Der Skoda Fabia RS startet durch und sofort verliebt sich der Fahrer - und zwar in den Sound. Herziger brabbelte der 1.9 TDI nie, als in dem Kraftknuddel aus Böhmen. Beruhigendes Blubbern, kerniges Durchziehen, satter Sound auf der Autobahn. Verblüffend wie tief das Kerlchen vor sich hinorgeln kann. Selbst im Stadtverkehr fallen Motorgeräusch und Gangauslegung angenehm auf. Schnurrig hält der Wagen die Tempogrenzen von 30, 50 und 60 km/h ein, kein Gequäle dringt aus dem Maschinenraum, das den Fahrer zur permanenten Geschwindigkeitsübertretung animiert. Dabei ist Schleichen nicht die Bestimmung des RS, er kann auch anders. Dem Fabia RS fehlt es nicht an Biss, stellt er doch die Grundversion des Rallyefahrzeugs Fabia WRC dar. Massiv ausgebaute Stossfänger, Leichtmetallräder, ein sattes Auspuffrohr aus Edelstahl und ein dezenter Spoiler verleihen dem Fahrzeug optisch die gewünschte Dynamik. Doch der flotte Tscheche hat seinen Preis: 18.980 Euro kostet das Basismodell. Mit ein paar Extras wird die 20.000 Euro Marke erreicht. Angesichts des günstigen Einstiegspreises der Baureihe ist das ein satter Aufschlag. Aber fürs Geld wird einiges geboten.
Starkes Herz und dicke Backen
130 PS treiben den Fabia mehr als munter voran. Diesel und sportlicher Antritt? Das ist längst kein Widerspruch mehr. Der 1.9 TDI zeigt sich willig und drehfreudig und sorgt für reichlich Fahrspaß beim Beschleunigen. Ob Ampelstart oder Überholmanöver auf der Landstraße: An Leistungs-Reserven muss der Fahrer nicht denken, sie sind immer vorhanden, innere Tücken und besondere Giftigkeit nicht. 310 Newtonmeter bei 1900 U/min sorgen für rasante Beschleunigung. Ein Druck aufs Gaspedal, und übergangslos schießt der TDI los. Wie viel Leistung tatsächlich auf den Asphalt kommt, merkt der Fahrer, wenn er auf die Traktionskontrolle verzichtet. Dann steht der Kampf mit durchdrehenden Vorderrädern auf dem Programm. Ab 2000 Touren macht der Wagen richtig Druck, bis knapp 5000 Umdrehungen pro Minute darf die Maschine hochgezogen werden. Wenn der Tscheche abgeht, irritieren keine Ruckler oder Leistungslöcher. "Sportlich und dabei gutmütig", so lässt sich das Fahrgefühl beschreiben. Der Fabia bleibt in jeder Fahrsituation beherrschbar und lockt seinen Piloten nicht in gefährliche Randbereiche. Das gilt auch bei Geschwindigkeit um 200 km/h. Als Appell an die Vernunft kann sich der Spritverbrauch sehen lassen, auf Autobahn und Landstraße genehmigt sich der RS kaum mehr als fünf Liter. Mit Gewaltstarts an jeder Ampel können es bei Stadtfahrten aber auch über sieben Liter werden. Wermutstropfen: Die steuergünstige Euro-4-Norm schafft das Treibwerk nicht.
Sportlich, aber nicht peinlich
Im Innenraum geht es Skoda-gemäß kühl und sachlich zu. Der für Ablage und Flächen verwandte Kunststoff teilt die Herzen der Fahrer. Solide, robust und ohne Rüschen-Heckmeck lässt sich zu seinem Vorteil sagen. Diejenigen, die es lieber soft und komfortabel schätzen, wird die Oberfläche an eine kunststoffgewordene Kreuzung von Reibeisen und Schmirgelpapier erinnern. Harte Kerle mit Rallye-Ambitionen wollen auf der Ablage sowieso nicht kuscheln. Hauptsache, das Lederlenkrad liegt gut im Griff - und das tut es. Fetter Rallye-Look im Cockpit ist Fehlanzeige. Da blinkt und flackert nichts, auch eine Überdosis von Chrom und Carbonimitaten sucht man vergebens. Dreispeichenlenkrad, Schaltknauf, Pedale und Instrumente unterscheiden sich edel von den Basismodellen. Die einen - so auch der Tester - schätzen den aufgeräumten Arbeitsplatz, Sportsfreunde aus der Fuchsschwanzfraktion, die eine Großpackung Gimmicks zum Wohlfühlen brauchen, bleibt der Gang zum "Veredler" nicht erspart.
Daten
Motor | Vierzylinder-Turbodiesel, Pumpe-Düse-Einspritzung |
Hubraum | 1896 ccm |
Leistung | 96 kW (130 PS) |
Drehmoment | 310 Nm bei 1900 U/min |
Spitze | 204 km/h |
0 - 100 km/h | 9,6 sec |
Länge | 4002 mm |
Breite | 1646 mm |
Breite | 1436 mm |
Radstand | 2462 mm |
Gern mal zugreifen
Den RS hat man gern im Griff. Lenkrad und Schaltknauf verwöhnen die Hände. Greift die rechte Hand hinab zur Handbremse, signalisiert ein lederummantelter Griff mit sattem Zug Festigkeit und Solidität. Gleitet die linke Hand runter zur Sitzverstellung, melden die Sensoren zurück: "Wer hat den Kleiderbügel hier liegen lassen?" An der Funktion gibt's nichts zu kritteln, aber im ansonsten solide gefertigten Wagen wirkt der "Sessel-Haken" wie ein Fremdkörper. Besser haben es die Füße: Pedale aus Edelstahl gehören zur Grundausstattung. Sportlich und überhaupt nicht peinlich wirken die Sitzbezüge in Schwarz und Hellgrau. Das Gestühl besticht nicht nur durch Optik, es bietet einen ausgezeichneten Seitenhalt bei flotter Kurvenfahrt.
Platz ist in der kleinsten Hütte
Immer wieder überraschend wirkt der Innenraum des Fabias. Von den Außenmaßen betrachtet, könnte man den Fabia fast quer in der Garage unterbringen. Dennoch muss sich niemand innen krümmen. Die Vordersitze bieten bis 190 Zentimeter Körpergröße in entspannter Haltung Platz, ohne dass der Sitz auf "super-niedrig" getrimmt werden muss. Üppige Elefantenschenkel dürften allerdings Probleme zwischen Tür und Lenkrad bekommen. Natürlich ist der RS kein Fahrzeug mit dem vier Footballspieler ihre Europatour absolvieren sollten. Auf "normalen" Transportstrecken haben Ausgewachsene hinten ausreichend Platz, nur echte Riesen müssen sich ducken. Einem Mitfahrer über zwei Metern Körpergröße sollte daher der Platz auf dem Beifahrersitz gegönnt werden. Heranwachsende und Frauen können es sich hinten durchaus bequem machen. Der Kofferraum ist gut für drei Kästen Mineralwasser plus Einkaufstüte. Legt man die hintere Reihe (asymmetrische Teilung) komplett flach, werden alle realistischen Transportwünsche erfüllt. Übersichtlichkeit ist bei einem Wagen dieser Dimension kein wirkliches Thema. Im Zweifel ist der RS immer kleiner, als gedacht. Der Skoda bietet eine gute Rundumsicht, nur den rechten Außenspiegel wünschte man sich in Normalgröße.
Immer eine Handbreit Luft unter dem Bodenblech
Das Untendrunter vermittelt ein direktes, aber nie unangenehmes Gefühl für den Boden. Die straffe Federung wurde nicht bretthart abgestimmt. Beim Überfahren kann man von einem Euro also nicht Ober- von Unterseite unterscheiden, aber man merkt doch, dass manche Straßen im Kohl-Schröder-Land unter Vernachlässigung leiden. Schmerzhafte Komforteinbußen bringt das Sportfahrwerk jedoch nicht mit sich. Der RS fühlt sich erfreulich direkt an, ohne ruinöse Schläge an die Wirbelsäule durchzugeben. Als absolut alltagstauglich erweist sich der Skoda beim Thema Bodenfreiheit: Trotz Sportfahrwerk, Fängerkunstwerk und entsprechender Bereifung braucht der Fahrer nicht fürchten, an jeder Aufpflasterung hängen zu bleiben.
Sicherheit an Bord
Gebremst wird natürlich mit Scheiben, vorne sind sie belüftet. Nett sind die Skoda-grün lackierten Bremssättel anzusehen. Neben ABS und ESP gibt es eine elektronische Differenzialsperre und eine Anti-Schlupf-Regelung in Serie. Es finden sich nicht nur Fahrer- und Beifahrerairbags, sondern auch Seitenairbags. Die Ausstattungs-Mitgift des RS ist umfassend. Klimaanlage, 16-Zoll-Alufelgen, Xenon-Licht, Nebelscheinwerfer, elektrische Fensterheber vorn, elektrisch einstellbare Außenspiegel und eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung sind mit von der Partie.
Fazit
Bei schlappen 20.000 Euro bleibt einem zunächst die Luft weg. Berücksichtigt man die umfangreiche Ausstattung, ist der Fabia RS tatsächlich eher günstig zu haben. Die Fahrleistungen des Kleinkalibergeschosses überzeugen rundum, es macht einfach richtig Spaß mit dem RS unterwegs zu sein. Das größte Plus: Man bekommt einen Wagen der Rallye-Feeling souverän mit absoluter Alltagstauglichkeit verbindet .
Gernot Kramper