Die großen Hersteller, angeführt von den Lokalmatadoren, zeigen auf dem Messegelände an der Porte de Versailles ihre betont ökologisch korrekten Vehikel. Citroën beispielsweise knüpft im 60. Jahr der legendären "Ente" mit der Studie C-Cactus an das spartanische Konzept des Ahnen an. Anstelle von "immer mehr" will man sich jetzt auf das Motto "immer besser" konzentrieren, kombiniert mit der Kunst des Weglassens. Das Ziel ist klar: leichter, einfacher, sparsamer. Konkurrent Renault, von der Flaute auf dem Pkw-Markt hart getroffen, zeigt auf seinem teilweise in Grün gehaltenen Stand die Studie ZE Concept (Zero Emission Concept) – ein reines Elektroauto, das 2011 fertig sein soll. Bislang ist dieses Modell, das dem Mehrzweckfahrzeug Kangoo sehr ähnlich sieht, allerdings nur eine Kunststoffhülle, und damit kaum mehr als eine Projektionsfläche für grüne Ideen. General Motors präsentiert die im Design nun verabschiedete Version des Elektroautos Chevrolet Volt erstmals auf europäischem Boden der Öffentlichkeit. Der Volt ist das Aushängeschild eines Konzerns, der auf dem Umweltsektor viel verschlafen hat.
Die Zeit der kleinen Füße
Ein aktuelles Lieblingswort bei den Pressekonferenzen lautet Footprint: Der Abdruck, den ein Auto von der Produktion bis zum Recycling auf der Oberfläche dieses Planeten unweigerlich hinterlässt, soll in Zukunft so klein und harmlos wie möglich ausfallen; es soll möglichst kein Halm gekrümmt werden. Wohin man auf dem Pariser Salon auch blickt: überall grüne Botschaften.
Da könnte man den Kleinkrieg zweier Parteien, die sich aktuell überhaupt nicht grün sind, beinahe übersehen. Auf der einen Seite Volkswagen und der Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch, ein Multimilliardär mit luxuriösen Hobbys Hobbys: Teure Automarken (Bugatti, Bentley, Lamborghini etcetera) sowie Segelyachten und Machtkämpfe. Auf der anderen Seite die Firma Porsche mit Boss Wendelin Wiedeking und Piëchs Cousin Wolfgang Porsche. Der ist Chef der Holding, die nur den Namen Porsche trägt, nicht aber den der Miteigentümerfamilie Piëch. Dass der kleine Stuttgarter Autobauer künftig beim Wolfsburger Konzern das Sagen haben soll, passt Ferdinand Piëch überhaupt nicht, und der Mann hasst es gewaltig, zu verlieren. Folglich sind die Kaliber, die da aufgefahren werden, groß.
Die Krieg der boshaften Männer
Gegen die Sportlimousine Panamera, die Porsche im kommenden Jahr einführen will, positioniert die VW-Tochter Lamborghini eine atemberaubende Studie namens Estoque (sprich: estokke; bedeutet: der Degen des Torrero), einen ebenfalls viertürigen Sportwagen. Piëch liebt Konkurrenz unterm Konzerndach. Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann bestreitet zwar eine Auftragsarbeit: "Ich werde an Resultaten gemessen, nicht an der Show." Doch branchenintern steht außer Zweifel, dass es Piëch war, der zu den Waffen gerufen hat.
Bei Porsche gibt man sich betont gelassen, auch wenn der Lamborghini aus Stuttgarter Sicht als geschäftsschädigend eingestuft werden muss – schließlich sind die beiden Boliden Panamera und Estoque mit rund 500 PS und fünf Metern Länge ziemlich direkte Konkurrenten. "Der belebt das Segment", so der Kommentar. Bei Lamborghini heißt es außerdem augenzwinkernd, der Bau des Estoque sei ja noch gar nicht beschlossen, obwohl natürlich "alle Zulassungsvorschriften" bereits berücksichtigt seien, inklusive Fußgängerschutz. Wiedeking und seine Mannen suchen offenbar den Dialog.
Die Eminenz als U-Boot
Er war gleich am Donnerstag früh auf dem Lamborghini-Stand und begutachtete das Streitobjekt. Ferdinand Piëch wurde dagegen seit Wochen nicht gesichtet, er hat bereits den Spitznamen "Phantom" verpasst bekommen. Und Wolfgang Porsche, der in Paris ausgeglichen und trotz der Familienfehde ziemlich gut gelaunt wirkte, meinte zum Lamborghini bloß: "Ist ne Studie." Will heißen: Mehr nicht.
Die direkte Konkurrenz kommentiert das Konzern-Theater derweil gelassen. Ferrari: "Für Viertürer haben wir Maserati." Aston Martin-Chef Ulrich Bez, der im kommenden Jahr die Sportlimousine Rapide bringen will: "Eine gute Idee wird immer kopiert."