0-Liter-Dieselmotor
100 kW/136 PS
Max. Drehmoment 3270 Nm bei 2 000 U/min
0-100 km/h in 10,7 Sek
Vmax: 180 km/
Verbrauch (mix) 6,4 Liter/100 km
CO2-Ausstoß 169 g/km
Preis ab 28.500 Euro

Schick ohne Zurückhaltung

Bodenfreiheit und Allradantrieb mittels Haldex-Kupplung erfreuen das Cowboy-Herz im Vorstadtmann, sind aber für einen eigentlichen Geländeeinsatz ungeeignet. "Offroad" bedeutet hier: schickes Aussehen und keine Schneeketten im Winter. Folglich gibt es den Kuga auch ohne Allrad-Power, die Kraft für alle Reifen kostet die üblichen 2.000 Euro Aufpreis. Von außen ist das kastrierte Modell übrigens nicht zu erkennen. Das Kinetik-Design des "Allrad-Crossovers" überzeugt: Eine klare Front, große Scheinwerfer, dynamische Radkästen. Zweifellos ist die Kleinfamilie im Kuga hübscher unterwegs als in einem Minivan. Manche Details wie die beiden Knicklinien auf der Motorhaube tragen etwas dick auf, aber den Kunden wird es gefallen. Genau wie die technisch sinnlose Doppelauspuff-Optik.

Wohlfühlambiente

Materialen und Verarbeitung im Innenraum führen die Qualität weiter, die Ford seit einigen Jahren bietet. Vom einstigen Lieblos-Interieur ist nichts mehr zu spüren. Platz bietet der Kuga mit 4,44 Meter Länge, 2,69 Meter Radstand und 1,68 Meter Höhe genug. Der Kofferraum fällt allerdings mit 360 Litern nicht opulent aus, dafür lässt er sich durch Umlegen der Rückbank der Stauraum auf 1.355 Liter vergrößern. Unter dem Ladeboden befindet sich ein weiteres Staufach von 50 Litern. Unendliche Verstellmöglichkeiten gibt es im Kuga nicht, aber mit wenigen Handgriffen lässt sich eine vollkommen ebene Ladefläche herstellen. Die Heckklappe lässt sich ganz öffnen, fürs kleine Gepäck lässt sich auch mal nur die obere Hälfe aufmachen. Nebenbei bietet der Kuga kleine Überraschungen wie einen optionalen 220 Voltwandler. Damit kann das Notebook bequem betrieben werden und man kann Mobiltelefone und anderes Gerät mit ihren normalen Ladegeräten einstöpseln.

Ein Motor ist genug

Von unnötigen Schnickschnack hält man bei Ford sonst nichts. Die Philosophie des Weglassens führt zu einer verblüffenden Ein-Motor-Strategie. Den Kuga gibt es mit dem 2,0-Liter-Dieselmotor mit 136 PS Leistung und einem maximalen Drehmoment von 320 Nm. Später soll noch ein Benziner – der 2,5-Liter-Turbo aus dem Focus ST - dazu kommen. Der Motor passt zwar ausgezeichnet zum Kuga, Ford bleibt in dem Segment jedoch im Bereich der Normal-Motorisierung. Für leistungshungrige Kunden gibt es keine Ausbaustufe, für schaltfaule Fahrer übrigens erstaml auch keine Automatik. Im Mix-Verbrauch werden von Ford 6,4-Liter angegeben und auch in der Praxis lässt sich der Kuga mit einem Verbrauch von unter acht Litern bewegen. Die Sechs-Gang-Schaltung arbeitet exakt. Das Fahrwerk bleibt auch bei zügiger Fahrt neutral und beherrschbar. Beim Kuga wurde es auf Dynamik hin ausgelegt und verschont den Fahrer mit den Marotten echter Offroader.

Attraktive Preise

Preislich bleibt der Kuga beherrschbar. Mit einem Basispreis von 26.500 Euro für die Frontriebversion unterbietet er den Tiguan von Volkswagen deutlich. Mit Allradantrieb und Titanium-Ausstattung bleibt der Kuga im Bereich von 30.000 Euro. Natürlich gibt es auch beim Kuga eine Aufpreisliste in der man sich austoben kann. , Zusätzlich kann man das große Navigations- und Entertainmentpaket, 18 Zoll-Felgen und Panoramadach bestellen. Bi-Xenon und Teilleder gibt es aber nicht in Serie. Doch alles in allem sind die Preise für Ausstattungslinien und - pakete fair kalkuliert.

Mit dem Kuga bietet Ford erstmals seit langem ein echtes Spaßmobil an. Bei einem Trendfahrzeug fällt doppelt auf, mit wie viel Verspätung hier auf den Gelände-Zug aufgesprungen wird, andere Hersteller haben schon längst die zweite SUV-Generation am Start. Zur Erinnerung: Vor 18 Jahre entwickelte Toyota den RAV4. Auch dass sich der Kuga mit Fahreigenschaften und Crossover-Optik von brettharten Schlammwühlern mit Geländeuntersetzung absetzt, ist heutzutage beleibe kein Alleinstellungsmerkmal. Das sind Fakten, die den Fachmann interessieren. Dem Kunden von heute kann es natürlich egal sein, welche Modelle Ford vor 18 Jahren verschlafen hat. Hauptkonkurrent in der Crosssover-Armada ist heute der Tiguan, da Opel nur einen umgerüsteten Koreaner anbieten kann. Neben dem Preisvorteil des Fords könnte auch der Erfolg des Tiguan und entsprechende Wartezeiten der VW-Interessenten für den Kuga sprechen.