Wie immer stellt der neue offene Porsche 911 Turbo das Non-Plus-Ultra für Frischluftfanatiker da. 480 PS schaufelt der Bi-Turbo in das 3,6 Liter Triebwerk. Von Null auf Hundert geht es in 4,3 Sekunden. Leider wird die Höchstgeschwindigkeit von 310 km/h nur geschlossen erreicht, aber offen sollen es auch 285 km/h sein. Das versichert Porsche zumindest, im Rundkurs im Frankfurter Berufsverkehr waren selbst 250 km/h nur mit aufsteigender Achselhitze zu erreichen. Die Frage, ob man derartige Leistungswerte braucht, oder ob es nicht auch der offene Carrera 4S tun würde, ist müßig. Der offene Turbo ist ein Wagen der Superlative und damit das Maß aller Dinge. Männer, die sich selbst gern auch als Maß aller Dinge betrachten, sollten sich von ganz allein zu diesem Sportler hingezogen. Ein Drittel der Käufer verlangt stets nach einem offenen 911er. Da wäre es Verrat am marktorientierten Porschegeist, sie an eine schwächere und damit billigere 911-Version zu verweisen.
Technische Daten
Motor Boxer
Zylinder 6
Hubraum (cm³) 3600
Leistung (PS) 480
Zuladung(kg) 320
Gesamtgewicht (kg) 1980
0-100 km/h (s) 4,3
Vmax (km/h) 310
Verbrauch (L/100 km) 12,8
Kraftstoff SuperPlus
Grundpreis: 138.652 Euro
(Korrigiert)
Wohlorchestriertes Konzert
Für Banausen sehen die 911er eigentlich immer gleich auch. Aber wer will, darf auch sehen, wofür er sein Geld hingibt. Das Power-Cabrio stellt seine Kraft bullig zu Schau. Mächtig ausgestellte Radhäuser, erschreckende Lufteinlassöffnungen und ein vergrößerter Heckflügel stehen eben nicht für zurückhaltende Optik. Akustisch geht es mit dunklem Grollen los. Der Turbo brummelt zunächst, ohne die Nachbarn aus dem Bett zu werfen. Wird das Gaspedal aber durchgetreten, jault der Turbo los wie eine A-10 Thunderbolt im Angriffsflug. Mehr Gift und Galle als dieser Motor spuckt, mag man sich kaum vorstellen.
Wie alle aktuellen 911er kann man den offenen Turbo auch lammfromm bewegen. Kein Mensch muss mehr fürchten, bei einem unbedachten Manöver in der Böschung zu landen. Dass 520 Nm den Turbo wie ein 1,7-Tonnen-Geschoß beschleunigen kann kaum verwundern. Noch größere Leistung steckt in Fahrwerk und Bremse, die den Wagen auch bei extremen Verzögerungen sicher auf der gewellten Landstraße halten. Das Porsche-Versprechen Extremsportler mit absoluter Alltagstauglichkeit zu liefern, hält die Top-Version ein. Selbstverständlich sind bei Porsche die Zeiten lange vorbei, in denen der Fahrer sich die Finger am Verdeck eingeklemmt hat. Das geht jetzt vollautomatisch und auch während der Fahrt. Im Innenraum herrscht die bekannte und angesichts der Preise auch selbstverständliche Wertigkeit.
Das CO2-Späßchen
Der Porschevortrag zur Klimadiskussion reizt dagegen eher zum Schmunzeln. Ein Verbrauch von 12,8 Liter Super ist natürlich keine Sparvorlage, zumal dieser nur für den sehr zurückhaltenden Norm-Fahrzyklus gilt und in der Norm ist von 300 km/h und 4,3 Sekunden Null auf Hundert Beschleunigung keine Rede. Im PS-Universum von Porsche zählen diese absoluten Werte wenig, hier schaut man lieber auf die Tendenz. Und das geht so: Die Kleinwagenhersteller haben ihren Verbrauch in den letzten Jahre zwar auch gesenkt, prozentual betrachtet aber nur sehr wenig. Porsche hingegen kann überall auf zweistellige Minderverbräuche blicken. Daran sollten sich Renault und Co mal ein Beispiel nehmen. Vielleicht wird diese Argumentationshilfe ja das Umweltgewissen des einen oder anderen Herrenfahrers beim Tiefflug über Deutschland weißwaschen.
Beim Preis ist das Top-Cabrio eine ehrliche Haut. Anders als andere Hersteller setzt Porsche nicht auf eine durchschlagende Aufpreisliste. Der Einstiegspreis von 138.652 Euro raubt den Atem genauso wie die Fahrleistungen, aber dafür sind zahlreiche Nettigkeiten von Bi-Xenonlicht bis zum Bose-Sound mit an Bord.