E-Bike-Verwandlung Altes Fahrrad zum E-Bike in einer Stunde: So schlägt sich das Swytch Kit im Test

E-Bike-Verwandlung : Altes Fahrrad zum E-Bike in einer Stunde: So schlägt sich das Swytch Kit im Test
Fünf Schritte, ein paar Handgriffe und aus dem alten Fahrrad wird ein Pedelec. Das funktioniert und sieht auch ganz gut aus, nur mit der Reichweite muss man sich anfreunden.

Mit diesem Set verwandelt jeder ruck-zuck ein normales Muskel-Fahrrad in ein flottes E-Bike. So lautet das Versprechen von Swytch und wir haben es ausprobiert. Das Ganze funktioniert so: Das alte Vorderrad wird gegen ein neues Rad mit E-Motor in der Nabe ersetzt, dazu gibt es ein paar Kabel, einen Akku nebst Halter und Steuerung. Dazu kommt ein Modul, das die Umdrehung der Pedale misst.

Die Bestellung ist ein komplizierter Akt. Man muss die Werte des alten Rades ablesen und ausmessen, damit das neue mit dem Motor auch passt. Das alte Bike sollte daher neben dem Computer stehen. Ist das geschafft, werden die abgefragten Daten übertragen, das Set bestellt und dann wartet man auf den Karton. Wie lange können wir nicht sagen, das Testgerät kam noch, bevor das Set in der neuen, aktuellen Version in den Handel ging. Gebrauchtkauf ist übrigens kompliziert, weil das neue Laufrad in den Rahmen passen muss. Der Karton ist wie heute üblich mega stylisch aufgeräumt. Die Bedienungsanleitung klar und deutlich. Sie sollte befolgt werden. Spontan inspiriert kann man das Set nicht installieren.

Einfacher Umbau

Der ganze Umbau war in weniger als einer Stunde abgeschlossen – ohne optisches Feintuning, doch dazu später. Rad, Halterung und Module sind für ein Standardrad gedacht und werden dort sicher passen. Beim Versuchsrad handelte es sich um ein etwas verbasteltes Cube Cobalt 2, das noch im Keller stand. Der schicke Vorbau im Sonderformat kollidierte mit den Anbaumaßen des Akkuträgers. Wir mussten den Vorbau auswechseln, ansonsten lief die Montage wie am Schnürchen. Hat man noch nie an einem Rad geschraubt, sollte man nicht auf eigene Faust loslegen, aber wer schon einmal eine Bremse oder Kassette gewechselt hat, wird keine Probleme bekommen.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Bei einem eigenen Rad würden uns die oft zu langen Kabel und unser zu Ersatzvorbau stören. Der Kabelbaum ist steckbar und entspricht dem chinesischen Standard. Die Enden der Kabel münden in verschweißte Kupplungen, alles ist so gebaut, dass ein Fehlanschluss nicht möglich ist. Das Ganze ist übrigens wasserdicht. Das Testrad wurde ein paar Tage im Regenwetter gelassen, kein Problem. Im Prinzip lassen sich die Kabel kürzen und dann kann man auch den Strang zum Pedalsensor auch im Rahmen verlegen. Dann würde das Rad sauberer aussehen. Dazu muss man aber sicher filigrane Lötarbeiten durchführen können und Schrumpfschläuche bereithalten, um die Schnittstellen später abzudichten. Fürs Testen haben wir uns diese Arbeit erspart. Solange die Kabel nicht innen verlegt werden, lässt sich das Kit auch schnell wieder ausbauen. Natürlich hat man jetzt mehr Kabel am Rahmen, der ganze Look des E-Kits bleibt aber sehr unauffällig.

Merkliche Unterstützung 

Die Installation lief also erstklassig ab, doch wie fährt das Rad? Vom Vorderradmotor und vom Akku sollte man keine Schwerarbeit erwarten. Das Kit ersetzt keine E-Motor für ein Mountainbike, es stellt eine deutliche Erleichterung in der städtischen Umgebung dar. Im Prinzip ist die Motorposition im Vorderrad ungünstiger als im Hinterrad oder an den Pedalen. Auf gedeckter Straße wirkt sich der Unterschied kaum aus. Die Steuerung bietet fünf Stufen an, spürbar wird der Motor erst ab Stufe III. Dann schnurrt er und zieht einen flott voran. Das Fahren ist zunächst gewöhnungsbedürftig, die Unterstützung setzt mit einer kleinen Verzögerung ein. Man muss also im kleinen Gang starten, hier bringt einem keine unbändige Motorpower so oder so in Schwung. Während der Fahrt sollte das Pedalieren nicht aufhören, weil sonst der Motor aussetzt und erst einen Moment, nachdem man wieder tritt, erneut in Gang kommt. Beides irritiert zunächst, weil man es anders gewohnt ist. Nach einiger Zeit sollte sich dieses Fremdeln geben, doch darf man die Sensibilität eines guten Mittelmotors nicht erwarten. Die Unterstützung entspricht dem Klischee vom "Fahren mit Rückenwind" – sie ist merklich, aber nicht so brutal, wie bei einem Motor mit 85 Newtonmetern Drehmoment. Das Fahrgefühl ist unauffällig, auf einer gedeckten Fahrbahn machen sich weder das zusätzliche Gewicht noch der Zug bemerkbar.

Geringe Reichweite 

So weit, so gut, das Swytch-Kit entspricht allen Erwartungen. Weniger schön ist die Reichweite. Es werden zwei Akkugrößen angeboten. Wir hatten die kleinere dabei. Der Akku vom Typ Air wiegt nur etwa 700 Gramm und speichert 90 Wattstunden. Entsprechend wird die Reichweite mit 15 Kilometern angegeben. Das ist realistisch, wie wir bemerkt haben, aber doch wenig. Ein größerer Akku hat die doppelte Kapazität. Stylische Designräder starten mit um die 300 Wattstunden, die Akkus des deutschen Marktführers Bosch speichern 500 oder 625 Wattstunden. Dafür ist das ganze Swytch-Kit mit drei Kilogramm sehr leicht, auch fällt das zusätzliche Gewicht des Akkus am Lenker nicht auf.

Bei Hin- und Rückfahrten sollte die einfache Entfernung mit dem kleinen Akku also nicht über 6 Kilometern liegen, darüber hinaus muss aufgeladen werden. Positiv ist, dass sich der Akku mit einem Klick entnehmen lässt. Lädt man immer im Büro nach, empfiehlt sich ein zweites Ladegerät. 6 Kilometer Umkreis dürfte für einige ausreichen. Die meisten Radler können ihre Tagesleistung mit dem größeren 30-Kilometer-Akku locker absolvieren. Und man kann auch einfach einen weiteren Akku kaufen. Doch einiges geht definitiv nicht. Für echte Radtouren ist das Set ungeeignet, in einer hügeligen Gegend, in der die Höhenmeter den Akku leersaugen, würden wir es auch nicht verwenden. Ist der Akku am Ende, kann man mit Muskelkraft weitermachen, der Motor in der Nabe hilft dann nicht mehr, bremst aber auch nicht allzu nervig.

Für geliebte Räder 

Der Preis des Kits liegt etwas über 1000 Euro, allerdings werden neue Versionen über Crowdfunding-Kampagnen finanziert, hier kostet es dann in etwa die Hälfte. Für wen ist das Swytch-Kit nun das richtige? Zum regulären Preis ist das Swytch-Kit nicht der billige Weg zum E-Bike. Wer eigentlich ein Pedelec, wie aus dem Laden haben will, wird enttäuscht sein. Es ist eine Lösung, für all diejenigen, die ein besonderes Rad unauffällig elektrifizieren wollen. Den E-Antrieb sollte man mit Hilfs- oder Unterstützungsmotor übersetzen. So kann man sein Lieblingsrad behalten und dennoch etwas Stromunterstützung genießen. Das passt für einen zarten Stahlrahmen, ein klassisches Hollandrad oder auch für einen Oldie wie das Schweizer Armee-Fahrrad. Für die Besitzer eines Faltrades der Kultmarke Brompton gibt es eine eigene Lösung. Hier kann man mit geringem finanziellem Aufwand sein Brompton aufrüsten. Für Zugpendler, die nur die Distanz zum Bahnhof überbrücken müssen, dürfte die Reichweite dann auch passen.

Hersteller: Swytch