Mazda CX-7 Konichiwa, my sexy Beast

Von Helmut Werb
Ausgerechnet Mazda baut mit dem brandneuen CX-7 den schönsten Crossover/SUV, den es zurzeit auf dem Markt zu kaufen gibt. Allerdings nicht auf dem deutschen Markt. Da fragt man sich doch gleich, warum?

Nun, da die Amerikaner nach Benzinpreis- und Irak-Schock ihre Liebe zu Autos entdeckt haben, die als Leistungsvorgabe nicht gleich den Verbrauch von mittleren Sattelschleppern voraussetzen, stellen sich pfiffige Autohersteller auf einen neuen Trend ein und geben ihm - Marketing-Genies, die sie nun mal sind - auch gleich einen schicken Namen: Crossover Vehicles, "X-Overs" (so das hippe Kürzel), vereinen den unleugbaren Sexappeal von dicken, fetten SUVs mit den praktischen Vorteilen (und dem geringeren Spritverbrauch) eines kleineren, aber auch schlichteren Familienkombis. Keine besondere Überraschung, dass die Japaner in Sachen dieser Pfiffigkeit mal wieder die Nase vorn haben. Mazdas nagelneuer CX-7, flott als "Performance Crossover" tituliert, ist so sexy, dass man das knuffelige Auto am liebsten auf der Stelle mit ins Bett nehmen möchte. Cool geschwungene Linien, ein Testosteron produzierender Hüftschwung und raffiniert eingesetzte Fensterflächen verwandeln einen im Prinzip schlichten Geländewagen in einen aufreizend schönen Boulevard-Reisser. Dafür hat Mazda tief in die Teilekiste gegriffen: der Motor stammt aus dem GTI-Killer Mazda3 MSP, der auf Wunsch lieferbare Vierradantrieb kommt vom Mazda6 MSP und die Hinterradaufhängung liefert der Mazda5.

Das kunterbunte Allerlei arbeitet - zum großen Teil jedenfalls - sehr gut zusammen: für Leute, die eher zu Fuß gehen, als einen Dreitonner-SUV um die Kurven zu schwingen, haben die Mazda-Ingenieure ihrem neuen Wunderkind ein ansprechend sportliches Fahrverhalten mitgegeben. Der 2,3 Liter-Vierzylinder wird von einem Turbo auf kräftige 244 PS (US-Wert) gepustet, ein ausgezeichnetes 6-Gang-Automatikgetriebe, das sich auch hervorragend manuell bedienen lässt, übersetzt die 350 Newtometer Drehmoment in beachtlichen und glatten Vortrieb. Der von mir getestete Vierradantrieb bringt die Antriebskräfte im normalen Verkehr sehr flott auf die Fahrbahn.

Deutlich spürbares Turboloch

So viel für die guten Nachrichten. Die Federungsabstimmung ist milde ausgedrückt knochenhart, um den hohen Schwerpunkt des knapp 1800 Kilogramm schweren CX-7 ordentlich um schnell gefahrene Kurven zu hieven (immerhin ist der Meister dieser Klasse, der BMW X3, der angepeilte Konkurrent). Das deutlich spürbare Turboloch treibt in enger Zusammenarbeit mit dem variablen Vierradantrieb beim unvorsichtigen Gasgeben so manche Schweißperle auf die gerunzelte Stirn des Fahrers, wenn der Krafteinsatz urplötzlich einsetzt, obwohl der Grossteil des Antriebs noch auf Vorderachse liegt. Die Inneneinrichtung ist bei großzügigem Plastikeinsatz weder originell - obwohl die Las Vegas-Beleuchtung der Armaturen überraschend gut funktioniert - noch für ein Auto dieser Größe überaus geräumig. Und der Benzinverbrauch ist mit im Stadt- und Freeway-Verkehr gefahrenen 12 Litern zwar ganz okay, aber nicht gerade berauschend. Zur Ehrenrettung von Mazda ist jedoch zu sagen, dass das getestete Fahrzeug noch aus einer Vorserie stammte. Bei den in den Verkauf gehenden Modellen will Mazda die Abstimmung verbessert haben.

Die Negativpunkte machen allerdings verschiedene Schmankerl wieder gut, mit denen Mazda den CX-7 für US-Kunden aufpeppt. Die Top-Version hat nicht nur eine Brüller-Bose-Anlage mit 6-CD-Wechsler und MP3-Anschluss, sondern neben einem hervorragenden Navi-System und einem schicken "Moonroof" auch eine Kamera, die beim Rückwärtsfahren den Rumms an den Hintermann life auf den Cockpit-Monitor überträgt. "Mach nochmal, Papa!" - für solche Actionszenen lassen die Kleinen auf dem Rücksitz gerne alle "Urmel"-DVDs links liegen. Im Gesamtbild ist der neue Mazda ein tolles Auto - der CX-7 sieht enorm gut aus, fährt sich im Allgemeinen sehr munter und macht auch bei vollem Familieneinsatz durchaus Spaß. Zwar kostet er in der getesteten Top-Ausstattung in den USA gestandene 32.000 Dollar, aber dafür bietet Mazdas Crossover auch viel Feines und Gutes. Da fragt man sich doch glatt, warum es das schicke Teil nur in den USA zu kaufen gibt. Es kann wohl kaum daran liegen, dass sich die sonst so munteren Japaner nicht in die BMW Arena begeben wollen, denn mit dem Mazda3 MPS zeigten sie ja auch wenig Respekt vor renommierten Namen. Spaß genug würde der japanische Siebener ja machen.