Auf der IAA in der Mainmetropole schwelgt die Autobranche in Glanz und Glitter. Für Champagnerlaune sorgt die jüngste Erfolgsbilanz für Deutschland: 2,5 Prozent Absatzplus im ersten Halbjahr. Doch die Zahlen trügen. Denn, so die neue Aral-Mobilitätsstudie 2005, die Kaufneigung sank gegenüber den Vorjahren deutlich. Nur noch 22 Prozent der Deutschen planen, innerhalb der kommenden eineinhalb Jahre einen Neu- oder Gebrauchtwagen zu kaufen.
Den Widerspruch zu der angeblichen Verkaufssteigerung enträtselte das Fachblatt "Automobilwoche" mit Hilfe einer Statistik des Marktforschungsinstitutes Dataforce. Danach boomten die Zulassungen nur aufgrund von Flottenverkäufen an Autovermieter, durch Tageszulassungen von Händlern oder gar Werkszulassungen. Der Verkauf an normale Privatkunden sank dagegen um ein Prozent.
Auffallend dabei: Teure Marken wie Audi, BMW oder Porsche legten kräftig zu, während preiswertere Vernunfts- und Massenautos, so genannte Volumenmodelle, einbrachen. Und sie werden weiter unter Druck geraten. Nach den Japanern und Koreanern, die ihren gemeinsamen Marktanteil in den vergangenen drei Jahren von 11 auf 15 Prozent steigern konnten, drängen die Chinesen nach Deutschland. Die Autos aus dem Reich der Mitte sind einfach, robust und preiswert. Was noch zum Erfolg fehlt, ist ein flächendeckendes Händlernetz.
Der Konter der Deutschen heißt Premium. Dieses Segment musste seit dem Jahr 2000 mit minus 2,7 Prozent weitaus weniger Verkaufseinbußen hinnehmen als der Gesamtmarkt, der mit 6,8 Pozent wesentlich dramatischer absackte. Für Marketingstrategen ist Premium ein Sammelbegriff für beste Qualität, Technologieführerschaft und wegweisendes Design.
Ferdinand Dudenhöffer, Chef des Branchendienstes B&D Forecast, bringt es wirklichkeitsnäher auf den Punkt: Premiumhersteller ist jeder, der sein Auto teurer verkaufen kann als Mitbewerber, deren Modelle die gleichen Funktionen und Qualitäten bieten. Anders gesagt: Für bestimmte Fahrzeuge zahlen Käufer bewusst mehr als nötig. Premiumautos sind keine Nutzfahrzeuge mehr, sondern Modeartikel wie Möbel oder Klamotten.
Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft der Fachhochschule Nürtingen hat zwei Gründe für den Premium-Erfolg ausgemacht. Erstens wollen mehr Käufer ihren sozialen Status dokumentieren. Zweitens geht es verstärkt um Spaß am Steuer. In diese Richtung verschiebt sich derzeit der Premium-Trend. Während Flitzer für das Schaurollen auf dem Boulevard seit 2000 um 25 Prozent weniger Abnehmer fanden, boomen Sport-Utility-Vehicles (Geländewagen). Sie legten in derselben Zeit um 15 Prozent zu. Bis 2010 erwartet Diez einen weiteren Anstieg der Premium-Verkäufe um 25 Prozent.
Vielleicht aber kommt es ganz anders. Laut Aral-Studie stehen Betriebskosten und das Preis-Leistungs-Verhältnis für die Kaufentscheidung der meisten Deutschen auf Platz eins.