Der neue Mini verhält sich zu seinem Vorgänger wie die Cola-Light zur Cola. Ähnlicher Geschmack, vertrautes Aussehen, gleiche Familie - und trotzdem nur eine weitere Cola. Keinesfalls ein Ersatz für das Original. Fotoshow zum Mini-Cooper-Test
Falsche Vorurteile
Kritiker führen gegen den Nachfolger des Ur-Mini dieselben Argumente ins Feld, die auch schon beim VW New Beetle die Runde machten: Unter der vertrauten Hülle stecke ein modernes aber langweiliges Auto, nicht würdig, den Titel des Originals zu tragen. Dumm nur, dass dies auf den Mini so gar nicht zutrifft.
58 Zentimeter mehrTief war er, ist er, bleibt er
Ein Raumgewinn, der natürlich vor allem im Innenraum zur Geltung kommt. Musste man sich den alten Mini eher anziehen, als dass man in ihn einsteigen konnte, geht dies beim neuen Mini doch recht schnell. Tür auf, Fuß rein und fallen lassen. Das Gestühl duckt sich, wie der gesamte Wagen, recht nahe über die Fahrbahn. Hat man sich mit dem tiefen Sturz erst einmal abgefunden, offenbaren sich für Fans des alten Mini ganz neue Raumgefühle. Selbst zwei Menschen größerer Bauart finden auf den vorderen Sitzen ausreichend Platz. Vom Raum auf der Rückbank muss man in solch einem Fall allerdings nicht mehr reden - da ist schlichtweg keiner. Aber in welchem Mini war das schon der Fall?
Fummelige SitzverstellungFahrspaß pur
Wesentlich einfacher ist da schon der Aufwand, die Kiste ins Rollen zu bekommen. Der Dreh am Zündschlüssel offenbart ein vertrautes Fauchen unter der kurzen Motorhaube. Da sind sie wieder, die Mini-Gene. Locker leicht zieht das 1,6-Liter-Motörchen den knapp über 1000 Kilo schweren Cooper aus dem Drehzahlkeller. Und das ohne, dass man sich dabei am gewöhnungsbedürftigen Lenkrad festklammern müsste. Hier leistet die Multilenker-Hinterachse gute Arbeit. Der tadellose Geradeauslauf und das traumhaft sichere Kurvenverhalten laden zur schnelleren Gangart ein. Wenn da nur nicht dieser bratpfannengroße Tacho wäre. Über Geschmack lässt sich trefflich streiten, aber muss denn gleich das ganze Auto mitbekommen, dass man gerade die Geschwindigkeitsbegrenzung pulverisiert hat? Sicher nicht ...
Hart aber sicherMicro-Kofferraum
Als echtes Reisemobil ist der Mini aber trotz Raumgewinn und Top-Fahrwerk nicht zu gebrauchen. Zum einen hält der 50-Liter starke Tank bei forcierter Gangart nicht lange (im Testbetrieb soff der Mini locker 10 Liter auf 100 Kilometer) und zum anderen ist die Platz-Explosion irgendwie am Kofferraum vorbei gegangen. Lächerliche 160 Liter passen in den Spalt zwischen Rückbank und Heckklappe - Kofferraum sollte man so etwas wirklich nicht nennen. Bei umgelegten Rücksitzen sind es immerhin knapp 670 Liter, die der Mini schluckt.
Fazit:
Ganz klar, wer Mini fahren möchte, sollte zum Cooper greifen. Aber bitte ohne Panoramadach. Das sorgt auf der Autobahn für eine Geräuschkulisse, die man so wirklich nicht haben möchte. Ansonsten hat der Ur-Mini einen würdigen Nachfolger gefunden. Vor allem, da man es bei BMW geschafft hat, ein eigenständiges Auto zu entwickeln und nicht nur ein unbedeutendes Lifestyle-Wägelchen. Schade nur der Preis: 16.400 Euro möchte BMW für den Cooper überwiesen bekommen.
Jochen Knecht