Mercedes CL Geräuschloser Kampfjet

Von Christian Gebhardt
Seit 1952 baut Mercedes-Benz jetzt Coupés. 178 000 der edlen Renner sind vom Band gerollt und hatten eins gemeinsam: Komfortable Eleganz gepaart mit sportlichen Fahreigenschaften. Mit der neuen CL-Klasse führt jetzt die siebte Generation die Stern-Tradition fort.

Stille, nur ein leises Grollen ist im Hintergrund zu hören. Urplötzlich wird der Pilot von einer unsichtbaren Macht brachial in den komfortablen Sitz gepresst. Ungefähr 20 Sekunden klebt der Steuermann förmlich am edlen Leder. Erst dann verschwindet die unsichtbare Hand, die den Körper gewaltig nach hinten zieht. Gezwungenermaßen, es könnte noch eine Zeit so weiter gehen. Bei 250 km/h regelt das vor Kraft strotzende V12-Aggregat des neuen Mercedes-Benz CL 600 elektronisch ab. 517 PS katapultieren die künftigen Kunden des neuesten Schwaben-Coupés in 4,6 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Wenig später rennt die Stuttgarter Sportmaschine mit Vollgas vorwärts. Und auch bei Tacho-Anschlag ist fast nichts zu hören. Stille. Geräuschloses Jetfliegen à la Mercedes.

"Unser Auftrag war eigentlich recht einfach. Er lautete, das beste Luxus-Coupé der Welt zu bauen", schildert Hans-Dieter Multhaupt, Leiter des Programm-Management und der Entwicklung der CL-Klasse, die Zielsetzung. Damit die mittlerweile siebte Generation der Coupé-Flunder aus dem "Ländle" auch die Zielflagge als Sieger passiert, schicken die Mercedes-Ingenieure ihr neuestes Meisterwerk mit zahlreichen Neuerungen an den Start.

Zauberwort Pre-Safe

Hinter dem eleganten Blechkleid aus "markanten straffen Linien und großen ruhigen Flächen" können sich zwei Motorvarianten verstecken. Neben dem Dampfhammer V12 steht ab Oktober auch ein Achtzylinder-Bruder mit 388 PS zur Auswahl. Damit der Tiefflug in beiden PS-Boliden nicht mit einer Bruchlandung endet, bremst das Stern-Coupé von selbst. Bei akuter Unfallgefahr verzögert der CL kurz vor dem Aufprall wie von Geisterhand. Eine Teilbremsung mit 40 Prozent der maximalen Bremsleistung sollen den Fahrer wachrütteln. Wer dann nicht bremst hat selbst Schuld. Die Pre-Safe-Bremse arbeitet mit modernster Radartechnologie und verleiht dem schnellen Coupé ein mitdenkendes Gehirn.

Technische Daten

Mercedes-Benz CL 500/CL 600
Motor: V8/V12
Hubraum: 5461/5513 ccm
Leistung: 388/517 PS
Drehmoment: 530/830 Nm
0 auf 100 km/h: 5,4/4,6 s
V-max: 250/250 (begrenzt) km/h
Verbrauch (mix): 12,1/14,3 l/100 km
Kofferraum: 490 l
Preis: ab 105.850/149.640 Euro

Doch nicht nur die Bremse nutzt das Zauberwort Pre-Safe. Gerät das zwei Tonnen schwere Monster-Coupé doch einmal ins Schleudern oder wird der Fahrer zu einer Notbremsung gezwungen, leitet das Schutzsystem automatisch Sicherheits-Maßnahmen ein. Der Beifahrersitz schiebt sich blitzschnell in eine günstige Position zum Airbag. In kritischen Situationen schließen sich außerdem automatisch die Seitenscheiben und das Schiebedach. In einer Unfallsituation schließt der fahrdynamische Multikontursitz mit Hilfe von Luftpolstern schützend seine Arme um die Insassen.

Agiles Schlachtschiff

Doch nicht nur die Sicherheit wird im neuen Mercedes-Coupé groß geschrieben. Sowohl auf langen Geradeausfahrten auf der Autobahn, als auch auf kurvigen Landstraßen macht das Coupé-Monster (Länge 5065 cm) eine gute Figur. Dank der neuesten Version des ABC-Fahrwerks (Active Body Control) lässt sich das schnelle Schlachtschiff perfekt durch noch so enge Kurven zirkeln. Durch die agile Fahrdynamik gerät die ausladende Größe des Coupés fast in Vergessenheit. Wank- und Nickbewegungen der edlen Karosse beim Anfahren, bei Kurven oder beim Bremsen gehören der Vergangenheit an. Durch Sensorsignale passen sich die Hydraulikzylinder "geschwind" (schwäbisch: blitzschnell) der jeweiligen Fahrsituation an. Im Sport-Programm duckt sich die Karosserie des Luxusliners ab 60 km/h durch das ABC-Fahrwerk nochmals um bis zu 10 Millimeter. Der Luftwiderstand verringert sich, die Fahrstabilität verbessert sich.

Wohlfühl-Faktor versus Geiz

Der Blick in den Innenraum spiegelt die Eleganz der Coupé-Außenhaut wieder. Und auch hier Luxus soweit das Auge reicht. "Besonders wichtig war es uns, den "Wohlfühl-Faktor" noch weiter zu steigern", beschreibt Entwicklungschef Multhaupt das Cockpit des Edel-Benz. Das Interieur gleicht einer Wellness-Farm. Komfort und Entspannung stehen im Vordergrund. Fünf unterschiedliche Leder- und Holzkombinationen sind möglich. Neben First-Class-Details wie einem mit Ziernähten abgesteppten Alcantara-Dachhimmel und speziellem Pappelholz bietet der neue CL einen weiteren Wohlfühl-Hit. Der fahrdynamische Multikontursitz. Eine angenehme Massage während der Autofahrt ist dank des Hightech-Gestühls möglich. Sieben Luftkammern, die sich abwechseln füllen und leeren, kneten den Rücken des CL-Piloten durch. Für die sportlichen Fahrer lässt sich der Sitz per Knopfdruck in eine Art aktiven Rennschalensitz verwandeln. Beim Einlenken blasen sich blitzschnell Luftpolster auf, arbeiten gegen die Fliehkräfte und verhindern so das Verrutschen im Sitz.

Plus und Minus

Mercedes-Benz CL 500/CL 600
+ elegante Optik
+ Leistung
+ Fahrverhalten
+ Sicherheitskonzept
- Verbrauch
- Preis

Um die zahlreichen unterschiedlichen Aggregatzustände des Stern-Coupés kümmert sich wie schon in der neuen S-Klasse die Schaltzentrale COMAND. Nach dem Motto "Geiz ist geil" sind im CL-Cockpit nur wenige Schalter zu finden. Trotz verschiedenster Funktionen (Radio, DVD-Spieler, Telefon, Navi) wirkt das Cockpit daher nicht mit zahlreichen Kipphebeln und Schaltern überlastet. Über ein zentrales drehbares Bedienelement in der Mittelkonsole können alle Funktionen auf einem Farbdisplay neben den Armaturen eingestellt werden. Trotz der verständlichen Haupt- und Untermenüs des Comand-Systems schadet ein kurzer Blick in die Bedienungsanleitung der CL-Klasse nicht. Während der Fahrt sollte ein erster Kontakt mit dem System ohne hilfsbereiten Beifahrer vermieden werden. Die Fülle von Funktion lenken schnell vom Geschehen auf der Strasse ab.

Weitblick

Um auch den Überblick bei Nacht nicht zu verlieren rollt der CL-Renner mit einem cleveren Lichtsystem an den Start. Fünf unterschiedliche Lichtfunktion erhellen den Blick des Betrachters während der Fahrt. Durch ein spezielles Landstraßenlicht wird der linke Fahrbahnrand heller und weiträumiger ausgeleuchtet als beim herkömmlichen Abblendlicht. Ab Tempo 90 erwacht dann das Autobahnlicht. Ein weitreichender Lichtkegel strahlt die Strasse weiträumig aus. Selbst im trüben Nebel soll der künftige Kunde mithilfe des erweiterten Nebellichts die Orientierung behalten. Zum "Intelligent Light System" gehören außerdem ein aktives Kurven- und Abbiegelicht. Wie die S-Klasse könnte der CL aber auch ganz ohne Licht den richtigen Weg finden. Dank Nachtsicht-Assistent mit Infrarot-Scheinwerfern hält James-Bond-Technik Einzug in Serienfahrzeugen. Auf einem Display werden so Hindernisse in der Finsternis abgebildet und der Ritt im Hightech-Boliden noch sicherer.

Nur lenken muss man noch selbst

Die neue CL-Klasse macht eines deutlich. Sicherheit gehört neben Fahrspaß und Komfort zum Mercedes-Konzept. "Wichtig ist uns traditionell und ganz besonders höchste Sicherheit. In diesem Bereich haben alle Mercedes-Benz und auch alle CL-Generationen Akzente gesetzt", erläutert Technik-Guru Hans-Dieter Multhaupt die Schutz-Tradition der Sternfahrer.

Und so wundert es auch nicht, dass sich die Kunden des neuesten CL beim rückwärts einparken nicht mehr umdrehen müssen. Radarsensoren suchen sogar vorher die geeignete Parklücke. Dank farbiger Linien auf dem Display wird dem Fahrer der korrekte Lenkwinkel zum Einparken ohne Lackaustausch angezeigt. Und so wird auch das Einparken mit einem Kreuzfahrtschiff in einer kleinen Bucht kinderleicht. Nur lenken muss der Kapitän noch selbst.