Das PVY Z20 PLUS ist ein waschechtes China-E-Bike. Warum stellen wir es vor? Das PVY zeigt eindrucksvoll, dass man auch für etwa 1000 Euro ein gutes E-Bike mit einigen Besonderheiten bekommen kann. Special sind hier die kompakte Form und die Möglichkeit, das Rad platzsparend zusammenzufalten. Ein Faltrahmen ist aufwändiger und führt eigentlich zu höheren Preisen.
Kleine Reifen, kompakte Größe
Der Rahmen des Z20 PLUS selbst ist nicht besonders kurz, die kompakte Form entsteht durch die Reifen mit nur 20 Zoll Durchmesser. Sie haben eine Geländebereifung und sind extrem dick. Kleine Reifen machen ein Rad immer handlicher, ob man es abstellt, schiebt oder eine enge Kurve fährt. Weil kleine und dicke Reifen mehr Kraft erfordern, sind sie bei einem muskelbetriebenen Rad nicht die erste Wahl. Doch wenn der Motor schiebt, sind fette Reifen eine gute Alternative. Man fährt sicherer, landet nicht in Spurrillen und durch das viele Gummi wird auch nie eine Steinkante auf die Felge durchschlagen. Für das Fahrgefühl spielt der Luftdruck übrigens eine entscheidende Rolle. Je strammer die Reifen laufen, umso "sportlicher" fühlt sich das Rad an. Weniger Luftdruck führt zu mehr Komfort und besserer Haftung. Wenn man erstmals auf dem PVY Platz nimmt, wundert man sich, wie groß das Rad ist. Der Lenker liegt relativ hoch, das ist gut, wenn man selbst groß ist, kleine Personen können die Haltung aber unbequem oder zumindest auffällig finden. Die umklappbare Lenkerstange lässt sich nicht in der Höhe variieren.
Sicher auf jedem Untergrund
PVY bewirbt das Rad mit dem Zusatz "All Terrain" – was kann man sich darunter vorstellen? Durch die breiten Reifen und die Federung vorn und hinten ist das Rad in der Lage, auch auf unebenem Boden, auf Wald- und Feldwegen, auf Schotter, Wiesen und durch Matsch zu fahren. Die Reifen bügeln viele Unebenheiten aus, der Fahrer muss daher sein Vorderrad nicht sensibel zwischen Steinen und Furchen bewegen, er kann einfach darüber hinwegrollen. Prima also. Doch "All Terrain" bedeutet nicht Mountain Bike. Die ganze Geometrie des Rades ist nicht für steile Trails und sensible Lenkmanöver ausgelegt.
Gut zu verstauen
Wie lässt sich das Bike falten? Das Rad ist tatsächlich in 20 Sekunden zusammengelegt. Dazu müssen zwei Riegel gelöst werden, einer mitten am Rahmen, der andere am Lenker. Beide haben eine Sicherung, damit sie sich nicht aus Versehen während der Fahrt lösen. Zuerst klappt man den Rahmen zusammen, dann legt man den Lenker um. So wird aus dem Rad ein handlicher "Würfel". Wegen der massiven Bauweise und des Gewichts wird das PVY aber nicht zu einem mobilen Begleiter, den man unter den Arm klemmen kann, es ist jedoch sehr viel leichter zu verstauen. Interessant wird es für Camper oder wenn das Bike in einer kleinen Wohnung untergestellt wird. Auch ist der Transport sehr viel einfacher. In jedem Fünftürer kann man zwei dieser Räder in den Kofferraum stellen. Wer es noch kompakter haben will, kann klappbare Pedale nachrüsten.
Den Akku kann man durch eine Buchse im Rahmen auch im eingebauten Zustand laden. Um ihn zu entnehmen, muss man das Rad in der Mitte falten. Das geht ganz gut, ist aber ein zusätzlicher Aufwand. Wir würden das Rad daher nur empfehlen, wenn der Akku in der Regel intern geladen werden kann. Beim Falten löste sich bei uns gern der Zug der Gangschaltung aus der Halterung. Das lässt sich mit einem Kabelbinder einfach lösen.

Wertiges Angebot
Dazu sieht das Rad gut aus, die Verarbeitung ist wertig. Gut gefällt der massive Gepäckträger. Dazu gibt es Gimmicks wie eine Hupe und Blinker hinten. Die Beleuchtung ist gut. Generell darf man den geringen Preis des Bikes nicht vergessen. Bremsen, Schaltung und Sitz sind okay – spielen aber nicht in der Oberliga mit. Anstelle von hydraulischen Scheibenbremsen mit vier Kammern, tun es hier einfache mechanische Bremsen. Das gilt auch für Motor und Controller. Technisch gesehen kommen sie nicht mit den "Edelmarken" mit. Das Ansprechverhalten, die feine Abstimmung der Unterstützung, die sensible Sensorik von Boch, Yamaha und Brose gibt es bei dem Nabenmotor nicht. Damit ist das Rad für alle, die ein E-Bike wollen, das ein weitgehend "natürliches" und sportliches Fahrgefühl bereitstellt, aus dem Rennen. Diejenigen, die ein solides Bike mit deutlicher Unterstützung suchen, muss das nicht kümmern.
Auch mit den "legalen" Einstellungen schnurrt der PVY gut ab und bringt einen sicher ans Ziel. Bei voller Unterstützung fühlt sich das Rad dann wie ein "Mofa mit etwas Treten" an. Es ist kein sensibler Renner, eher ein Arbeitspferd, das stoisch voranwalzt. Die Reichweite wird mit 100 Kilometern angegeben. Das mag mit minimaler Unterstützung stimmen, ist aber nicht praxisgerecht. Die gemütliche Haltung lädt geradezu dazu ein, hauptsächlich den Motor arbeiten zu lassen. Bei hoher Unterstützung und Top-Speed sind 50 Kilometer realistischer. Fährt man hingegen gemütlich 18 bis 20 km/h, dürfte der Akku länger halten.
Weniger schön ist die Lage des Schlosses, welches den Motor und den Rahmen absperrt, der Schlüssel ragt unten aus dem Rahmen. Um ihn einzuführen, muss man sich hinknien und dann auch noch fummeln, wenn man sich nicht auf den Boden legen will. Unsere Lösung: Den Schlüssel stecken lassen.
Eingriffe in das Setup
Nun kommen die heiklen Teile: der Controller und das Display. Damit der Motor zu arbeiten beginnt, müssen sich zunächst die Pedale bewegen. Das ist typisch für die einfachen China-Antriebe. In der Original-Einstellung setzt der Motor erst nach einem merklichen Moment ein. Man muss also ohne Motorkraft anfahren. Im Flachen ist das nicht weiter schlimm, am Hang hingegen ist das gar nicht schön. Allerdings kann man bei diesen Controllern die Parameter verändern. Die Verzögerung bewahrt einen auch davor, dass das Rad ungewollt und ungestüm losbraust, nur weil die Pedale angetippt wurden.
Meist werden Eingriffe in das Setup genutzt, um die Höchstgeschwindigkeit anzuheben. Auch kann man dann das Bike wie ein Mofa allein mit dem Gasgriff fahren. Auch das geht mit dem Controller, doch im Straßenverkehr sind diese beiden Eingriffe nicht legal. Übrigens muss man keine Angst haben, dass die China-Antriebe nichts taugen. Wir haben seit fünf Jahren ein Bike mit Bafang-Motor in Gebrauch und bislang gab es keine Probleme damit.
Fazit
Wem ist das Rad zu empfehlen? Allen, die nicht allzu viel Geld ausgeben wollen. 1099 Euro sind ein Schnäppchen. Dafür bekommt man ein solides Rad, das einen klaglos und gemütlich überall hinbringt und auch mal durch Matsch fahren kann. Die Werbung verheißt das "ultimative All-Terrain-Bike", das ist gewiss übertrieben. Richtig ist, dass das Rad auch unbefestigten Untergründen sicheren Halt findet.
Dazu sieht PVY Z20 PLUS 500 deutlich teurer aus, als es tatsächlich ist. Hinzu kommt die Möglichkeit, das Bike zu falten. Das PLUS 500 kostet 1099 Euro, die Version PLUS 1000 1290. Für den geringen Aufpreis gibt es einen besseren Motor, hydraulische Bremsen und einen stärkeren Akku. PLUS 1000 wäre daher unser Tipp. Natürlich kann sich das PVY-Rad nicht mit einem Elektrofully für 5000 Euro messen. Doch in seiner Preisklasse und auch darüber hinaus kann das PVY Z20 PLUS 500 absolut überzeugen.
Hersteller: PVY