Anzeige
Anzeige

E-Bike Test RadRunner - praktisches Lastenrad zum Einstiegspreis

Eine von vielen Möglichkeiten, das kleine Rad in einen Lastesel zu verwandeln.
Eine von vielen Möglichkeiten, das kleine Rad in einen Lastesel zu verwandeln.
Der RadRunner ist das E-Mofa unter den E-Bikes. Man muss nur wenig treten und darf doch auf dem Radweg fahren. Der RadRunner ist extrem vielseitig und kostet nur wenig.

Cargo-Bikes, Kinder-Bikes, Klapp-Bikes – es gibt viele Ansätze, den Lastentransport mit dem Fahrrad einfacher zu machen. Im Zeitalter des E-Bikes wundert der Boom nicht, denn nun ist es möglich, viel Gewicht zu bewegen, ohne sich allzu sehr anzustrengen.

Doch meist gibt es einen Nachteil, nämlich den Preis. Unter 4000 Euro ist kaum ein Lastesel mit Motor zu bekommen. Eine Ausnahme sind die Räder von Rad Power Bikes aus den USA – doch die bisherigen Modelle wurden, weil sie ohne Treten mit dem Gashebel fahren, als eine Art Elektro-Mofa eingestuft – so etwa das RadWaggon Electric Cargo Bike. In den USA gelten sie als Fahrrad, doch in der EU benötigen sie eine Versicherung. Für die meisten Kunden ist das ein K.O.-Kriterium.

Gilt eben gerade noch als Fahrrad

Das neueste Modell von Rad Power Bikes, der RadRunner, geht einen anderen Weg. Das Rad wurde für den EU-Markt so modifiziert, dass es als Pedelec durchgeht. Unter den Lastenrädern sticht der RadRunner deutlich hervor. Mit einem Preis von 1199 Euro ist das E-Bike aus den USA sehr günstig. Gemessen am Gebotenen sogar extrem günstig. Gut - es ist auch kein reines Lastenrad, dennoch kann man eine Menge mitnehmen. Rad Power Bikes spricht von einem Utility-Bike. Und nützlich ist der RadRunner auf jeden Fall. Tatsächlich haben wir noch nie ein so vielfältiges Rad gesehen. Der RadRunner basiert auf einem modularen Konzept und kann in verschiedene Richtungen ausgebaut werden. Es gibt Gepäcktaschen für das Bike, Lastenträger vorn und hinten, eine Bank für Passagiere, und und und... Sogar eine Thermotasche für Pizzaboten befindet sich im Shop. Und das Beste: Auch die Zusatzkits sind preiswert.

Stabile Konstruktion

Doch zuerst einmal zum Rad selbst: Der RadRunner besitzt einen massiven, doch vergleichsweise niedrigen Rahmen. Die nötige Höhe gewinnt das Rad durch einen langen Auszug des Sattels und einen hohen BMX-Lenker. Auch große Personen bis 188 Zentimeter finden bequem Platz, kleinere Menschen können das Rad durch die Schrägstellung des Lenkers passend machen.

Der Rahmen ist massiv, mit einer zusätzlichen Verstärkung im unteren Einstiegsbereich. Außerdem ist der Aufbau des Lastengepäckträgers integrierter Teil des Rahmens und nicht nur verschraubt. Neben der massiven Konstruktion fallen die Reifen ins Auge: Sie sind nur 20 Zoll groß, dafür aber sehr breit. Der Vorteil: Die dicken Pneus von Kenda dämpfen Stöße ab, eine weitere Federung gibt es nämlich nicht. Kantsteine sind kein Problem, es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass man in Reifen, die auch an einem Kleinwagen passen würden, jemals eine "Acht" hineinfahren kann. Nebenbei erhöht die Breite die Offroadfähigkeit etwa auf losem Sand. Die kleinen Reifen sorgen für eine geringe Länge, auch mit Lastenausbau ist der RadRunner ein sehr kompaktes Rad, das überall durchkommt. Die Länge beträgt 170 Zentimeter. Zum Vergleich: Ein 28er Rad misst zwischen 180 und 190 Zentimeter. Ein echtes Lastenrad wie das Bakfiets Cargo Bike bringt es in der kurzen Version bereits auf 228 Zentimeter, in der größeren Variante sind es sogar 253 Zentimeter.

Rad mit Selbstmontage

Der RadRunner wird jedem Kunden per Karton geliefert. Für die Endmontage ist ein richtiges Werkzeugset (Schlüssel, Sechskant, Dreher) beigelegt. Es ist so brauchbar, dass wir nicht das eigene Werkzeug aus dem Kasten geholt haben. Die Endmontage von Lenker, Pedalen, vorderem Rad und vorderem Schutzblech dauert etwa 20 Minuten.

Durch die eigenwillige Optik ist der RadRunner ein Hingucker – vor allem in Army Olive mit orangen Applikationen. Uns hat das gut gefallen, andere finden es sehr martialisch. Das Fahrgefühl ist - sagen wir mal "gewöhnungsbedürftig" – jedenfalls für einen eingefleischten Radfahrer. Motorenhersteller wie Yamaha, Shimano und Bosch verwenden viel Mühe darauf, den Radler kräftig zu unterstützen und dabei doch das Fahrgefühl eines Muskel-Fahrrads zu erhalten. Das ist beim RadRunner ganz anders. Hier ist ein Hinterradmotor von Bafang verbaut. Der Motor geht beherzt, aber unsensibel zur Sache. Das Gefühl lässt sich so beschreiben: Der Motor treibt das Rad an und dazu muss man ein wenig die Beine bewegen. Mit vier Unterstützungsstufen und einem Griff am "Handgas" kann das Bike gut bewegen. Der RadRunner bietet so viel Elektro-Mofa wie möglich und nur so wenig Fahrrad wie nötig, um den Regularien der EU zu entsprechen.

E-Mofa mit symbolischen Beinbewegungen

Wer möglichst mühelos auf dem Radweg vorankommen will, ist mit dem Motor gut bedient. Bei starken Steigungen macht sich das Fehlen einer Gangschaltung bemerkbar, hinauf kommt man aber doch. Bei zwölf Prozent Steigung sinkt die Geschwindigkeit auf etwa 17 km/h. Im Gebirge ist das Rad nicht zu empfehlen. Das preiswerte Bafang-System ist solide, aber man kann es weder beim Drehmoment noch bei der Ansteuerung mit einem Motor wie dem "Bosch Cargo Line" vergleichen. Die Reichweite vom RadRunner liegt bei etwa 40 bis 50 Kilometern – bei voller Unterstützung. Der Motor von Bafang ist kein Direktläufer, er besitzt eine Übersetzung (geared) und ist deutlich hörbar. Wer mag, kann auch mit den eigenen Beinen tüchtig mitarbeiten. Das macht aber wegen der Trittfrequenz, der Haltung und der Art der Motorunterstützung nur bei Geschwindigkeiten unter 20 km/h Freude.

Gute Ausstattung in der Preisklasse

Gemessen am Preis ist eine Lichtanlage mit guter Leuchtweite verbaut, auch die Bremsen von Tektro greifen kräftig zu und fühlen sich gut an. Die Komponenten des Günstig-Rades besitzen natürlich weder den Charme noch das Feeling von Systemen aus teuren High-End-Rädern. Gut gefallen hat der stabile mittige Ständer. Der Sattel entspricht wegen der gekappten Nase eher einem Mofasattel, für dieses Rad ist er richtig gewählt. Die Verlegung der Züge und der Lack sind gemessen an der Preisklasse sehr hochwertig.

Der RadRunner verbreitet den Eindruck von unkaputtbar. An dem Rad gibt es nämlich wenig, was kaputt gehen könnte. Die Kraft des Motors setzt in der Nabe an, Pedale, Kette und Ritzel werden vom Fahrer nur minimal belastet. Lässt man den Runner nicht im Regen stehen, dürfte der Antrieb lebenslang halten. Die Komponenten des E-Antriebs – also Display, Controller und Motor kann auch ein mäßig begabter Heimwerker leicht gegen Ersatzteile austauschen.

Kein US-Modell

Doch für die Zulassung als EU-Pedelec musste der RadRunner Federn lassen. Die Reduktion der Spitzengeschwindigkeit von 32 km/h (USA) zu 25 km/h (EU) ist noch das kleinste Übel. Die Dauerleistung des Motors wurde von 750 Watt auf 250 Watt reduziert. Das Handgas schiebt nur bis Schrittgeschwindigkeit, darüber hinaus gibt es nur einen Boost, wenn die Beine zumindest pro forma mitarbeiten. In den USA macht das – wie bei allen Pedelecs dort – natürlich mehr Spaß, als in der restriktiveren EU-Zone. Technisch sind die EU-Räder übrigens nicht mit den US-Modellen identisch. Der Controller und Motor sind schwächer ausgelegt als beim US-Pendant. Tuningfreunde können also nicht davon ausgehen, das System mit einem günstigen Kabel und einer Steuersoftware einfach auf US-Standard zu bringen.

Fazit

Uns hat der RadRunner Spaß gemacht, auch wenn er sich nicht wie ein Fahrrad fährt. Die auffällige Optik gefiel uns. Die kompakte Größe macht das Rad recht wendig. Wir haben bei unserem Testrad nicht der Versuchung widerstehen können, die coole Sozius-Bank aufzuschrauben. Da man in Deutschland nur Kinder bis sieben Jahren auf einem Rad transportieren darf, sollte ein Käufer diese Entscheidung nochmal überdenken. Mit abgesenktem Lenker und Sattel kann der Fahrer allerdings auch cool auf der Bank lümmeln.

Mit einem mittelgroßen Lastenträger vorn und einem großen Träger oder einem echten Kindersitz hinten plus der Gepäckkonsole in der Mitte, wird der RadRunner dagegen zu einem kompakten Lastenrad, mit dem man eine Menge transportieren kann, ohne dass das Rad zu breit oder zu lang wird.

Und nicht zuletzt überzeugt der Preis: 1199 Euro für das Rad sind ein Wort. Eine junge Familie kann sich so elektrisch motorisieren, ohne Unsummen ausgeben zu müssen. Nicht geeignet ist der RadRunner für Biker, die das klassische Radler-Feeling weiter genießen wollen. Der RadRunner ist ein verkapptes E-Mofa. An dem Rad selbst würden wir nur die solide Stoffhülle, die den Kabelbaum bändigt, durch eine schickere Hülle in Carbonoptik ersetzen. Das Display sieht etwas billig aus und bietet nur Grundfunktionen. Es lässt sich aber einfach durch ein hochwertigeres Modell ersetzen. Wir haben ein Modell von Eggrider angesteckt. Das ist wegen der App-Anbindung deutlich komfortabler. Damit kann man – auch im Bereich der legalen Möglichkeiten – die Unterstützung durch den Motor etwas feiner und individueller vornehmen, allerdings in den Grenzen, die der Controller zulässt. Wer auf solchen Spielkram keinen Wert legt, kommt auch mit dem originalen Display zurecht.

Nach einiger Benutzung finden Sie hier ein paar Anmerkungen aus der Praxis:

Rad Power Bikes Europa

RadRunner 

Lesen Sie auch:

- Joko hat ein E-Bike für nur 899 Euro vorgestellt - wir sind es schon gefahren

Das "Cowboy" ist das iPhone unter den E-Bikes - wir haben es ausprobiert

- VanMoof Electrified X2 und S2 - Diese E-Bikes wollen die Teslas der Fahrräder sein - wir haben sie ausprobiert

Canyon Commuter - Das Hipster-Rad

Service Elektroräder Zehn Tipps für den E-Bike-Kauf

Fahrradfahren mit Tempo 50 - so werden E-Bikes illegal getunt

Fahrradanhänger Test: Hier geht es zum Fahrradanhänger Vergleich.

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel