Was hat der Herr Piech zu seinem Abschied bei VW für ein Brimborium veranstaltet mit seinem Einliter-Auto Bei Licht betrachtet ist die Sache ein alter Hut. Ältere Semester werden sich an den »Fend-Flitzer« erinnern, einen einsitzigen Kabinenroller, der einem Ei ziemlich ähnlich sah. Das Gefährt verbrauchte damals, es war 1948, nur wenig mehr als einen Liter. Allerdings - das müssen wir zugeben - bei einem Tempolimit von 40 Stundenkilometern.
Kompakt, geräumig und Komfortabel
Viel interessanter sind alltagstaugliche Autos, bei denen man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen kann: »Multi Purpose Vehicle« (MPV) nennt man solche Fahrzeuge heute. Sie entsprechen den Wünschen einer großen Käufergruppe, die im Marktforscherdeutsch eine »komplexe Bedürfnisstruktur haben«: Ihr Wunschauto soll kompakt aber auch geräumig, komfortabel und gleichzeitig sportlich sein. Mit anderen Worten: man sucht ein Auto für Stadt-Land-Fluss, Umzug, Urlaub Sport und alles als Schnäppchenkauf zum Aldi-Preis.
Platz im Überfluss
Toyota hat mit seinem Yaris Verso ein gutes Beispiel gegeben, dass man so was bauen kann. In dem Auto können wir nämlich nicht nur bequem die alte Standuhr der geliebten Erbtante Roswitha transportieren ,da passen auch mühelos die beiden Motorroller ihrer Enkelkinder rein.
Fast 2000 Liter Stauraum
Waschmaschinen , Kühlschränke - alles kein Problem. Die Rücksitze muss man in dem Wagen nicht erst für solche Transporte ausbauen, sie verschwinden nach wenigen Handgriffen einfach im doppelten Fahrzeugboden. In Nullkommanix lässt sich so ein ziemlich bequemer Fünfsitzer von rund 3,90 Metern Länge in ein wahres Raumwunder mit fast 2000 Liter Stauraum verwandeln. An allen Ecken und Enden findet man noch pfiffig integrierte Ablagemöglichkeiten für den Kleinkram.
Durstige Benziner
Gut, es gab auch Kritik an den zu weichen, zu klein geratenen Sitzen. Vor allem fielen aber die verhältnismäßig durstigen Benzinmotoren unangenehm auf. Gut acht Liter waren manchem Autotester einfach zu viel.
Hightech-Diesel
Jetzt hat Toyota den Yaris aber endgültig auf Sparkurs gebracht, indem ihm ein Selbstzünder spendiert wurde. Dabei handelt es sich aber keineswegs um eine Verlegenheitslösung. Der Diesel ist ein technisch anspruchsvolles, ausgereiftes Aggregat geworden. Selbst bei BMW soll man an ihm Gefallen gefunden und die Maschine für den Mini im Auge haben.
Der äußerst effiziente 1,4 Liter- Motor mit Commonrail-Direkteinspritzung und Ladeluftkühler sorgt mit seinen 75 PS für kraftvollen Vortrieb. Das maximale Drehmoment von 170 Newtonmetern liegt bei 2000-2800 Kurbelwellenumdrehungen in der Minute an. Trotz dieser Agilität wird Herr Eichel wenig Freude an dem Auto haben. Nur 4,4 Liter Diesel fließen im Durchschnitt auf 100 Kilometern aus dem Tank.
Ansprechende Fahrleistungen
Angenehm ist auch, wie leise der Motor dank Commonrail-Technik, bei der Kraftstoff mit hohem Druck direkt in die Brennkammern gespritzt wird, sogar im Vollastbereich läuft. Und immerhin bringt die Maschine das nicht gerade windschnittige und optisch gewöhnungsbedürftige Auto auf 160 km/h Höchstgeschwindigkeit. Von Null auf Tempo 100 vergehen 13,8 Sekunden. Nicht schlecht für einen Diesel.
Der Yaris Verso ist ganz unkompliziert zu fahren. Der Frontantrieb hält den FunVan sicher in der Spur, nur wer es darauf anlegt, bringt ihn zum Untersteuern. Die Bremsen sind auch bei voller Ladung effektiv genug. Dafür sorgt auch ein 4 Sensoren-Antiblockiersystem(ABS) mit elektronisch geregelter Verteilung der Bremskraft.
Komplett ausgestattet
Die Liste der Dinge, die man dazu kaufen kann ist kurz. Schon in der Grundversion der »linea luna«, ist das Auto üppig ausgestattet. Ein höhenverstellbares Lenkrad, hochwertiges Audiosystem mit Cassettendeck und ein zentral angeordnetes sogenanntes dreidimensionales Tiefendisplay, eine Art Tacho, bei dem man sich nicht ständig zwischen nah und fern umstellen muss.
Sichere Sache
Das Sicherheitspaket ist so umfangreich, wie es der Markt heute verlangt. Der Yaris Verso hat vom Computer vordefinierte Verformungszonen, hochfesten Seitenaufprallschutz, Fahrer - und Beifahrer-, sowie Seitenairbags. Serienmäßig gibt es sogar eine Kindersitzfixierung auf den beiden äußeren Rücksitzen. Am Ende bleiben in der Version »Linea sol« nur vier Posten aufpreispflichtig: die Klimaanlage, das Glasdach, das Navigationssystem und die Metallic-Lackierung.
Bei Preisen ab 15.210 Euro haben wir es zwar nicht mit Tiefstpreisen zu tun, aber in der anvisierten Zielgruppe der freizeitorientierten Singles und Paare ab 30 sowie der jungen Familien werden sich schon genügend Käufer finden.
Walter Hasselbring