Praxistest: BMW XM Bollernd durch den Süden der USA

BMW XM Roadtrip Südstaaten
BMW XM Roadtrip Südstaaten
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Kaum ein BMW hat die Autofans in den vergangenen Jahrzehnten derart polarisiert wie der XM. Der imposante Luxus-SUV will nicht allen gefallen – ist aber gerade im Süden der USA für das Publikum eine echte Schau.

Bereits an der floridianischen Küste werden zum Start der Südstaatentour erste Daumen hochgereckt, wenn man im BMW XM mit seinem güldenen Zierrat an der Ampel steht. Vor dem leicht heruntergekommenen Seven-Eleven-Store gibt es kleinere Menschenansammlungen, als der bikolorierte XM kurz zum Getränkestopp vor dem Eingang parkt. Die Amerikaner sind überaus angetan von dem mehr als selbstbewussten Äußeren des mächtigen 4x4-Boliden, der gar nicht so tut, als wollte er sich nennenswert Freunde machen. Anders als andere Autohersteller singt BMW nicht allein das Hohelied auf die Elektromobilität und gibt damit Modellen wie einem XM viel Luft zum Atmen. Zugegeben, der BMW XM als ebenso edler wie imposanter Ableger von X5, X6 und X7 ist spät dran. Das gilt weniger für das Design, das ohnehin Geschmacksache ist. Doch einen Hybriden in Zeiten, wo die Elektroautos selbstbewusst und klassenübergreifend das Regiment übernehmen – da wird es Zeit für einen Power-PHEV wie den XM.

Das Antriebspaket des 5,11 Meter langen Crossovers ist eine wahre Wucht und natürlich vergewissern sich auch auf dem Weg durch die sonnenreichen Südstaaten immer wieder Betrachter, dass hinter der grimmig dreinschauenden Kühlermaske ein standesgemäßer Achtzylinder tobt. Diesen kennt man mit seinen 4,4 Litern Hubraum und doppelter Turboaufladung nur zu gut; ist er im Hause BMW doch seit dem Wegfall des imageträchtigen Zwölfzylinders in allem verbaut, was Rang und Namen hat. Um dem V8-Kraftprotz im 2,7 Tonnen schweren XM standesgemäße Leistungsdaten zu verabreichen, wird der Verbrenner mit seinen 360 kW / 489 PS von einem Elektromotor unterstützt, der stattliche 145 kW / 197 PS beisteuert. Macht unter dem Strich 480 kW / 653 PS und gigantische 800 Nm maximales Drehmoment, die für Schub sorgen, als sei das Ende aller Tage gekommen.

Im normalen Fahrbetrieb werden nach dem Grenzübertritt von Florida nach Alabama nur ein Bruchteil der Pferde benötigt. Auch abseits der großen Highways sind die Landstraßen im Süden der USA gut ausgebaut als es durch die schwülen Sumpfregionen geht. Es geht flott voran und der BMW XM profitiert kaum davon, ein Plug-in-Hybride zu sein. Denn wenn das stattliche 25,7 kWh große Akkupaket voll ist, kann der Koloss aus Spartanburg auf Wunsch mehr als 80 Kilometer rein elektrisch fahren. Doch die Ladesäuleninfrastruktur war schon zwischen Tallahassee und dem Navy-Flieger-Stützpunkt von Pensacola dünn. Vorbei an Mobile und Biloxi bis ins polarisierende Touristen- und Partymekka New Orleans ist in den sumpfigen Regionen mit Schlangen und Alligatoren kaum ein Nachladestecker zu sehen, ohne dass der Umweg zu groß wird. So muss fast ausschließlich der Verbrenner ran, der hier immerhin nicht beweisen muss, bis zu 270 km/h schnell zu sein.

So lässt sich das Batteriepaket nächtlich allenfalls im Hotel von La Fayette oder Marble Falls erstarken bevor es am nächsten Morgen weiter gen Westen geht. Schon mehr punkten kann der Deutsch-Amerikaner mit seinem Platzangebot im Innern, der luxuriösen Ausstattung und einem Laderaum, der sich bei Bedarf von 527 auf 1.820 Liter erweitern lässt. Doch für zwei Personen reicht das normale Ladeabteil hinter der elektrisch weit aufschwingen Heckklappe locker aus und so können die edlen Lederstühle auf Wunsch weit nach hinten gefahren werden, während es sich in der zweiten Reihe Dank des 3,11 Meter langen Radstandes noch immer bequem entspannen lässt. Die Verarbeitung ist exzellent; das Design mit einer Orgie in Leder mutig, aber nicht derart polarisierend wie von außen. Gestochen scharfe Displays, klimatisierte Sitze und Fondsitze, in denen man sich durch die Abrundung zur Tür sogar leicht in die Ecke lümmeln kann – das gefällt gerade auf längeren Strecken. Zwischendurch noch einen Blick zum mutig modelliert und gekonnt illuminiert in Szene gesetzten Innendach.

Nur eingeschränkt gefallen kann die optionale 23-Zoll-Bereifung. Die sieht zwar klasse aus, ist auf langen Strecken bei mäßiger Fahrbahnqualität aber nur eingeschränkt zu empfehlen. Auch hier gilt daher einmal mehr: besser die kleineren 22-Zöller wählen, die immer noch schick aussehen, aber durch die größeren Nehmerqualitäten deutlich mehr Fahrkomfort bieten. Die Lenkung ist präzise und wer es flott auf kurvenreichen Straßen im Westen den Flächenstaates Texas oder besser in New Mexiko angehen lässt, wird das straffe Gesamtpaket und die geringe Nick- und Wankneigung schnell zu schätzen lernen. Denn auch wenn der Hybrid-Gigant nicht so aussieht: er ist ein echter Sportwagen und man erkennt bei der schnellen Kurvenhatz gar Gene von BMW M5 oder dem kaum weniger beeindruckenden X5 M. Nur, dass der Koloss mit entsprechender Fanfare der vierflutigen Auspuffanlage noch brachialer anschiebt, wenn der Elektromotor in die Bresche springt. Dann gibt es trotz Übergewicht hemmungslosen Schub, während die Insassen wahlweise V8-Stakkato oder den kaum weniger beeindruckenden Klang des Soundsystems genießen.

Mit dem in Aussicht gestellten Normverbrauch von 1,5 Litern Super auf 100 Kilometern ist trotz des begünstigenden US-Highways Interstate 10 und schurgerader Landstraßen Richtung Winkelman oder Florence auch auf den letzten Etappen nach Phoenix nichts zu holen. Mit nur selten gefülltem Akkupaket durch die schmale Infrastruktur ist der BMW XM mit umgerechnet 12 Liter Kraftstoff unterwegs. Wenn dann doch einmal ein Stecker in Sichtweite lädt das Batteriepaket mit 7,4 kWh nach. Doch das dürfte die meisten XM-Fans kaum interessieren. Sie lieben den mindestens 178.000 Euro teuren Power-SUV wegen seines martialischen Designs – in den USA mehr denn je.

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