Der 71. Geburtstag der Rallye Polen steht in diesem Jahr ganz im Zeichen des WRC-Weltmeisters Sebastien Ogier. Der VW-Pilot holt an diesem Rennwochenende die maximal bei einem Rallyelauf mögliche Punktzahl von 28 und somit seinen fünften Saisonsieg. Denn nicht nur die normalen Wertungsprüfungen kann er am Ende für sich entscheiden, auch die sogenannte Powerstage am Schlusstag. Und das bei einer Rallye, die fünf Jahre lang gar nicht im Kalender der Piloten stand. Von einem Erfahrungsvorsprung kann also nicht die Rede sein.
"Einfach großartig, dieser Sieg ist wichtig für die Weltmeisterschaft! Julien und ich hatten hier in Polen eine perfekte Rallye. Die Prüfungen waren atemberaubend schnell - und die vielen Fans an der Strecke einfach großartig. Man genießt als Fahrer jeden Kilometer. Heute am Finaltag waren auch wieder einige wunderschöne Abschnitte dabei, wo ich mich zwingen musste, nicht absolut Vollgas zu geben. Denn natürlich wollten wir nicht unseren Vorsprung mit zu viel Risiko aufs Spiel setzen. Der Polo R WRC macht einfach Spaß, du preschst mit 200 Sachen durch den Wald und alles ist so präzise wie ein Schweizer Uhrwerk", schwärmt er im Ziel.
Doch nicht nur der Franzose hält an diesen Tagen die Volkswagen-Flagge hoch. Die Startnummer neun mit Andreas Mikkelsen am Steuer erfährt sich Platz zwei: "Platz zwei und mein zweiter Podestplatz in der Rallye-WM - das ist ein großartiges Ergebnis. Es war eine Ehre für mich, dass ich lange Zeit mit dem Weltmeister um die Führung gekämpft habe. Auch wenn es jetzt noch nicht für den Sieg gereicht hat, bleibt es trotzdem mein Ziel, eines Tages ganz oben auf dem Podest zu stehen. Wir versuchen, uns Stück für Stück an die Sebastien Ogier und Jari-Matti Latvala heranzukämpfen."
Auf dem weichen Untergrund, der stets die Gefahr birgt Spurrillen zu bilden, kommen aber auch andere Hersteller besser als erwartet zurecht. So kommt es, dass zum zweiten Mal in ihrer Debütsaison Hyundai auf dem Podium thront. Gleichzeitig feiern die Südkoreaner, dass zum ersten Mal überhaupt alle drei Fahrzeuge die Zielflagge am letzten Tag zu Gesicht bekommen. Im Hyundai i20 WRC werden Thierry Neuville und sein Co-Pilot Nicolas Gilsoul Dritte. "Das war eine harte Rallye. Umso erfreulicher, dass wir es geschafft haben, uns noch vom zehnten Platz auf das Podium zurück zu kämpfen. Das ist ein wirklich tolles Ergebnis für das ganze Team", freut sich Neuville.
Richtig knapp geht es beim rein finnischen Kampf zwischen Mikko Hirvonen und Jari-Matti Latvala um Platz vier zur Sache - mit dem besseren Ende für den Ford-Piloten Hirvonen. Am Ende fehlen dem Volkswagen-Fahrer 0,7 Sekunden auf den Viertplatzierten. Zumindest in der Powerstage reicht die drittschnellste Zeit für einen Zusatzpunkt. Die Plätze sechs und sieben gingen an den Hyundai-Piloten Juho Hanninen und Kris Meeke im Citroen. "Wir können viel Positives aus Polen mitnehmen. Ich habe die vier Tage fehlerfrei absolviert und auch der Hyundai hat mit einer Ausnahme perfekt funktioniert. Die Abstimmung des Autos war sehr gut", erklärt Hanninen anschließend.
Den dritten Hyundaizieleinlauf feiert Hayden Paddon auf Rang acht vor Henning Solberg im privat eingesetzten Ford. Ex-Formel 1-Star Robert Kubica kann auf seiner Heimrallye nicht das abrufen, was er sich vorgenommen hatte. Nach einem Überschlag in seinem Ford Fiesta RS WRC und einem verlorenen Hinterrad am Folgetag rettet er Platz 18 ins Ziel. Ein kleines Zwischenziel kann er mit der sechstschnellsten Zeit bei der Powerstage dann aber doch noch seinen vielen Tausend Fans im Stadionduell einfahren. Am Ende resümiert er: "Es war eine gute Rallye für uns. Gestern hatten wir einfach Pech. Wir trafen einen Stein, der die Radaufhängung zerstörte. Ich bedanke mich bei all meinen Fans für die Unterstützung. Es hat Spaß gemacht."
Vor dem nächsten Rennen, der Rallye Finnland vom 31. Juli bis 3. August, sieht die WM-Fahrerwertung wie folgt aus: 1. Sebastien Ogier 166 Punkte, 2. Jari-Matti Latvala 116, 3. Andreas Mikkelsen 83, 4. Mads Ostberg 66, 5. Mikko Hirvonen 52, 6. Thierry Neuville 46, 7. Kris Meeke 38, 8. Elfyn Evans 36, 9. Martin Prokop 31 und 10. Henning Solberg 24. In der Herstellerwertung liegt weiterhin Volkswagen Motorsport unangefochten auf Rang 1. mit 262 Punkten, gefolgt von Citroën mit 115 und Ford mit 90 Punkten.